Zu einem Fehmarntrip gehört unbedingt ein Besuch bei den dänischen Nachbarn drüben auf Lolland. Ein Tagesausflug auf die viertgrößte dänische Ostseeinsel kann exakt der Definition eines Mikroabenteuers des Ober-Mikroabenteurers Alistair Humphrey entsprechen. So war es jedenfalls vorgestern bei uns; nämlich:
- easy,
- günstig,
- ein bisschen aufregend – und es hat uns
- ziemlich glücklich gemacht.
Ein günstiges Vergnügen: 12 Euro für Lolland
Günstig ist ja immer Ansichtssache. Deshalb vorab eine Kalkulation. Pro Person fallen an
a) Leihrad: 6 Euro; erhältlich beim 2Rad-Freund, direkt in Puttgarden, nicht einmal 2 km entfernt vom Fährbahnhof.
b) Tagesticket der Scandlines: 6 Euro (manche Sachen kosten eben doch weniger, als man glaubt.)
Beim Ticketkauf wird es ein bisschen abenteuerlich, weil Scandlines nicht recht auf Radfahrer eingestellt scheint. Rein intuitiv steuerten wir zunächst den Fußgänger-Terminal an; wurden aber zurück zu den Kraftfahrzeugen geschickt, die sich in X Spuren vor den Kassenhäuschen einreihen. Es fühlt sich in etwa an, als würde man auf einer sehr breiten Autobahn im Stau stehen (mit dem Rad). Was aber noch nicht das Aufregendste war.
Aufregender wird es erst, wenn ein Scandlines-Angestellter sagt: „Folgen Sie denen einfach mal“ – womit er eine Kolonne 40-Tonner meint. Räder kommen nämlich aufs unterste Deck; zusammen mit den LKWs. Es war ein ziemlich merkwürdiges Gefühl zwischen den Kolossen auf die Fähre zu radeln. Danach wurde es aber wirklich sehr entspannt.
Aufregend & easy: Fähre von Puttgarden nach Rødby
Fähren sind ja überhaupt die stresslosesten aller Verkehrsmittel. Besonders die Fähren von Puttgarden nach Rødby. Sie pendeln im 30-Minuten-Takt. Man muss sich also nicht groß wegen bestimmter Abfahrtzeiten stressen. Die 45-minütige Fahrt vergeht schnell; wahlweise im Restaurant, im Duty-Free-Shop oder auf einem windgeschützten, sonnigen Platz mit Blick aufs Meer.
Von der Fähre herunter können Radfahrer gar nicht anders als auf eine Autobrücke zuzusteuern. Dort geht es links nach Rødby, das in seiner Tristesse vermutlich nicht jedermanns Traumbild von Dänemark entspricht. Ganz anders der Radweg zur Insel Hyllekrog. Es geht auf der Brücke rechts und dann gleich dahinter wieder rechts – zurück zum Meer.
Der Radroute 38 führt 11 km auf dem Ostseedeich entlang. Der Weg ist nicht so richtig asphaltiert. Es fährt sich auf der Schotterpiste aber um einiges leichter als es zunächst aussieht.
Etwa auf halber Strecke – beim Strand Hyldtofte Østersøbad – könnte der Kiosk geöffnet haben. Aber darauf verlassen würde ich mich nicht. Eine andere Einkehrmöglichkeit gibt es auf der Strecke nicht; also am besten selber Wasser dabei haben.
Ab dem Strand kommt regelrecht Jütland-Westküsten-Feeling auf. Da sind Dünen und zwei kleine Kolonien mit Sommerhäusern. Und ansonsten nichts. Und auch fast niemand. Nur die anbetungswürdige Ostsee – die ist ja diesen Tick blauer als die Nordsee. Und immer da.
Wann genau wir in das Naturschutzgebiet eintauchten, weiß ich nicht, weil ich mich so sehr auf´s Meer konzentrierte. Doch irgendwann fiel selbst mir auf, dass die landwirtschaftliche Nutzung wilder Natur Platz gemacht hatte.
Nach 11 km bildet ein kleiner Parkplatz den Endpunkt für Radfahrer. Weiter dürfen nur Wanderer – und das auch nur vom 16. Juli bis 28. Februar. Von Anfang März bis Mitte Juli ist das Vogelreservat als wichtiges Brutgebiet gänzlich gesperrt.
Wahnsinnig schön: Fuglereservat Saksfjed-Hyllekrog
Auf Wikipedia wird Hyllekrog als Insel geführt, doch es scheint mir eher ein Nehrungshaken zu sein. Jedenfalls streckt sich jenseits einer Pforte ein schmaler Landstreifen 5 km (!) ins Meer; an einigen Stellen nicht einmal 10 Meter breit.
Ich hatte diesen schmalen Sandfinger auf Google Maps ausgeguckt. Dort sind auf einem Foto einige Wanderer zu erkennen. Es mag also sein, dass hier ab und zu mehr los ist. Da Hyllekrog total überschaubar ist, kann ich sagen: während unseres Aufenthaltes waren abgesehen von uns noch 4 andere Menschen dort.
In Deutschland wäre ein solches Naturschätzchen vermutlich die Hauptattraktion schlechthin. In Dänemark ist es auf der offiziellen Internetpräsenz visistlolland-falster.dk nicht einmal zu finden. Bzw. nur wenn man explizit nach Hyllekrog sucht. Dann erfährt man, dass das Angeln während der Brutzeit verboten ist. Da ich ja (leider, leider) keine Dänin bin, schlug ich beim ersten Blick die Hand vor den Mund wie eine alte Dame. So erschrocken war ich. Weil das echt so wunderschön ist.
Es gibt auf Hyllekrog zwei Gebäude; den Leuchtturm und Ninas Hus. Was es mit Ninas Hus auf sich hat: keine Ahnung. Ich glaube, es ist einfach ein hübsches, altes Hus mit Teich. Eingezäunt jedenfalls. Ansonsten gibt es nur ein paar Kühe. Und hunderte (mindestens) Schwäne. Und Schmetterlinge. Und Falken. Und Grillen. Und was einen sonst so zu Tränen rührt, wenn man einen Faible dafür hat.
Wer die gesamten 5 km gehen mag und so insg. auf 10 km kommt, sollte etwas mehr Zeit einplanen, als er normalerweise braucht. Teilweise geht es durch tiefen Sand und das drückt ja etwas aufs Tempo.
Was die Radtour zurück zur Fähre betrifft: es ginge wohl auch über Straßen, etwas weiter im Land hinein. Das ist etwas weiter, aber vermutlich genauso schnell. Genau kann ich´s nicht sagen, weil wir uns selten vom Meer entfernen, wenn wir nicht unbedingt müssen. Und das ist auch noch mal so etwas Schönes an einem Tagesausflug nach Lolland. Am Ende sitzt man wieder auf der Fähre. Mit Sonne im Gesicht.
So machbar kann Glück sein! Danke für den tollen Report, Stefanie – den Insel-Haken merk ich mir!
Schön – dann bin ich schon gespannt, wozu er Dich inspiriert.
oh ja, schön ist es dort. Im Juni waren wir dort, als Abschluss unseres einwöchigen Insel-Hoppings in Dänemark und gleichzeitig unseres Abschiedes von Ostholstein. Wir merken es jetzt noch einmal mehr, kaum sind wir über die Grenze, sind wir angesteckt vom Glück:-) Dänemark ist toll. Und das vor allem in seiner Bescheidenheit.
Das geht uns auch absolut so. Mir gefällt die Lässigkeit. Allein, dass die Sommerhäuser selten (mit Tand) ausstaffiert sind wie im Katalog, finde ich schon herrlich.
Was für ein netter Tagesausflug, liebe Stefanie! Dass die Fährpassage nur 6 € pro Nase kostet, erstaunt mich allerdings – wenn man mal überlegt, was für ein kleines Vermögen die Überfahrt mit dem Auto kostet.
Ich wäre auch so gern eine Dänin! Dann würde ich nämlich schon im April mit Flip-Flops und Trägertop rumlaufen, ohne die leisesten Anzeichen von Gänsehaut. ?
Liebe Grüße, Martina
Scheint, ich habe ein paar dänische Gene. Flip-Flops besitze ich zwar nicht, aber ne kurze Hose im April ist nicht selten bei mir. Man kann ja nicht ewig auf Sommer warten ….
na, so gesehen … 🙂
Hej Martina – das fand ich auch so etwas von seltsam-schön mit den günstigen Tickets. Vielleicht amortisiert sich das wegen der Alkohol-Einkäufer? Die Trägertop-Dichte war rund um die Sommerhäuser übrigens auch jetzt noch hoch. (Dabei müssten wir eigentlich abgehärteter sein. Die Kälte geht doch nirgends so in die Knochen wie im feucht-kalten Hamburg.) Liebe Grüße, Stefanie
Oooooch….. wenn ich das geahnt hätte, wäre ich fix zur Fähre geflitzt und wäre mit gekommen…. seufz
Ehrlich? Dann sage ich nächstes Mal bescheid 🙂
das würde mich sehr freuen !!!
Moin Stefanie, da hast Du Dir ja mal wieder treffsicher einen der ganz schönen Tage in diesem Jahr ausgesucht. Der Trip war doch sicher spontan, oder? Und tolle Bilder hast Du uns wieder mitgebracht. So kann Sommer aussehen… LG Ulrike
Hej Ulrike, falsch getippt: dieses Mal hatten wir echt Glück. Wir waren 3 Tage (schon länger) geplant ganz oben in Holstein und hatten tatsächlich fast nur Sonne. Ein richtiges Atemholen vor dem Herbst. Hoffe, bei Dir auf Helgoland war´s auch schön… bin noch gar nicht zum Nachlesen gekommen. Aber spätestens heute Abend hole ich das nach. Liebe Grüße und einen schönen Tag.
Aus Helgoland wurde Flensburg – aber lies einfach selbst…;-)
Toll geschrieben, vielen Dank für das Lesevergnügen!
Man bekommt sofort Lust auch loszuziehen.
Danke, Christian. Vielleicht wartet ja noch ein toller Sonnentag zum Losziehen auf uns!?
Moin Stefanie,
das klingt in der Tat aufregend.
Warum nur habe ich die Fähre viel teurer im Gedächtnis? Da waren wir nun schon so oft auf Fehmarn, aber den Turn haben wir bisher noch nicht geschafft. Wieder etwas für die To-Do-Liste. 🙂
Liebe Grüße,
Claudia
Ja, das freut mich doch. Ist eine schöne Belohnung für zwischendurch; wenn Ihr erst mal im Renovierungsstress seid. Liebe Grüße zurück und vielen Dank für den Kommentar, Stefanie
Moin Stefanie,
der Beitrag macht Lust auf einen solchen Ausflug. Vielleicht noch wichtig zu wissen, dass man Ausweise dabei haben sollte. Wir Schussel haben beim letzten Mal die Kinderausweise vergessen und konnten die Fähre somit, wegen des Risikos vielleicht nicht wieder zurück kommen zu können, nicht verlassen. Wir werden den Ausflug also nachholen müssen und hatten so nur eine nette Fährfahrt als Ausflug.
Liebe Grüße
Yvonne
Vielen Dank für den Hinweis, Yvonne. Und nun weiß ich auch, dass man auf der Fähre bleiben darf, wenn sie anlegt 😉 Ich könnte mir nämlich auch vorstellen, stundenlang hin- und zurück zu gurken. Liebe Grüße, Stefanie
Toller Bericht …
Leider hat sich nach 3 Jahren auch der Ticketpreis mehr als verdreifacht …
Mit Fahrrad 21,00€ / Pers.
Überlegen trotzdem ob wir die Woche mal „rüber radeln“
Grüsse Ulrike + Heinz
21 pro Person!? Das ist ja heftig. Vielen Dank für die Info. Und einen tollen Trip!
Tolle Tour! Wir haben für das Tagesticket 11,50 Euro pro Person bezahlt.
Zu beachten ist, dass wenn man von der Brücke kommt rechts an der Hauptstraße so lange fahren muss, bis man auf die Riesenbaustelle vom Fehmarnbelt-Tunnel stößt, dort geht links ein Radweg rein, der dann auf den Deich führt.
Danach nur noch Natur pur. Sehr toll. Danke für den tollen Tipp.
Grüße
Rudi und Skalli
Wie schön, Ihr Beiden – freut mich, dass es Spaß gebracht hat. Und die Fährtickets sind offensichtlich auch wieder gesunken. Das es sowas noch gibt. Danke für den Kommentar und liebe Grüße, Stefanie
[…] weiter. Beide Varianten sind wunderbar. Liefe man immer weiter, gelangte man zum Fährhafen Puttgarden. Das Naturschutzgebiet Grüner Brink endet jedoch am gleichnamigen Strand. Dort hat vielleicht die […]