Neulich entdeckte ich auf dem Blog Süderelben den Wanderweg Grüner Ring. Er ist 100 km lang und kann hervorragend als Jodeldiplom herhalten. Er ringelt sich im Abstand von etwa 8-10 km ums Rathaus, verläuft also nicht allzu weit von der Innenstadt entfernt, so dass alle 8 Etappen bequem mit Öffis zu erreichen sind. Ein Fernwanderweg, den man spontan und Stück für Stück laufen kann, wenn´s grad passt. Vielleicht weil sich plötzlich eine Atempause auftut und/ oder es zufällig nicht regnet.
Ich kann schon mal sagen: Etappe 1 ist super. Etappe 2 nicht. Den fotografischen Beweis bleibe ich schuldig. Denn a) vergaß ich die Speicherkarte der Kamera, so dass ich nur mit meinem altertümlichen Handy fotografieren konnte. Und b) löschte ich versehentlich den Ordner mit allen Fotos von Etappe 2. Aber der Reihe nach.
Wandern auf dem Grünen Ring Etappe 1: Von Teufelsbrück nach Stellingen (10 km)
Folgt man den Tourenvorschlägen von hamburg.de beginnt der Grüne Ring für die meisten Hamburger mit einer Schiffsreise nach Teufelsbrück, was ja schon mal ein sehr angemessener Auftakt ist. Ab dem Anleger ist der Weg auch gleich fein ausgeschildert; mit einer grünen 11.
Wir folgen der Route 11 nicht, sondern machen den empfohlenen (und empfehlenswerten) Abstecher über den Jenisch-Park. An seinem Ende folgen wir der dorfidyllischen Flottbeker Baron-Voght-Straße zum zweiten empfohlenen (und extrem empfehlenswerten) Abstecher: dem Loki Schmidt Park.
Weder ich noch meine Wanderbegleitung kannten den Loki-Schmidt-Park. Unfassbar eigentlich; denn wir sind uns einig: das ist der schönste Park Hamburgs. Mehr (viel mehr) Infos gibt’s bei Michèle Legrand. Netterweise öffnet uns der Gärtner das Tor am anderen Parkende (eigentlich müsste man wieder zurück zum Eingang laufen).
Auf der anderen Seite müssen wir feststellen, dass man die Route 11 nicht ohne Weiteres wiederfinden kann, wenn man sie erst mal verlassen hat. Unsere Karte ist zu klein, um etwas zu erkennen. Das Smartphone kennt die Schleichwege durch die Grünanlagen nicht, die den Grünen Ring ausmachen. Aber in der großen Stadt trifft man ja glücklicherweise überall Auskenner.
Sie schicken uns über die Osdorfer Landstraße, wo wir den Grünen Ring im Lise Meitner Park wiederfinden. Er dirigiert uns nach Altona, vorbei an Europas ältestem noch erhaltenen Dahliengarten. Der hat aktuell seine beste Zeit. 11.000 Blumen, 600 verschiedene Sorten, blühen gerade um die Wette.
Der Dahliengarten gehörte bereits zum Volkspark. Von hier sind es nur noch knappe 1,5 km unter mächtigen Bäumen, vorbei am Stadion, bis zum Bahnhof Stellingen. Dort endet die Etappe 1. Meine Fotodokumentation. Und im Prinzip auch alle Schönheit.
Grüner Weg Etappe 2: Von Stellingen bis Ohlsdorf (13 km)
Wir bewegen uns im Zickzack. Zweimal unterqueren wir die A7 bevor wir nahe der Kieler Straße den Weg verlieren. Irgendwo in der Nähe sollten wir die A7 eigentlich schon wieder queren; dieses Mal drüber weg. Aber es ist wohl so, dass die Route 11 über eine Brücke führt, die am folgenden Tag abgerissen werden soll und daher weiträumig abgesperrt ist.
Statt auf direktem Weg latschen wir daher auf der Kieler Straße über die Autobahn und dann ewig durch total unspannende Wohngebiete zum Niendorfer Gehege. Von dem sehen wir nur einen winzigen Teil bis wir auf die Kollaustrasse treffen. Jenseits liegt der Flughafen. Links das Rollfeld hinter Stacheldraht, rechts Kleingärten. In der Mitte Fahrradfahrer, die lieber sterben würden, als einem Fußgänger auszuweichen. Stressig, finde ich.
Der Weg knickt kurz vom Flughafen rechts. Es geht durch Kleingärten. Kleingärten. Und Kleingärten. Hab gar nicht gewusst, dass die halbe Stadt aus Kleingärten besteht. Eine Parallelwelt aus Vereinsmeierei, idyllischen und spießigen Gärten, verwaisten und verwunschenen Parzellen, fest bewohnten „Lauben“ – die oft alles mögliche sind – aber nicht die erlaubten 24 qm klein.
Hamburg: das Tor zum Kleingartenverein
An welcher Stelle wir den Weg erneut verlieren, können wir hinterher nicht mehr nachvollziehen. Wir schlagen uns irgendwie – eher gefühlt als gewusst – Richtung Alsterkrugchaussee. Durch weitere Kleingärten. Und Kleingärten. Und Kleingärten.
Erst auf dem Alsterwanderweg finden wir die Route 11 wieder. Die letzten 3 km bis Ohlsdorf sind die besten der 2. Etappe. Am Bahnhof angekommen, haben wir 24 km auf dem Schrittzähler. Die uns übrigens fertiger machten, als die gleiche Distanz in freier Natur. Es ist echt anstrengender, auf Asphalt zu laufen. Und nicht durchgehend schön. Aber hochinteressant (wenn man sich dafür interessiert, wie andere Hamburger leben).
Jedenfalls bin ich schon gespannt auf Etappe 3 und 4. Dann hoffentlich mit besseren Bildern.
PS.: Herr Suederelben rollt das Ganze übrigens von hinten auf. Hier sein Bericht über Etappe 8.
Liebe Stefanie,
bis ich über Ideen nachgedacht habe, hast du sie schon längst umgesetzt! 🙂
Ich weiß gar nicht mehr, wo ich das neulich mit dem ‚Wandern auf dem grünen Ring‘ gelesen habe…ich hatte es mir direkt gespeichert und gedacht ‚das musst du bald mal in Angriff nehmen‘ – dabei blieb es erstmal wieder.
Du hast es in Angriff genommen und so kann ich bei dir schon mal sehen, was mich erwartet. – schön!
Den Loki-Schmidt-Park (ehemals Botanischer Garten) kenne ich schon und wunderschöne Stunden darin verbracht.
Darf ich einen Link mit meinem Post dazu hier lassen?
http://deichrunnerskueche.de/2014/05/botanischer-garten-hamburgloki-schmidt-garten.html
Ich bin schon sehr gespannt auf deine nächsten Etappen.
Liebe Grüße Eva
Hallo Eva, wie man sieht, ist der Loko-Schmidt-Garten im Frühling ein Traum. Danke für den Link und einen schönen Tag, Stefanie
die radfahrer waren bestimmt aus ottensen! & ein tipp: auf eine zigarette bei loki: am wochenende sind http://www.apfeltage.info …
Vielen Dank für den Link. Der Horneburger Pfannkuchen ist also Apfel des Jahres. Da will man ja sofort Apfelpfannkuchen zum Frühstück.
24 km – Hut ab! Seid Ihr den ganzen Tag unterwegs gewesen? Wahrscheinlich waren Eure Füße abends ziemlich rund. Den Loki-Schmidt-Park muss ich mir merken, das ist ein schöner Tipp.
Liebe Grüße, Martina
Hej Martina, Du hast Recht: wir haben den ganzen Tag gebraucht. Zumal man erst einmal nach Teufelsbrück kommen muss und am Ende von Ohlsdorf zurück. Sehr wichtig war auch die Bratwurst nahe des Niendorfer Geheges und der Weisswein kurz vom Ziel im Brabandt. Komm gut in den Tag, Stefanie
Ihr seid ja eine ziemlich lange Strecke abgegangen bei diesen Etappen des Grünen Rings. Alle Achtung! Ich kann nur deiner Aussage beipflichten, dass Asphaltlauferei wesentlich mehr anstrengt als eine vergleichbare Strecke, die auf Wegen wirklich in der Natur zurückgelegt wird.
Schön, dass ihr den Loki-Schmidt-Garten kurzerhand mit in euren Tagesplan aufgenommen habt und sogar am anderen Ende hinausdurftet! Es streckt sich ja doch ziemlich und wenn der Park nicht das einzige Ziel ist, das man an dem Tag anstrebt, ist die Rückrunde ein nicht unerheblicher Umweg, bevor es endlich weitergeht.
Ich danke dir für deine Erwähnung und den Hinweis auf meinen kürzlichen Blogpost zum Botanischen Garten. Vielen Dank, Stefanie!
Ich freue mich auf weitere Streckenabschnitte, die ihr erkundet und schaute auch gerade schon neugierig beim Herrn Suederelben in die Etappe 8.
LG Michèle
Guten Morgen Michèle, in der Rückschau würde ich ohnehin sagen: der Loki-Schmidt-Park braucht unbedingt einen eigenen Ausflug. Wenn ich nicht kurz zuvor Deinen Beitrag gelesen hätte, wären wir wohl auf dem offiziellen Weg geblieben. Also: Danke. Und liebe Grüße, Stefanie
Es könnte sein, dass das was ihr verpasst habt die ‚Stellinger Schweiz‘ war. Wunderschöne Ecke an sich, renaturierter Bachlauf, Hügel, von Hagenbeck bis dorthinaus kann man da wohl laufen, ich kenne nur einen Teil der Strecke weil meine Tante dort lebt … die Brücke, die abgerissen wurde ist Wördemanns Weg, das kommt hin.
Trotzdem klingt der erste Teil spannender!
LG Oli
Hallo Oli, in der Schweiz waren wir garantiert nicht – daran könnte ich mich erinnern. Geh ich gleich mal googeln…. Schönen Tag, Stefanie
Hallo Stefanie…
Wandern wäre ja überhaupt nichts für mich… Aber toll, dass du das so durchziehst… So lernt man seine eigene Stadt auch mal von einer anderen Seite kennen… 😉 Schade, dass ich nun nicht mehr so dicht an Hamburg dran bin … Ich vermisse Hamburg jetzt schon…
Und tolle Fotos 🙂
Liebe Grüße
Nadine
Hallo Nadine, kann ich voll nachvollziehen. Ich habe (vielleicht sogar in etwa Deinem Alter) auch mal zwei Jahre in Düsseldorf gelebt und anfangs riesiges Heimweh gehabt. Aber da die Menschen in NRW ja die Allernettesten überhaupt sind, hat sich das sehr schnell relativiert. Und als ich zurückkam – hatte sich nullkommagarnichts in Hamburg verändert. Will sagen: Man kann ruhig mal ein paar Jahre aussetzen. Läuft einem alles nicht weg. Liebe Grüße, Stefanie
Mensch, ich muss auch mal wieder nach Hamburg und die Stadt bewusst erkunden, abseits der ausgetretenen Familienbesuchspfade. Danke für die Anregungen und liebe Grüße!
Liebe Grüße zurück; es könnte natürlich sein, dass einer Insulanerin alles sehr laut und wuselig vorkommt.
Der Grüne Ring. Ja, da kann das Erlebnis schon sehr unterschiedlich ausfallen. Diese Erfahrung mache ich auf dem südlichen Teil auch gerade. Wie schön, dass du den Weg in umgekehrter Richtung läufst. Mit deinem Bericht kann ich mich schon mal so richtig auf die Etappe 1 freuen – und die Etappe 2 hoffentlich schnell hinter mich bringen.
[…] hat es Stefanie gerade in ihrem schönen Bericht von den ersten beiden Etappen des Grünen Rings beschrieben? „Es geht durch Kleingärten. Kleingärten. Und Kleingärten.“ Genau, und […]
[…] Weiterlesen hier auf dem Blog: Etappe 1 & 2 […]
[…] auf dem Blog: Grüner Ring Etappe 1 & 2, Etappe […]
Hamburgs Grüner Ring
Der Grüne Ring verbindet auf 100 Kilometern Naturschutzgebiete, Seen, Wälder und Parks. Die grünen Oasen der Stadt bieten vielen Tieren und Pflanzen wertvolle Rückzugsgebiete.
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