Neulich wanderte ich nach Wernigerode im Harz. Und merkte wieder einmal: Reise kann bilden. Reisen mit Anderen sogar den Charakter. Man zieht nicht sein übliches, eigenes Ding ab. Sondern lässt sich mal auf die Wünsche seiner Mitreisenden ein und gewinnt so ganz neue Blickwinkel. Niemals wäre ich beispielsweise auf die Idee einer Abwärtswanderung gekommen. (Ehrlich gesagt, wusste ich nicht einmal, dass es dieses Konzept überhaupt gibt.)
Schon gar nicht wäre ich ab Drei Annen Hohne abwärts gewandert, wo alle Welt den Aufstieg auf den Brocken beginnt. Wir aber unternehmen eine Art Ladies-Wanderung – wir laufen abwärts durchs Zillierbachtal nach Wernigerode.
Abwärtswandern ist überhaupt nicht langweilig (wie ich dachte). Schon gar nicht, wenn die Luftfeuchtigkeit ungefähr 90% beträgt und ein (Zillier-) Bach am Wegrand gluckert. Der gewinnt mit jedem Schritt, wird mächtiger und ruhiger und irgendwann ist alles ganz still und es läuft sich so angenehm leicht bergab. Spätestens beim Zillierbach-Staudamm hält man dann selbst die Klappe. Weil ringsrum alles so schön ist.
9 km sollen es von Drei Annen Hohne bis Wernigerode sein. Doch das ist zu bezweifeln. Oder wir machen etwas falsch. (Dabei kann man gar nicht viel falsch machen, weil man ja am Zillierbach entlang marschiert.)
Wie uns das jetzt genau gelungen ist, dass Maris Schrittzähler am Ende 17 km auf der Uhr hat, bleibt unlogisch. Und wir sind auch nicht immer abwärts gegangen.
Aber ist ja auch egal. Zum Wandern gehört es irgendwie dazu, dass man zwischendrin mal verzweifelt. Und dass man froh ist, sein Ziel zu erreichen: Hogsmeade Wernigerode.
Und hätten wir nicht die letzte Eisenbahn verpasst, hätten wir kein Taxi für den Rückweg genommen und wären wir nie mit Vollgas den Harz hinaufgeknallt. (Am Ende stand uns dann nicht mehr der Sinn nach Kukkis weltbester Erbsensuppe, obwohl uns der Taxifahrer einen Teller nachdrücklich ans Herz legte.)
PS.: Unsere Route hier zu posten macht keinen Sinne, da wir unnötige Umwege nahmen. Die richtige Tour gibts hier.