Die Stena Scandinavica ist ein RoPax-Schiff, auch Kombicarrier genannt, also kein Passagierdampfer oder Kreuzfahrtschiff sondern eine Fähre. Ein Verkehrsmittel. Nacht für Nacht zieht sie verlässlich von Kiel nach Göteborg bzw vice versa; pünktlicher als die Deutsche Bundesbahn. Die hatte nämlich eine Stunde Verspätung, als wir letzte Woche zu unserem Minitrip nach Schweden aufbrachen. Es ließ mich kurzfristig die Nerven verlieren (ich bin leider so). Aber als wir erst einmal den Kieler Hauptbahnhof erreicht hatten, konnte selbst ich jeden Stress hinter mir lassen.
Der Schwedenkai liegt in Sichtweite des Hauptbahnhofs. Langsam-Geher brauchen vielleicht 10 Minuten zum Terminal. Einchecken ist eineinhalb Stunden vor Abreise möglich, was das Ganze schön entzerrt. Überhaupt war die gesamte Überfahrt so organisiert, dass wir nirgends und nie anstehen oder warten mussten.
An Bord gibts erst einmal einen Glögg aufs Haus bzw. Schiff. Bei der Hinreise verzichteten wir, denn Glögg trinkt man ja nicht, weil er schmecken würde sondern aus Stimmungsgründen. Und zunächst war ich mir über meine Stimmungslage noch nicht ganz im Klaren. Neben der Vorfreude beschäftigten mich auch Themen wie Seekrankheit und Klaustrophie.
Meine Befürchtungen waren vollkommen unnötig. Die Stena Scandinavica gibt sich schön großzügig und stabilisiert. Was Seekrankhkeit betrifft, weiß ich inzwischen: je älter man ist, desto kleiner die Gefahr. Und das sanfte Rollen einer Riesenfähre ist gar nichts im Vergleich mit den kleinen Verwandten zu den nord- und ostfriesischen Inseln.
Unsere Kabine – ganz oben auf Deck 11 – fanden wir ungeheuer gemütlich. Zwei Betten, ein kleiner Schreibtisch, Telefon, TV, Garderobe und Meerblick. Das Bad funktional mit eins a Dusche. Man behält seine Kabine übrigens für die Rückreise. Kann also seinen Krempel dalassen, wenn man von Bord geht. Feine Sache.
Ein Trip auf der Stena Scandinavica ist absolut bezahlbar
Ich vermute, es handelte sich bei „unserem“ Kabinentyp um den beliebtesten von allen. Jedenfalls ist er am häufigsten ausgebucht. Das habe ich festgestellt, als ich mich durch die Buchungsseite der Stena Line klickte. Ich wollte mal sehen, ob die vielfach angeteasterten 69 Euro pro Person ein spezielles Ausnahmeangebot darstellen. Aber es ist tatsächlich der ganz normale Preis für eine Innenkabine. Mit Upgrade für unsere Außenkabine kämen zwei Personen für zwei Übernachtungen auf 178 Euro.
Steht einem der Sinn nach einer Suite, Balkon oder Jacuzzi kann man auch heftiger upgraden. Günstiger gehts allerdings auch. Das erzählte uns eine Vielfahrerin. Wir trafen sie beim Auslaufen an Deck, was erstaunlich wenig Passagiere an die frischen Luft lockte. Vielleicht weil die Bar des Yacht Clubs im Winter geschlossen hat? Jedenfalls konnte die Dame berichten, dass die besten Schnäppchen zum Black Friday und zur Kieler Woche zu schnappen sind. Ihre Kosten beliefen sich dieses Mal auf 54 Euro. Insgesamt.
Wir blieben auf Deck, bis Kiel nicht mehr zu sehen war. Dass man raus kann, lässt Autos, Züge und Flugzeuge blass aussehen gegen Fähren. Natürlich, mit dem Flugzeug wären wir ungefähr in Göteborg gelandet, als wir mit dem Schiff Laboe passierten. Eine weitere Stunde später wären wir vermutlich im Hotel gewesen. Und dann hätten wir sicher schnell ein Restaurant gesucht. Und im Anschluss eine Bar. Aber genau das kann man auf der Fähre ja auch.
Auf der Stena Scandinavica gibt es drei Restaurants. In einem isst man a la carte, im anderen wartet ein durchaus verschwenderisches Buffet mit tollen Meeresfrüchten und das dritte im Köttbullar-Style gibt sich ein bisschen rustikaler. Aber lecker ist es da!
Nachts zwischen Kiel und Göteborg
Was man sonst noch machen kann: Spielen (Erwachsene an Slot Machines oder Bingo. Kinder im Spielzimmer.). Einkaufen im Duty Free Shop. Fernsehen im Living Room. Drinks nehmen an zwei Bars. Dancen in der Disco. Ausflüge buchen am Info-Desk. Oder einfach nur so rumgeistern und Leute beobachten. Oder ab in die Koje und schlafen – und zwar ganz herrlich. Ehrlich.
Verschlafen kann man auf der Fähre übrigens nicht. Pünktlich um 08.00 Uhr meldet sich der Kapitän übers Bordradio, um einen guten Morgen zu wünschen. Dann hat man noch ein Stunde Zeit, bis das Schiff anlegt.
Wir hatten um 08.00 Uhr längst gefrühstückt. Und zwar sehr gut und mit Blick aufs Meer. Zunächst war da wenig vorm Fenster zu sehen, so dass wir ganz in Ruhe das Buffet genießen konnten. Es war besser als das typische Frühstück in deutschen Hotels der Business-Klasse, weil schwedisch und Pfannkuchen mit Preiselbeeren. Als der Horizont zu leuchten begann, nahmen wir unseren Kaffee mit an Deck und waren mal wieder ganz allein da draußen.
So nach und nach folgten die 10% der Passagiere, die einen Sonnenaufgang im Schärengarten von Göteborg für bemerkenswert halten. Für uns war es eine der schönsten Stunden überhaupt in diesem Jahr. Aber das ist eine Typfrage.
Apropos Typfrage. Wenn man erzählt, dass man einen Minitrip von Kiel nach Göteborg unternimmt, sagen 2 von 3 Leuten: „Ach, das wollte ich auch immer schon mal machen. Erzähl mal danach, wie es war.“ Deswegen habe ich es so ausführlich beschrieben. Damit man sich ein genaues Bild machen kann und vielleicht den letzten Kick zum Buchen verspürt. Lohnt sich nämlich wirklich. Für die unterschiedlichsten Typen.
Was den Wintertag in Göteborg so wunderbar macht, habe ich hier beschrieben. Für Sommertipps schaut mal bei Reisefeder Anke nach – sie kennt sich aus; Göteborg ist ihre Lieblingsstadt.
Und was die Reise mit der Stena Scandinavica betrifft, bleibt nur noch zu sagen: Die Rückfahrt hat uns noch besser gefallen als die Hinreise. Insgesamt war das ein rundrum toller Kurztrip mit Eindrücken, die für einen Jahresurlaub ausgereicht hätten.
Hierfür bedanken wir uns ganz herzlich beim Team der Stena Line, das uns zu dieser Reise eingeladen hat.
Das klingt so großartig, man möchte am liebsten jeden Tag hin und her fahren! 🙂
Vielen Dank für die tolle Anregung und liebe Grüße,
Nicole
(mittlerweile ohne Blog frauvontdrahllov – aus Zeitgründen)
Ja, liebe Nicole, das habe ich schon bedauernd zur Kenntnis genommen. (Umso mehr drück ich Dir die Daumen, dass zeitlich mal eine Schiffsreise reinpasst. Ist einfach so schön.) Ganz liebe Grüße, Stefanie
Hallo Stefanie, ich fahre auch immer am liebsten klassisch mit der Stena nach Göteborg – es gibt nichts Besseres, als morgens durch die Schären zu kreuzen, bald kommt linkerhand die Festung in Sicht und schon taucht die graugrüne Älvsborgsbron vor einem auf… 🙂
Liebe Grüße
Anke
Na, Du musst es ja wissen 🙂 (Obwohl ich mir vorstelle, dass es auch nicht schlecht ist, morgens durch die Schären zu spazieren… mich hat so bezaubert, dass einige mit Brücken verbunden sind. Und die Mini-Häuschen. Und – ach, ja, einfach alles.)
Liebe Stefanie, toll, dass du es so ausführlich beschrieben hast….macht mir mit meiner Angst vor Seekrankheit u.ä. noch mehr Mut! 🙂 – Aber inzwischen bin ich sicher: der Gutschein für so einen Kurztrip wird ein Weihnachtsgeschenk für Knut. 🙂
Diese Fotos, diese Farben….wie macht ihr das nur = wunder-, wunderschön!!
Liebe Grüße Eva
Na, das muss Liebe sein 🙂 Ich finde, das ist ein ganz tolles Geschenk, liebe Eva. Da würde Dein Knut sich bestimmt irre freuen (ohnehin ja ein Name, der auf hohe See gehört!)
Liebe Stefanie, wir zählen tatsächlich zu denjenigen, die schon häufig über so eine Mini-Cruise nachgedacht haben. Der Winter ohne das elbkind zieht sich ja manchmal ein bisschen und wir freuen uns immer über Abwechslung. Wieviel Zeit hattet Ihr in Göteborg?
Liebe Grüße, Martina
8 Stunden. Natürlich viel zu kurz für eine wunderbare Stadt wie Göteborg. Aber immerhin lang genug, um sich maximal auf die entspannte Rückfahrt zu freuen. Ging uns jedenfalls so, weil wir ein extremes Power-Sightseeing absolviert haben 😉
Hi ,
Ich hatte, ehrlich gesagt, noch nie über Göteborg per Fähre nachgedacht, aber nun tue ich es. Danke für die tollen Blogs dazu, liebe Stefanie. Dass es mit der Seekrankheit nicht schlimm war und man gut an Bord schlafen konnte und vor allem der Sonnenaufgang in den Schären ….
LG Marianne
So kann es natürlich auch gehen (# floh ins ohr gesetzt). Schönen Abend, Stefanie
Hallo Stefanie,
du hast ganz recht, wenn du nicht ausführlich berichtet hättest, hätte ich dir auch etwas geschrieben à la „wollten wir auch immer schon mal machen, erzähl mal :-)“.
Danke für deinen Bericht! Die letzten beiden Fotos sind wunderschön. Ich bin nur grad etwas knatschig auf Stena Line zu sprechen, da man mir noch nicht einmal einen kleinen Blogger-Preisnachlass gewähren wollte, als ich im Herbst mal anfragte…
Liebe Grüße,
Heike
Liebe Heike, es kommt vielleicht immer auf die Ansprechpartner an?! Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße, Stefanie
Also upgraden sollte man wohl. Wir haben vor Jahren mal die Billigvariante genommen-nicht zu empfehlen. Aber die Stadt entschädigt auch für die Unbillen einer sehr kleinen und nicht allzu sauberen Kabine.Ganz liebe Grüße Erika
Klingt ganz so. Bei uns war jedenfalls vernünftig „durchgemacht“. 🙂 Liebe Grüße zurück, Steffi
wir nehmen die Fähre so oft es geht. Mal für einen Kurztrip, mal für den Start in den Urlaub. Gebucht wird die Hundekabine für unseren Vierbeiner. Der sucht sich auch gleich sienen Platz im Körbchen unterhalb des Fensters. Imposant ist die Unterfahrung etwa um Mitternacht der Store Belt Brücke. Dann kommen die Schären, und so wie ich diese Strecke schon duzende Male gefahren bin, rührt mich der Anblick bei jeder Fahrt aufs Neue. Was das Schiff betrifft, wir vermissen oft den Vorgänger, das war einfach mehr Schiff als Frachter. Einfach schöner. Aber dann kommt Göteburg und diese Stadt ist wirklich immer wieder verzaubernd. Alles geht gut ohne Auto und der schönste Teil ist wirklich Gamla Stan, also die Altstadt. Gerade buchen wir wieder unseren nächsten Trip nach Südnorwegen, natürlich mit der Stena. Und fahren immer ein wenig traurig zurück. Gestern kam eine Weihnachtskarte unserer Verwandten aus Kungsbacka, wenige Kilometer südlich von Göteburg. Das hat unsere Sehnsucht nicht besser gemacht. In diesem Sinne, Stefanie, es wird hoffentlich nicht Euer letzter Trip nach Sverige gewesen sein. Venlige Hälsinger och god jul.
Kai
Lieber Kai, welch geschickter Schachzug, die Verwandtschaft in Kungsbacka zu platzieren! Daran muss ich auch unbedingt arbeiten. Die Brücke am Großen Belt haben wir gesehen. Volko auf der Hinreise, weil er noch lange übers Schiff geisterte. Ich auf der Rückreise, weil ich zufällig aufwachte. (Wobei es vielleicht kein Zufall war sondern an den vielen grünen Leuchtbojen lag. Denn selbstverständlich hatten wir unser Fenster nicht verdunkelt.) Daher weiß ich, dass es auf der Rückfahrt um 03.41 Uhr unter der Brücke hindurch geht. Nach Norwegen reist Ihr dann ja wohl über Hirtshals? Ich liebe die Ecke sehr; besonders den Strand von Tornby. Euch auch eine schöne Weihnachtszeit und liebe Grüße, Stefanei
Mir hast du jetzt durchaus auch einen Floh ins Ohr gesetzt, Stefanie, und dass, obwohl ich sonst überhaupt nicht der Schiffsreisende bin. Kurze Übersetzer ja, lange Fahrten bloß nicht.
Nur die Tatsache, dass in diesem Fall ordentlich Platz an Bord ist und die Nacht als Reisezeit verwendet wird, macht Spaß auf das Einlaufen am Morgen (toller Blick auf die Schären bei Sonnenaufgang!) und die Stunden in Göteborg. Ich glaube, bei meinem Mann würde ich mit dem Vorschlag einer Fährfahrt durchaus offene Türen einlaufen (und für einen sehr überraschten Blick sorgen) …
LG Michèle
Und seinen Mann zu überraschen ist ja nie verkehrt. Vielen Dank für Deinen Kommentar, liebe Michèle. Göteborg ist wirklich eine (Schiffs)reise wert!
[…] man mit der Fähre nach Göteborg, tauchen die ersten Schären etwa eine Stunde vorm Festmachen […]
Beeindruckende Bilder und toller Text. Macht Lust, genau das auch einmal auszuprobieren und einzigartige Fotos zu schießen.
Danke, Tobias. Wir können das nur empfehlen.
Hi Stefanie,
welch ein verlockender Bericht und die beeindruckenden Fotos, einfach schön und überzeugend. Ich hatte auf der Suche nach einen Kurztrip die Eingebung mit der Fähre und dein Bericht hat mir alle Ängste genommen und mich überzeugt. Jetzt wird mutig gebucht. Da ich schon länger krank bin, ist dies mein erster Urlaub seid langem und ich gönne meiner Tochter und mir diesen Trip. Was gibt es schöneres als in den Geburtstag hinein auf dem Meer zu sein und diesen Tag vielleicht auch mit so einem wunderschönen Sonnenaufgang zu beginnen.
Ich freue mich wie ein Kind auf dieses Erlebnis.
Danke dir auf diesen Wege.
Liebe Sille, über Deine Nachricht freue ich mich wirklich sehr. Und ich kann nachvollziehen, dass Du Dich wie ein Kind freust – mir ging es genauso. Es ist wohl eine Typfrage. Ich drücke Euch ganz fest die Daumen für einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Alles Liebe und gute Reise! Stefanie
[…] ihrer Funktionalität haben mich die Zimmer an die Kabinen auf der Stena Scandinavica erinnert. Natürlich sind die B&B-Zimmer größer. Aber es passte ganz gut zur Stimmung im Haus, […]