So leichtfüßig wie ich letzte Woche von Weißenhaus nach Sehlendorf spazierte, habe ich im vergangenen Jahr nicht immer gebloggt. Wozu von schönen Orten erzählen, wenn sie für so viele ja doch nicht erreichbar sind?! Mir war ein wenig der Sinn abhandengekommen. Aber wie es so oft beim Wandern ist, fand ich ihn unterwegs wieder.
Es geschah schon nach wenigen Schritten. Die führten mich in den GeschenkeWald Weißenhaus. Der wirklich zauberhafte Steilküstenwald dient nicht nur als Ruheforst, sondern bietet auch Baumpatenschaften an. Plaketten an den Bäumen erinnern an Geburten, Taufen, Konfirmationen, dicke Freundschaften und große Lieben, ans ganze Leben also. Und diese Ganzheit tut gut.
Das größte Geschenk machte mir der Wald, als ich aus ihm hinaus trat. Ob´s die Steilküste war, das freie Feld, der weite Horizont, die Aussicht auf eine Wanderung mit Ostseeblick oder der Frühling selbst, ich weiß es nicht, aber jedenfalls lag vor mir: die ganze Welt. So fühlte sich das an.
Die Hauptsache an einem Kliff ist die unverstellte Aussicht. Wenn man weit genug sehen kann, entdeckt man Gründe für Optimismus. Sicher, sicher, die Pandemie betreffend liegen viele Lösungen noch in der Ferne. Für wen es im letzten Jahr nicht nur um Unannehmlichkeiten ging, sondern um echte Sorgen, bleibt das Schneckentempo quälend. Da braucht es ein Gegengewicht, um die Zuversicht nicht zu verlieren und zu sehen: es geht in die richtige Richtung.
Vieles wird gut – zwischen Weißenhaus und Sehlendorf
Die Gesamtlage scheint mir wie der norddeutsche Frühling. Der ist ja auch ein Wackelkandidat, längst noch nicht richtig angekommen. Mag sogar sein, er läßt noch ewig auf sich warten. Aber in gewissen Momenten macht er dieser Tage doch schon klar: er wird sich durchsetzen. Und das sind die Tage, in denen er das Gegengewicht sein kann, das ich persönlich gerade brauche, um gut durchzuhalten. Beim Wandern funktioniert das besonders gut. Denn dann lässt die Kälte schon nach wenigen Schritten nach.
Der Wanderweg zwischen Weißenhaus und Sehlendorf führt vier Kilometer dicht an der Steilküste entlang. Er zieht sich auf und ab und in den Senken kann es nach Regenfällen ganz schön matschig werden oder glitschig, wo ein kleiner Bach mittels Trittsteinen überwunden werden muss. Gleich darauf taucht man in einen zauberhaften Heckentunnel ein und wenn man wieder auftaucht, strahlt schon der Puderzucker-Strand von Sehlendorf mit der Sonne um die Wette.
Der Sehlendorfer Strand wird von zwei gigantischen Campingplätzen dominiert. Noch ist da nicht besonders viel los. Speisen und Getränke sind derzeit nur am Wochenende zu haben. Beziehungsweise erst in Hohwacht, wohin es noch zwei wunderbare Küstenkilometer durch das Naturschutzgebiet Sehlendorfer Binnensee wären.
Der Rückweg am Strand ist etwas unwegsamer als der Steilküstenpfad. Zunächst freut man sich noch, wenn der feine Sand von festerem abgelöst wird, in dem man nicht ganz so tief einsinkt. Dann verwandelt sich der feste Sand in Geröllstrand. Und dann der Geröllstrand in ein Wackersteinfeld, das durchaus ein bisschen Trittsicherheit verlangt.
Dafür hört man den Wellenschlag der Ostsee am Fuß der Steilküste besser. Es sind weniger Spaziergänger unterwegs. Und es bieten sich riesige Findlinge als Sitzsteine an. Auf einem besonders guten Exemplar saß vergangene Woche eine Malerin. Sie schien genauso bei sich wie die Angler, die in ihren Wathosen im Wasser standen. Oder ich, die ich an ihnen vorüberstolperte. Steilküsten können offenbar auf viele verschiedene Weisen glücklich machen.
Ich will nun nicht behaupten, dass Steilküsten Lösung oder Trost für alles und jeden bieten. Aber wenn man der Typ dafür ist, können Steilküstenwanderwege die allerwichtigste Lockerung sein. Sie sind ein Freiraum – im wörtlichen Sinn. Ein Platz zum Durchatmen. Ausprobieren kann nicht schaden. Wenn man in der Nähe wohnt, am besten jetzt, denn noch ist jede Menge Platz. Und falls man nicht in der Nähe wohnt, darf man langsam wieder Pläne schmieden. Ich habe für heute schon einen im Kopf. Die Sonne scheint.
Moin Stefanie, scheint ne schöne Wanderung zu sein. die Fotos sehen toll aus. Das Wochenende muß man natürlich meiden……
Mittwoch fahre ich mit einem Freund zum Brodtener Steilufer. Freue mich schon…..
schönes Wochenende, kv
Ach toll! Viel Vergnügen.
Eigentlich wäre ich zu dieser Jahreszeit auf der Hallig Lüttmoor zur Lammzeit.
Aber Verreisen fällt leider aus wegen is´nich`.
Aber kann ich nich´zur Lammzeit-kommt die Lammzeit eben zu mir.
Ich habe mit meiner Digitalkamera genügend Filme davon gedreht,die schaue ich mir jetzt entspannt an.
Ist zwar nicht dasselbe,aber besser als nix – und es kostet auch nix.
Aber ich denke,daß man ab September wieder unbeschwert reisen kann.
Hier kann ich mir immer wieder schöne Anregungen holen- Schleswig-Hosletin ist einfach ein sehr,schönes Bundesland.
viele Grüße
Ralf
„Schleswig-Hosletin ist einfach ein sehr,schönes Bundesland.“
Moin Ralf, vielleicht sogar das schönste Bundesland. Auf jeden fall mit den zwei Meeren und den Inseln und Halligen einmalig.
schönes Wochenende, kv
Lieber Ralf, ich bin mir auch sehr, sehr sicher, dass Du im September ganz unbeschwert auf Deine Hallig reisen kannst. Und so blöd gerade alles ist – das wird für Dich durch die lange Wartezeit natürlich ein noch besseres Wiedersehen als in den Jahren zuvor. Ich wünsche Dir ganz viel Vorfreue. Und ein gutes Wochenende, Stefanie
Die Steilküste an der Ostsee ist einfach nur schön, und du hast Recht, dieser weite Blick über Strand und Wasser gibt einem das Gefühl der Freiheit zurück.
Liebe Grüsse aus Dänemark!
Liebe Stella, wir lesen hier sehnsüchtig von Euren Fortschritten. Wie schön, dass es bei Euch schon wieder besser aussieht. Genießt die Zeit für Euch allein – wenn es erst wieder möglich ist, wird vermutlich halb Deutschland zu Euch rüberströmen 🙂 Lg, Stefanie
Bestimmt! Im Moment sind die Grenzen ja wieder geschlossen. In Flensburg scheint eine sehr hohe Inzidenz zu sein. Die Stadt war (ist?) wohl total abgeriegelt gewesen, niemand rein, niemand raus.
Nein, ich glaube, so richtig abgeriegelt war´s nicht. Aber abendliche Ausgangssperre. Gestern gabs eine erste gute Nachricht. Der Indzidenzwert ist auf 109 gesunken. Zum Glück.
Oh, was fehlt mir das Meer und auch die Steilküsten! Draußen sein, wandern, einfach los gehen – das tut gut, gibt Sinn und manchmal rückt es wieder was zurecht in einem – das praktiziere ich auch so oft es geht. Aber am Meer funktioniert das „Kopf durchpusten“ irgendwie am Besten. Sobald es in diese Richtung „Lockerungen“ gibt, bin ich da!
So, und jetzt geht es raus (auch hier scheint die Sonne)! Liebe Grüße, Andrea
Liebe Andrea – stell Dir vor, ungefähr als Du hier kommentiert hast, habe ich an Dich und Bobby gedacht. Ich war nämlich in Laboe. Ich glaube, die Gastgeber erwarten Euch genauso sehnsüchtig wie Ihr den Strand. Ganz liebe Grüße, Stefanie
Laboe! Das freut mich aber, dass du dort an mich gedacht hast – und natürlich auch für dich, dass du dort warst – und dass Bobby dort hoffentlich bald wieder den Strand unsicher machen darf 😉
Liebe Stefanie, was für eine tolle abwechslungsreiche Wanderung! Vielen Dank für diesen guten Tipp…Ja, das ist gerade das Schöne an der Ostsee, sie bietet mit den Steilküsten etwas für Weitgucker, aber auch für die Nachuntengucker (Steinesammler)…
Ich habe mich beim Lesen an meine Wanderung rund um die Flensburger Förde vor einigen Jahren erinnert…
Los gings vor der Haustür in Habernis und dann in 5 Tagesetappen immer am Wasser bis nach
Sonderburg. Sehr spannend, wie unterschiedlich die Küste entlang der Strecke ist. Und ich war
etwas neidisch auf den super Weg auf der dänischen Seite, den „Gendarmsti“… Einer meiner besten Urlaube!
Heute war ich in Wackerballig, bin im Sonnenschein auch wieder am Wasser spaziert, es war traumhaft… noch kann man hier die Ruhe genießen…aber ich sehe schon die Wohnmobilkarawane am Horizont. Seufz. Wir werden andere Plätze finden…
Liebe Grüße von der Waterkant
Ellen
Liebe Ellen,
den Gendarmsti möchte ich auch unbedingt einmal gehen. Bisher hat´s nur für die erste Etappe bis zu Anis Kisok gereicht. Und natürlich die deutschen Kilometer – auf dem Fördesteig, von Flensburg, an Deiner Haustür vorbei, nach Kappeln. Die sind, wie Du weißt, ja wunderbar und auf weiten Abschnitten auch unerreichbar für Wohnmobile. Mir ist das in den letzten Wochen schon sehr aufgefallen, wie riesen-riesengroß so manches Gefährt ausfällt. Zu groß eigentlich für die filigranen Ostseestrände und auch die zubringenden Wege. Genieß die Ruhe also! Und ganz liebe Grüße, Stefanie
Hey Steffi,
Toller Blog😍
Komm uns doch mal besuchen, wenn du das nächste Mal in Kappeln bist! Würden uns sehr freuen.
Liebe Grüße
Schnuck&Robert
Schnucki!
Das freut mich und das merk ich mir.
Aber kann es sein, dass ich diesen Nachnamen noch nie gehört habe???!!!
Ganz liebe Grüße an Euch Beide
Steffi