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Weihnachtsgrüße aus St. Pauli

Weihnachtsgruss

In einem Rotlichtviertel, wo so gut wie jedes Haus daran erinnert, was derzeit fehlt und die Existenzangst an jeder Ecke greifbar ist, kann einem aktuell schon einmal angst und bange werden. Mir hilft ein Blick in die Geschichte, denn auch wenn St. Pauli schon bessere Zeiten gesehen hat, waren auch viel, viel schlechtere Momente darunter.

In der Weihnachtszeit 1813 etwa ließ Napoleon jedes einzige Gebäude von St. Pauli niederbrennen, alle Bäume fällen, sämtliche Gärten verwüsten, um freies Schußfeld vor den Stadtoren zu schaffen. »Demolierung« nannte sich die Aktion. Kaum dass die Bewohner das Viertel wieder aufgebaut hatten, starben sie auch schon wie die Fliegen an der Cholera. „Ich vergesse, dass ich in Europa bin“, sagte Robert Koch. Gut 20 Jahre darauf mussten die Schulen auf St. Pauli schließen. Die Versorgungslage hatte sich mit Ausbruch des ersten Weltkrieges derart verschlechtert, dass kein Heizmaterial aufzutreiben war. In die Milch zu krümeln, gab´s auch nicht grad viel. Das blieb in den folgenden Jahrzehnten ein Dauerthema für die Armen, von denen es am Hafenrand reichlich gab – im Grunde ging es bis zum Hungerwinter 1946/47 so, als nicht nur St. Pauli in Schutt und Asche lag.

Während all dieser Ereignisse, gab es aber auch immer Gutes. Atempausen. Menschen, die halfen. Menschen, die sich verliebten. Menschen, die in die Hände spuckten. Es wurde gelebt und gefeiert und gelacht. Und selbst an düstersten Tagen weiß ich daher, dass das Leben in nicht allzu ferner Zukunft wieder nach St. Pauli zurückkehren wird.

 

 

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein gutes Weihnachtsfest. Passt schön auf Euch auf! Und wenn Ihr könnt, unternehmt morgen einen Abendspaziergang. In der längsten Nacht des Jahres wird es am Himmel zum Planetentanz kommen. Saturn und Jupiter werden einander so nah sein, wie seit 400 Jahren nicht mehr. Und danach wird die Welt wieder mit jedem Tag ein bisschen heller. Oder um es mit Hans Albers zu singen:

 

Der Wind weht von allen Seiten

Dann lass den Wind doch weh´n

Denn über uns der Himmel

Lässt uns nicht untergeh´n

 

111 Orte St. PauliFehlt nur noch die letzte Adventsverlosung für dieses Jahr. Dieses Mal gibt es 3 Exemplare 111 Orte auf St. Pauli, die man gesehen haben muss. Wer das Buch gewinnen möchte, hinterlässt einen Kommentar unter diesem Beitrag – dieses Mal mit dem Stichtwort »Weihnachten«. Am 24.12.2020 um 12.00 Uhr werde ich die Gewinner per Zufallsgenerator ziehen und benachrichtigen. Viel Glück!

Aktualisierung: Die Verlosung ist erledigt und beendet.

13 Comments

  1. Stichwort: Weihnachten

    ich bin gespannt,ob es auf St.Pauli eben auch etwas anderes als das Rotlicht-Viertel gibt,was für mich sehenswert wäre.
    Reeperbahn &Co. reizen mich ehrlich gesagt NullkommaNull.
    Der Flakbunker IV ist hingegen interessant,den habe ich während eines Fußballspieles der St.Pauli-„Dritten“ am Abend fotografiert,während im Hintergrund auch der Hamburger Dom samt Fahrgeschäfte zu sehen war.
    Ich wünsch Euch auch ein frohes und vor allem gesundes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2021 – wo es dann ab einem gewissen Zeitpunkt keinen Virus mehr geben wird.
    viele Grüße aus Duisburg
    Ralf

  2. Stichwort: Weihnachten.
    Auf St. Pauli war ich oft zum Tanzen, Es gab da mal eine tolle brasilianische Tanzbar. Auch Theater und Operettenhaus gibt es ja auf der Reeperbahn.

    Ich wünsche euch ebenfalls ein schönes Weihnachtsfest!
    Liebe Grüsse aus Dänemark von Birgit (aka Stella)

  3. STICHWORT: WEIHNACHTEN

    Ich mache auch einfach mal mit, aber eigentlich möchte ich euch ein schönes und gesundes Weihnachtsfest wünschen und einen guten Rutsch in ein GESUNDES NEUES JAHR. Liebe Grüße auch an die Fellnasen…..GLG Ilona

  4. Kerstin Mönch says

    Stichwort: Weihnachten
    …..komme gerade von einem ausgedehnten Elbspaziergang zurück.
    Wunderbar, die Elbe und Euer Blog umd mein Becher Tee.
    Ich wünsche Euch erholsame Weihnachtstage und freue mich auf Euren nächsten Beitrag.
    Kerstin

  5. Dass mich der olle Hans Albers mal zum Heulen bringt, hätte ich niemals für möglich gehalten. Danke für diese Zeilen!

  6. AnneBe says

    Stichwort Weihnachten
    …. ein besinnliches und schönes Weihnachtsfest wünsche ich Allen und ich freue mich auf alle weiteren Tipps zum In der Nähe bleiben

    Anne

  7. Tamara Weishaupt-Bülk says

    Liebe Stefanie, ich finde Deinen Beitrag sehr tröstlich und freue mich endlich mal etwas so Positives zu lesen! Freue mich schon auf den Planetentanz.
    Bleibt schön gesund!!!
    Liebe Grüße

  8. Christine says

    St. Pauli ist und war auch immer ein Ort, an welchem Frauen unter Gewalt zur Prostitution gezwungen werden. Wir sollten dies bei aller Romantik nicht vergessen. Trotzdem oder gerade deswegen wünsche ich Euch auch schöne Weihnachten und ein gesundes neues Jahr.

  9. Sabine Ecker says

    Liebe Stefanie,Danke für deine Berichte aus den Gegenden des glücklichen Lebens, was jede/r auch immer darunter versteht. Ich gestehe, dass gerade in diesem Jahr deine Berichte meinen Himmel offen hielten. Herzlichen Dank …eine frohe Weihnacht und beste Aussichten für 2021

  10. diealex says

    Stichwort: Weihnachten
    Ich hoffe einfach mal, dass ich es bald wieder nach hamburg schaffe. Aber vorerst wünsche ich noch schöne und erholsame Feiertage!
    Viele Grüße,
    die Alex

  11. Anton says

    Donnerwetter, das war´n Stück Geschichte , und ja die das Lied spiegelt ganz klar die Attitüde.Bin begeistert mag Eure Wortwahl sehr . Weitermachen Nase in den Wind. Alles Liebe und Gute vom Anton

  12. Stichwort „Weihnachten“
    Mir fiel es in diesem Jahr schwer das übliche auf Grusskarten zu schreiben, fröhlich sein, viele Geschenke erhalten, gutes Essen im Kreis der ganzen Familie etc.
    Alles nicht so treffend! Dann kam dieser Beitrag und ich nahm deine zitierte Passage aus dem Hans Albers Lied, weil es irgendwie hoffnungsvoll klingt.
    Herzlichen Dank dafür und allen eine besinnliche Weihnacht.

    LG Sasa

  13. Ihr Lieben.
    Eigentlich wollten wir in diesem Jahr einfach mal einen Kaffee trinken. Aber dann kam, was kam. Und so ist auch St. Pauli wie ein Sinnbild fürs Leben, wie Ebbe und Flut- eine Gezeitenreise. Mich erinnert die Napoleon-Geschichte an die verbrannte Erde in Nord-Norwegen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Auch dort wurde kurz vor Weihnachten alles niedergebrannt und in die Menschen vertrieben.

    Kann die Bedeutung „…und sie fanden keinen Platz in der Herberge…“ deutlicher plakatiert werden?

    Ich wünsche Euch ein besinnliches Weihnachtsfest und bin neugierig auf das kommende Jahr.
    Herzliche Grüße
    Kai

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