Heute führt unsere Radtour nach Kiel. Es ist der dritte Tag unseres Trips entlang des Nord-Ostsee-Kanals. Gefühlt ein ganzer Urlaub. Und auch dieser Tag geht schon wieder allerbestens los. Unter anderem weil wir in der Alten Schmiede in Sehestedt aufwachen, deren Betreiberin ein schönes Hobby hat. 28 (in Worten: achtundzwanzig!) selbstgekochte Marmeladen finden sich aktuell auf ihrem Frühstückstisch. Klönschnack mit Insider-Infos gibts dazu.
Sehestedt ist ein geteiltes Dorf. Vieles, u.a. der Friedhof, liegt unter Wasser begraben. Frau Sell sagt, die Gutsherren der Umgebung sind Schuld, dass der Kanal mitten durch Sehestedt verläuft. Sie wollten eben nichts von ihren Ländereien hergeben. Und so wurden kurzerhand die einfachen Bauern von den Höfen gejagt.
Bei der Kanalerweiterung 1965 wäre beinahe noch einmal Ähnliches passiert. Nur der Denkmalschutz des Pastorats, rettete die schnuckeligen Häuser am nördlichen Kanalrand vor dem Abriss. Im Netz finde ich solche Geschichten nicht. „Die Kanalführung machte es unmöglich, die Zerschneidung Sehestedts zu umgehen“, steht da. Dabei ist die Kanalführung hier seltsam. Schon seit Rendsburg verläuft der Nord-Ostsee-Kanal nicht mehr schnurgerade sondern mäandert so vor sich hin. Was logischerweise wunderschön ist.
Bei Lindau verlässt die NOK-Expressroute erstmals den Kanal. Wir müssen den Berg hoch. Dort oben lebt ein kleiner Galloway Bulle, der von seiner Mutter abgelehnt wird. Führt der Bauer ihn morgens auf die Weide, rast die Herde davon. „Die müssen sich erst an ihn gewöhnen. Das wird schon“, beruhigt er uns Stadtmenschen.
Einmal mit einem Schiff um die Wette fahren, gehört dazu am Nord-Ostsee-Kanal. Wir nehmen es mit der Rijnborg auf.
Und obwohl wir ab Großkönigsförde eine 8 km lang Schleife über Land und Schinkel fahren müssen, erreichen wir vor dem Schiff die Fähre in Landwehr (weil Schiffe nur 12 kmh fahren dürfen).
Die Levensauer Hochbrücke
Kaiser Wilhelm hielt die Levensauer Hochbrücke für die schönste Brücke Deutschlands. Heute wird sie vor allem von Fledermäusen geliebt. 5.000 große Abendsegler überwintern in ihren Pfeilern.
Und gleich dahinter kommt schon Kiel.
I ♥ Kiel
Kieler sind mir ein bisschen suspekt. Auffällig oft reagieren Sie auf Komplimente über ihre Stadt ausweichend. Sie sagen Dinge wie: „Naja, Kiel ist an sich ja nicht schön.“
Ich will ja nicht klugscheißern, aber mir kommt´s so vor, als wäre Kiel an sich die schönste Stadt Deutschlands. Und wäre nicht gerade Kieler Woche, würden wir auch länger bleiben. Das Gewusel ist uns aber nach 3 Tagen Stille zu viel. Wir kommen lieber ein anderes Mal wieder.
Gut, dass Kiel ganz in der Nähe liegt.
Weiterlesen:
Nachtrag 2019: Wer es zeitlich möglich machen kann, plant mindestens einen Tag für Kiel ein. Die Hauptstadt von Schleswig-Holstein ist großartig für alle, die das Meer lieben. Tipps gibt es hier.
Ja, wenn man diesen Bericht liest, ist man überzeugt, dass Kiel wunderschön sein muß. Habe ich aber nie so empfunden. Tolle Bilder, machen Lust, Kiel mal mit anderen Augen zu betrachten.
Liebe Grüße Mari
Das haben wir uns auch vorgenommen. Demnächst wollen wir uns dort mal ein Rad leihen und dann alle Strände von Schilksee nach Laboe abfahren.
Naja, hier wird auf den Fotos ja auch fast immer der Blick aufs Wasser gelenkt. Und das ist immer schön!
Genau. Und weil Kiel sich um die Kieler Förde zieht, isses auch so einmalig schön 🙂