Ich werde nicht müde, das Hohelied der Holsteinischen Schweiz zu singen. Heute mit einem Intro vom Suhrer See. Wir besuchten ihn neulich, am ersten der beiden Tage, an denen die Sonne schien. Das ist in diesem Frühling bisher noch nicht so häufig der Fall gewesen. Eigentlich gar nicht.
Auf den kältesten April aller Zeiten scheint der regenreichste Mai ever zu folgen. Und als es neulich einmal nicht regnete, war ausgerechnet Sonntag. Muttertag zudem. Da hätte die Holsteinische Schweiz nach meiner Logik aus allen Nähten platzen müssen. Denn sollte ich eine klassische Muttertags-Ausflugs-Landschaft malen, sähe sie etwa so aus wie das Seen-Paradies in Ostholstein.
Der Suhrer See ist einer der saubersten Seen Schleswig-Holsteins. Seine schönste Badestelle liegt in Niederkleveez; etwa mittig zwischen Malente und Plön. Der Besuch ist eher bezaubernd als spektakulär. Nichts, wo man extra hinfährt. Sondern etwas, das man so mitnimmt, während man durch die Gegend gaukelt.
5 Gründe für einen Frühlingsausflug in die Holsteinische Schweiz
Durch die Gegend gaukeln lässt es sich hier im Frühling herrlich. Ansonsten kann man nicht so viel machen. Special-Interest nennt man das im Journalismus, wenn er sich ausschließlich an Leute mit bestimmten Vorlieben wendet. Es lässt sich ganz gut auf den (Tages-)Tourismus in der der Holsteinischen Schweiz übertragen:
Wer nichts für Natur übrig hat, könnte die Holsteinische Schweiz unter »kann man mal machen« verbuchen. Wer die Natur liebt – und zudem noch den Frühling – kommt dort jetzt so richtig auf seine Kosten. Und dann wären da noch ein paar Gründe, das nächste Sonnenfenster für langen Tag inmitten der Seen zu reservieren.
1. Wanderlust
Das sanft geschwungene Hügelland eignet sich – selten in Schleswig-Holstein – viel besser zum Wandern als zum Radfahren. Tatsächlich scheint es sich allmählich herumzusprechen. Jedenfalls begegnen einem dort mehr Wandersleute als anderswo; manche so richtig mit Rucksack auf dem Rücken und in Wanderschuhen (was ein bisschen übertrieben ist. Turnschuhe reichen).
Die Tourismuszentrale in Malente – auch das ist selten in Schleswig-Holstein – informiert gern und kompetent über das Tourennetz, markiert die Wege super und hält sie gut in Schuss. Die ohnehin bildschöne Landschaft legt im Frühling noch mal einen drauf. Jetzt leuchten die Buchenwälder im knackigsten Hellgrün und auf den Feldern blüht es strahlendgelb.
2. Der Duft von Raps
Die Rapsblüte wird in Schleswig-Holstein traditionell heiß erwartet und innerlich gefeiert. Dieses Jahr hat sie sich ziemlich verzögert. Das ist gut für alle, die sich in diesem Jahr noch nicht (genug) zwischen Rapsfeldern herumtrieben. Wer sich in den nächsten Tagen aufmacht, wird ganz schwindelig von dem speziellen Duft und selbst unter grauem Himmel knallt das Gelb so richtig fröhlich ins Gemüt. Denn Raps bedeutet auch: jetzt kommen die guten Tage.
Grundsätzlich steht es allerdings nicht so gut um den Raps. Warum das so und ein ziemliches Drama für Schleswig-Holstein ist, hat die Deichdeern aus Nordfriesland gerade in einem Experteninterview erfahren. Apropos Drama.
3. Ein Ziehen im Herzen
Die Holsteinische Schweiz ist auf ganz altmodische Art romantisch. Nostalgiker fühlen sich hier leicht in ihre Kindheit versetzt. Manchmal braucht es ein bisschen Phantasie, um es zu sehen oder zu fühlen. Manchmal zeigt es sich sehr konkret. In Malente etwa plätschert die Quelle der Gebrochenen Herzen. Wer von ihrem Wasser trinkt, wird von allem Liebesleid geheilt und kann sich im Anschluss gleich der Zukunft zuwenden. Einige Waldkilometer entfernt wartet im Dodauer Forst vielleicht schon das Glück.
Was es mit der Bräutigamseiche auf sich hat, habe ich vor Jahren schon einmal erzählt. Damals logierten wir im Fährhaus in Niederkleveez, dessen Gartenrestaurant mit beinahe unschlagbarer Lage punktet. Besonders im Frühling:
4. Spargel
Im Frühling essen Norddeutsche Spargel, bis er ihnen zu den Ohren hinauskommt. Vermutlich gilt das auch für Ost, West- und Süddeutsche. Vermutlich schmeckt er dort genauso gut. Aber Spargel mit Holsteiner Schinken isst man natürlich am besten dort, wo er herkommt. Seit 1600 schon räuchert man ihn hier wochenlang in Katenrauch; ausschließlich mit Buchen- oder Eichenholz, niemals jedoch mit Tannenhölzern. Die EU hat den Katenschinken mittlerweile mit Herkunftsschutz belegt. Echt ist er also nur hier.
Wer löblicher Weise auf Fleisch verzichtet, wird auf der Spargelkarte im Fährhaus ebenso fündig. Und falls man gar nichts essen oder trinken möchte, darf man trotzdem durch den Garten zum Anleger spazieren und die Hauptsache genießen: den Seeblick.
5. 200 Seen
Wenn es einen Ort ganz ohne See in der Gegend gibt, habe ich ihn noch nicht gefunden. Die meisten schmiegen sich direkt an zwei, manche auch an drei, vier oder mehr Seen. Im Fall von Niederkleveez liegt der Dieksee vor der Nase und im Rücken der Suhrer See. Man erreicht ihn vom Fährhaus aus in nicht einmal fünf Minuten über den Kirchenweg.
Folgt man dem Wanderweg von der Badestelle in Niederkleveez durch den Hohenrader Forst, passiert man eine zweite Badestelle und ist bei der dritten fast schon in Plön angekommen. Die Wasser-Wanderung am Suhrer See, ist besonders schön an heißen Tagen. Im Sommer gaukelt man in der Holsteinschen Schweiz nämlich nicht durch die Gegend, sondern treibt auf und entlang der Seen. Darauf werde ich sicher zurückkommen, wenn es soweit ist.
Danke für den schönen Beitrag und die super Fotos. Ihr habt einen so wunderbaren Blick auf die Schönheiten dieser Welt – die großen und die kleinen, dass man einfach Lust bekommt, sich das live auch einmal anzusehen. Zumal es in meiner Umgebung ist. Gerade in dieser doofen Zeit und auch noch mit miesem Wetter tut das sehr sehr gut. LG Ilona
Ach Gott ja, das Wetter, liebe Ilona… es soll sich ja angeblich Freitag ändern. Ich drück uns die Daumen; Stefanie
Durch die Gegend gaukeln … Glücklichmacher! Bilder und Geschichte natürlich auch, aber das Gaukeln! Liebe Grüße, Jutta
Ja, das kann ich mir vorstellen, dass Dir Gaukeln liegt 🙂 (Es geht ja nur in bestimmten Landstrichen; ausnahmsweise besser im Landesinneren als den Küsten). Liebe Grüße zurück, Stefanie
Ich bin völlig einig mit dir, was die Holsteinische Schweiz angeht. Für mich sind das total Kindheits- und Jugenderinnerungen. Zum Glück wohnen wir jetzt in einer ähnlichen Landschaft.
Liebe Stella, ich kenne die dänische Ostsee viel zu wenig. Muss ich unbedingt ändern. Liebe Grüße, Stefanie
Wir haben nicht so tolle Seen … ach, ja, an denen habe ich so einige schöne Zeit verbracht … 🙂
so viel nette Werbung für meine alte – nun wieder neue Heimat finde ich super. So schön geschrieben! Vielen Dank.
Lieber Michael, Du lebst da?! Wie toll!
Memories:-)
Ja, schön ist sie, die Holsteinische Schweiz. Mal schauen, wann wir mal wieder dort sein können. Dann am liebsten mal mit dem Kanu.
Liebe Grüße
Kai
Das will ich auch schon ewig mal machen, lieber Kai. Falls mal Sommer wird…