Sabine von kurzundknapp hat zur Blogparade gerufen. Zeigt mir Eure Gegend, lautet das Thema. Wobei unsere Gegend sowie ziemlich oft gezeigt wird. Aber eine Gegend liegt ja auch immer im Auge des Betrachters: Hier also St. Pauli, wie wir es sehen.
Dass ich hier richtig bin, dass hier mein Zuhause ist, weiß ich, wenn ich morgens die Augen aufschlage. Dann höre ich nämlich vom Hafen die Schiffe tuten und im Hinterhof kreischen Möwen. Und ich will nicht nach Berlin… auch wenn es da aufregender ist. Und ich will nicht ans Meer … auch wenn es da schöner ist. Und dahin, wo das Wetter besser ist, will ich seltsamerweise auch nicht.
Wir können nicht alles. Schon gar nicht Fußball …
… und andere haben viele größere Stadien.
Aber hey, wie die St. Paulianerin sagt, es kommt nicht auf die Größe an (solange es sich nicht um Diamanten dreht).
Auf St. Pauli gibt es beispielsweise gute Galerien…
… Kneipen …
… Clubs …
… und ganz allgemein eine ziemlich gute Stimmung.
Immer am ersten Freitag im September zeigt sich im Rahmen der Kreativnacht wie St. Paulianer sind: größtenteils nicht über alle Maßen kreativ, aber wahnsinnig nett und gastfreundlich.
Seit Jahren bleibt dabei die aufregendste Aktion das offene Wohnzimmer eines Künstlerpaars, das aussieht wie bei Mama und Papa. Ansonsten gibt´s viel (veganes) Catering und DIY-Stände, an denen „irgendwas mit Ankern drauf“ verkauft wird.
Ein besonders entspannter Ort liegt auf einem Garagendach mitten in der Großen Freiheit. Gleich neben dem legendären Indra befindet sich das Gartendeck. Der temporäre, 1.100 qm große Garten ist für alle da, die Spaß am Gärtnern haben.
Als Besucher der Kreativnacht kommt man kaum daran vorbei zu denken: „Ach ja, genau – dass Menschen so miteinander sind, habe ich mir ja schon immer gewünscht.“
„Lieb sein“ lautet die Parole.
Aber wir können auch ganz anders.
Das Herz von St. Pauli schlägt auf dem Kiez. Hier ist es touristisch, prollig auch, irgendwie 80er und genau daher nehme ich die Hoffnung, dass wir dem Schicksal der Schanze entgehen. Gentrifidingsbums-mäßig.
Jedenfalls macht die Planbude am Spielbudenplatz einen guten Anfang. Hier darf mitbestimmt werden, wie das Gelände der ehemaligen Esso-Häuser mal aussehen soll. Apropos Spielbudenplatz: Schick ist er ja nicht gerade. Aber groß. D.h. hier gibts maximal viel Sonne (wenn es Sonne gibt). Darum gehört er zu unseren Lieblingsorten.
Im Sommer spielt auf dem Spielbudenplatz täglich die Live-Musik. Hat man Glück sind die Künstler eine Entdeckung. Hat man Pech, lehnt man sich einfach mit dem Drink in der Hand zurück (und dann hat man ja quasi auch schon wieder Glück.)
Mittlerweile ein Pflichttermin ist der Nachtmarkt. Immer Mittwochs von 16.00 Uhr bis 23.00 Uhr wird eingekauft – vor allem aber bei Käse und Wein die Nachbarschaft getroffen.
Im Winter schwenkt man von Astra auf Glühwein um. Am nettesten ist das immer bevor Santa Pauli, der Weihnachtsmarkt, beginnt.
Der Blick kann so schön vom Hafendeck zum Nobistor wandern. Horizonte mag ich. Immerhin bin ich an der Ostsee geboren.
Gut gucken kann man auch auf St. Paulis zweitem großen Platz. Das Heiligengeistfeld ist irre weitläufig. Fast schon seltsam groß für eine Innenstadt. An neun Monaten im Jahr ist das steinerne Feld (wie Rocco Schamoni sagt) einfach irgendwie da und großartig so für sich genommen. Man kann da gut atmen und schlendern und eben weit gucken. An drei Monaten aber ist Dom. So heißt der Hamburger Jahrmarkt und dann duftet es in meiner Straße nach gebrannten Mandeln.
Das ist übrigens nicht wirklich die Spiegelung des Doms sondern das beste Stück der diesjährigen Kreativnacht. Leider weiß ich nicht, wie der Künstler heißt. Sein Atelier ist neben der Affenfaust in der Detlev-Bremer-Straße.
Manchmal muss ich unbedingt weg von St. Pauli. Irgendwohin wo die Natur lauter ist als der Mensch. Und das finde ich dann so herrlich.
Aber ich freue mich jedes Mal darauf, wieder nachhause zu kommen. Jedes Mal. Seit fast zwanzig Jahren. Das muss ja wohl Liebe sein.
Wunderschöner Bericht! Gehen wir im Zember nochmal aufs Winterdeck? Wenn wir aus dem Urlaub wieder da sind?
Aber hallo! Ich bestehe drauf!
ach mien deern, wat hast du dat wedder scheun gemacht…dat is wie immer n plesier ;o)
Hauptsache, man macht sich nich schietig.
Was für ein toller Beitrag – ich danke dir von ganzen Herzen. Ich als Bramfelderin, die sich auf St. Pauli nicht so wirklich auskennt, bin begeistert für die vielen tollen Tipps und natürlich für deine Teilnahme an meiner Blogparade.
Viele Grüße
Sabine
Hat Spaß gebracht. Und war wirklich eine gute Idee von Dir! Liebe Grüße nach Bramfeld.
was schreibe ich nun nur, dass du nicht wieder ‚rot‘ wirst??
Aber es geht auch heute nicht anders: toller, sehr interessanter Bericht über dein Zuhause….man spürt die Liebe/die Verbundenheit in jedem Satz!
Leider bin ich wohl für die meisten Tipps schon zu alt. 🙁
Nee, nee, auf St. Pauli darf man ausdrücklich auch als Erwachsene Spaß haben!
na, ich weiß nicht, wie da ne Frau ankommt, die näher den 60 als den 50 ist?! 🙂
Ich meine, das kommt – wie stets – auf die Frau an 🙂 (aber nicht auf das Alter)
🙂 schon klar….und ich bin ja gefühlsmäßig noch viel jünger.
Sehr schöne Bilder, vielen dank Stefanie…
Danke Dir.
Wie schön! Ich glaube, in meiner Eigenschaft als Exilhamburgerin muss ich das Thema St. Pauli nochmal vertiefen.
Das kann nie schaden, liebe Maria-Bettina!