Wind – Stille – Zingst
Stille von Zeit zu Zeit, befand Fjodor Dostojewski, sei für den Menschen wichtiger als Essen und Trinken.
Stille von Zeit zu Zeit, befand Fjodor Dostojewski, sei für den Menschen wichtiger als Essen und Trinken.
Ich bin eine große Spaziergängerin. Vor allem liebe ich Rundwege. Am meisten liebe ich Rundwege, die durch einen Urwald führen, an einem Leuchtturm vorbei, über einen unberührten Strand, an einem Windwatt entlang (durch dessen Dünen Rehe ziehen), hin zu einem Nothafen, zurück in den Wald oder an den Strand – je nach Wind und Gemütslage. So ein Rundweg ist der Rundweg an der nördlichen Spitze der Halbinsel Darß.
Man kann dem November ja Vieles vorwerfen. Doch sicherlich nicht, dass er stresst. Nichts liegt ihm ferner. Der November schickt Dich nicht zum Spielen nach draussen. Mahnt nicht, das schöne Wetter zu nutzen. Deutet nicht mit dem Zeigefinger auf Staub in Regalen oder ungeputzte Fensterscheiben. Und Weihnachten ist noch weit. Der November rät Dir nicht, regelmäßiger Sport zu treiben. Will nicht, dass du 5 kg abnimmst auf die Schnelle. (Das kann man – wie alle guten Vorsätze – auf´s nächste Jahr verschieben. Und bis dahin trägt man eben Norwegerwolle.) Eigentlich muss man im November gar nichts. Chill mal, Du, sagte er neulich, als ich auf einem zugigen Bahnhof mit ihm zusammenstieß. Mach mal halblang. Mehr will ich ja gar nicht von Dir. Dass Du überhaupt was von mir willst, entgegnete ich giftig. Dabei reicht mir schon, dass ich Dich aushalten muss. Für mehr habe ich echt keine Nerven. Und sowieso keinerlei Zeit. Ich bin im Stress, verstehst Du. Schaffe meine Arbeit nicht mehr, so müde machen mich Deine bleigrauen Tage. Und komm mir bloß nicht zu nah. Eine Grippe …
Sabine von kurzundknapp hat zur Blogparade gerufen. Zeigt mir Eure Gegend, lautet das Thema. Wobei unsere Gegend sowie ziemlich oft gezeigt wird. Aber eine Gegend liegt ja auch immer im Auge des Betrachters: Hier also St. Pauli, wie wir es sehen.
Neulich mussten wir beruflich von der A7 abbiegen. Kurz vor Gifhorn tauchte auf einmal die erste Mühle des Internationalen Mühlenmuseums auf. „Ha“, rief ich begeistert und knippste ein Foto im Vorbeifahren. Denn über das Internationale Mühlenmuseum hatte ich mir schon oft den Kopf zerbrochen.
Zu den Sachen, die ich noch nie gemacht habe, gehörte bis Sonntag eine Radtour entlang der Elbchaussee. Wer sie nicht kennt: Es handelt sich um die ziemlich laute und hoffnungslos überfüllte Hauptverkehrsader von Altona nach Blankenese. Die Radfahrer teilen sich viel zu schmale Spazier/Radwege mit viel zu vielen Spaziergängern. Und meistens ist sowieso alles zugeparkt. Besonders an Sonntagen schieben sich Horden von Ausflüglern wie ein einziger Strom zum Elbstrand hinunter. Es spricht also eine Menge dagegen, mit dem Fahrrad die Elbchaussee runter zu gurken. Andererseits auch eine Menge dafür. Zum Beispiel: 8,5 km Elbblick am Stück. Villen und Herrenhäuser in parkähnliche Gartenanlagen. Und nicht zu vergessen, dieses innerliche „Hach„, während man sich stromabwärts bewegt. Das Gefühl liegt irgendwo zwischen Heimweh und Fernweh. Und wer es kennt, ist – ganz unabhängig vom Geburtsort – Hamburger. Würde ich mal so sagen. Wir wollen aber schön hanseatisch bleiben und jetzt nicht von der schönsten Chaussee der Welt sprechen. (Darüber könnte man ansatzweise mal an einem Wochenvormittag nachdenken. Wenn man das Ganze mehr für sich hat.) An einem strahlenden Novembersonntag bei 19,7 Grad muss man sich …
Stadt Wolfsburg- künstliche Architektur, funktionelle Strukturen, klare Zeiten, sorgenfreie Häuser, zufriedene Müllcontainer, fliessbandartige Gehwege, meditative Outlet-Stores, virtuelle Sprache, kontrolliertes Nachtleben, eifrige Menschen, einzigartige Autos, wagemutige Kulturveranstaltungen, vollkommene Strassenkreuzungen, effiziente Einkaufspassagen, Raumschiff Enterprise ähnliche Bauten, stille Studenten, markante Stadtplätze und nicht existierende Obdachlose – faszinierend.
Huch. Jetzt ist es aber sehr plötzlich herbstlich und kalt geworden. Ein guter Zeitpunkt, um noch mal auf Bremerhaven zurückzukommen. Irgendwas muss man ja unternehmen in den Schmuddelwetter-Wochen. Da empfehlen sich die Havenwelten mit dem Auswandererhaus einmal mehr. Vorweg: Ich habe oft genug Schwierigkeiten mit sogenannten „Erlebnis-Museen“. Der Grad zwischem krawalligen Klamauk und bedauernswertem Kitsch scheint mir schmal. Vor beidem braucht man sich im Auswandererhaus Bremerhaven aber nicht zu fürchten. Nicht umsonst trägt es die Auszeichnungen „European Museum of the year“ und „The best in Hertiage“. An rekonstruierten Originalschauplätzen spürt der Besucher drei Jahrhunderten Auswanderungsgeschichte nach. Die Inszenierung ist bis ins letzte Detail liebevoll. Auf dem Dampfer „Lahn“ beispielsweise vibriert der Boden und man spürt dieses leichte Stampfen, als sei man wirklich auf einem Schiff. In der Galerie der 7 Millionen finden sich die Geschichten der Auswanderer. Von manchen sind nur die biographischen Daten bekannt. Von anderen erfährt man viele persönliche Hintergründe. Wie es allgemein zu den Massenauswanderungswellen nach USA, Australien, Argentinien und Brasilien kam, erfährt man an den Hörstationen, die ziemlich gemütlich sind. Der Blick bleibt dabei stets auf den Neuen Hafen gerichtet, einem der …
Der 18.10.2014 war der wärmste je in Hamburg gemessene Oktobertag. Ein Sonntag. 22,5 Grad. Perfekt für einen Microreisen-Klassiker: Eine Radtour nach Steinwerder. Los gehts an den Landungsbrücken. Der Alte Elbtunnel von 1911 führt 24 Meter in die Tiefe und ist 426 Meter lang. Und irgendwie ist mir dort unten immer ein bisschen ulkig zumute. In einer kleinen Ecke meines Gehirns freue ich mich jedes Mal, wenn ich´s hinter mir habe. Deswegen fahre ich auch gern mit dem Fahrrad. Weils schneller geht. Noch schneller ging es bis 2010. Bis dahin durfte man nämlich noch mit dem Auto fahren. Jetzt werden nur noch Fußgänger und Fahrradfahrer von den historischen Fahrkörben hinab und hinauf befördert. Seit vier Jahren wird die Oströhre renoviert. Mag sein, dass Hamburgs schönste Langzeitbaustelle noch bis 2019 existiert. Mag genauso gut sein, dass man´s 2016 gut sein lässt und den zweiten Teil der Renovierung auf später verschiebt. Kein Scherz. Der Plan, die Weströhre erst in fernerer Zukunft in Stand zu setzen, existiert wirklich. 15 Jahre könne sie noch durchhalten, heißt es. (Allerdings heißt es auch, dass …
Wer sich nicht an die 80er Jahre erinnert, dem kann ich erzählen: Es war damals nicht unüblich, an kalten und düsteren Tagen ins Solarium zu gehen. Der Stimmung halber. Und damit einem mal wieder warm wurde. Natürlich wusste man auch damals schon, dass das irgendwie nicht richtig gut ist. Aber das konnte man erfolgreich verdrängen. Eine ähnliche Wirkung hat ein Besuch im Klimahaus Bremerhaven 8 Grad Ost. Wikipedia bezeichnet es als ein „wissenschaftliches Ausstellungshaus“, das den Besuchern „die Möglichkeit einer virtuellen Reise um die Welt entlang des 8. östlichen Längengrads“ bietet. Das Besondere daran: In den Ausstellungsbereichen wird das jeweilige Klima nachempfunden. Und auch wenn auf den Internetseiten des Klimahauses steht, man müsse sich nicht besonders kleiden, kann ich nur raten 1. Zieh Dich nicht zu warm an Bis zu 38 Grad warm wird es auf der Reise. (Selten und kurz auch mal kalt.) Ich hab mir die ganze Zeit gewünscht, ich hätte keine Stiefel getragen. Bestes Outfit meiner Meinung nach: Turnschuhe, T-Shirt und Strickjacke zum ständigen An- und Ausziehen. 2. Fang am Anfang an Das Klimahaus ist eine architektonische Wucht. Allerdings etwas …