Am ersten blauen Tag nach dem Sturm stand das Wasser in den Gräben bis zum Rand. Felder glichen Seen. Und Büsum empfing mich mit schwerem Gerät auf dem Deich.
»Dahinten hat´s auch zwei rausgehauen«, sagte ein Arbeiter zu einem Spaziergänger. Zwei was, interessierte mich kurz, aber nicht genug, um nachzufragen.
Ich war bloß nach Büsum abgebogen, um die »Familienlagune Perlebucht« genauer zu inspizieren. Das hatte ich bei meinem letzten Besuch im Sommer auf »irgendwann mal« verschoben. Denn sie krachte aus allen Nähten. Wie überhaupt ganz Büsum im Sommer aus allen Nähten kracht. Und doch hatte ich damals verstanden, warum Büsum seine Fans hat.
Das war im vorvergangenen Sommer, wie ich jetzt konstruierte. Mein Zeitgefühl war auch schon mal mehr im Takt. Ob es nun der zweite oder dritte Pandemiewinter ist, ein Sonntag oder Mittwoch im Homeoffice, das weiß ich zwar meistens noch, aber ich fühle es nicht so wie früher. Es fehlen Parameter, an denen ich es festmachen kann.
An den Küsten beispielsweise unterscheiden sich Neben- und Hauptsaison nicht mehr in dem Maße wie es vor Corona war. Es ist schwierig geworden, einen der fabelhaften Orte zu finden, die im Winter ihre Bürgersteige komplett hochklappen. Aber dafür war ich auch gar nicht gekommen.
Beim obligatorischen Fischbrötchen-Stopp in Tönning wurde mir geradezu vor-österlich zumute. Und in den Salzwiesen von St. Peter-Ording empfing mich Lerchengesang. Zunächst traute ich mich gar nicht, darüber glücklich zu sein.
Eine Googlesuche später wusste ich aber, dass es nichts mit dem Klimawandel zu tun hat, wenn die Feldlerche Ende Februar jubiliert, sondern genauso gehört. Und dann tat ich das, wofür ich eigentlich da war. Ich schaltete den Kopf aus. Und lief. Am Strand. So weit es ging.
Nach dem Sturm
Die Welt ist auf so vielen Ebenen aus den Fugen, dass mir manchmal banal scheint, was mir »früher« das Schönste war. Allmählich setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass das Schönste ab und zu auch ungeheuer wichtig ist. Denn nicht am Strand zu laufen (so weit, wie es geht), ist ja auch keine Lösung. Ganz im Gegenteil.
Es wird ein bisschen kniffliger in den nächsten Monaten. Welche Ausflugsziele krachen nicht aus allen Nähten? (Wo) können sich Normalverdiener:innen überhaupt noch eine Auszeit leisten? Und (wie) kann man eigentlich noch mit gutem Gewissen reisen? Allein darüber nachzudenken, kann schon die Stimmung heben. Denn das sind alles lösbare Probleme. Das kriegen wir hin.
Danke für den kleinen gedanklichen Kurzurlaub. Ich war früher mit Oma und Opa öfter in Büsum. Es war sooo schön, ich habe es geliebt und mich gerade so schön daran erinnert.
Ist es nicht langsam traurig, dass wir uns bei allem schon immer fragen, ob das so richtig ist. Zwitschert ein Vogel fragt man sich, ob der nicht zu früh zwischert. Scheint die Sonne im Februar fragt man sich, ob es nicht zu warm ist für die Jahreszeit. Einfach nur für einen Moment glücklich zu sein, fällt vielen momentan schwer. Deswegen finde ich es so schön, dass Du uns immer so viele schöne gedankliche Kurzurlaube bescherst. Die Fotos sind schön, die Texte sind schön und für kleine Momente kann man das ganze Drumherum einfach mal vergessen. Danke. LG – auch an die Fellnasen.
[…] wichtig es ist, hin und wieder komplett abzuschalten, wurde mir neulich an der Nordsee klar. Etwa zeitgleich erschien unser Buch – die ultimative Bucket List für Hamburg. Und an […]
In Büsum war ich vor 7 oder 8 Jahren – war ganz nett dort gewesen.
Ist mir persönlich aber noch zu rummelig-wenn man wie ich auf eine Hallig fährt.
Ich bin gestern erst von einem 4-wöchigen Urlaub zurückgekommen – es war herrlich,auch wegen der aktuellen Wetterlage.
Und bewußt abgeschalten habe ich dort auch – kein Mobiltelefon,Laptop und ähnliches genutzt,Fernsehen gelegentlich mal Nachrichten,meist aber meine Lieblings-Musik vom mp3-Player.
Im Juli gehts zur Halligflieder-Blüte wieder dorthin.