In Quedlinburg geschieht etwas für uns Ungewöhnliches. Man weiß ja, wie das so ist, wenn vier Frauen miteinander verreisen. Drei Tage lang haben wir alles gemeinsam gemacht und derweil quasi jede Minute gequatscht. Aber kaum dass wir die Altstadt von Quedlinburg betreten, zerstreuen wir uns. Ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren oder einen Treffpunkt auszumachen, geht jede ihrer Wege. Es ist als ob wir instinktiv spüren, dass Quedlinburg etwas Besonderes ist, das man gern für sich allein entdecken mag.
Es liegt eine bestimmte Ruhe in den verwinkelten Gassen der gut 1.300 Fachwerkhäuser, die Quedlinburg zum größten Flächendenkmal Deutschlands und UNESCO Welterbe machen.
„Machen wir uns nichts vor“, höre ich einen Touristenführer. „Ohne die Wiedervereinigung wären heute mindestens 75% der Häuser hinüber.“
Haben wir ja noch mal Schwein gehabt. Aber wozu wohl der Hinweis, dass man sich nichts vormachen soll? Führt er da eine Gruppe Ostalgiker durch die Stadt? Oder ist er selber einer?
Ich finde die Verteidigung völlig unnötig. Angesichts der Bausubstanz aus sechs Jahrhunderten ist eh klar, dass 40 Jahre deutsche Teilung historisch keine weitere Rolle spielen. Kräht doch in hundert Jahren kein Hahn mehr nach. Eine Fußnote; mehr nicht.
In keiner anderen Region hatte ich bisher so sehr dass Gefühl, dass die DDR-BRD-Thematik längst auf dem Weg in die angemessene Bedeutungslosigkeit ist. Der Harz kommt mir vor wie der Harz. Und nicht wie West-Harz und Ost-Harz. (Ganz anders fühle ich das zum Beispiel in Berlin).
Überhaupt scheint mir der Harz offener, näher und irgendwie größer als vermutet.
- Beispielsweise konzentriert sich die Harztouristik nicht auf Rentner, wie ich dachte. Sondern auf alle. Jedenfalls reißen wir den Altersdurchschnitt nicht gerade nach unten.
- Der Harz ist noch näher als angenommen – gerade mal 2 Stunden und 23 Minuten von der Hamburger Innenstadt, sagt Google Maps.
- Und der Brocken tut nicht nur so, als sei er ein Berg. Sondern ist mit knapp 1.150 Metern wirklich einer und liegt zudem noch mitten in einem Nationalpark.
Alles gute Gründe, um noch einmal wiederzukommen. Das mache ich auf jeden Fall. Allein schon, um auf den Brocken zu wandern, im Nationalpark nach Luchsen Ausschau zu halten, mit einer Seilbahn zu fahren. Am liebsten mal im Herbst, wenn die Wälder sich färben. Und nur für den Fall, dass es durchregnet, nehme ich mir dann ein 1 a Wellness-Hotel. Denn das ist das einzige meiner Vorurteile, das sich bestätigt hat. Der Harz ist unheimlich günstig. Beste Voraussetzungen also für eine entspannte Auszeit.
Schön, dass es dir in meiner Heimat, Sachsen-Anhalt, gefällt. Übrigens meine Oma hat in Quedlinburg gewohnt.
LG Mone
Ja, Mone, speziell der Harz gefällt mir wirklich sehr. Aber auch Magdeburg finde ich ganz toll. Warst Du denn als Kind (oder später) oft in Quedlinburg? Wirklich ein ganz schnuckeliges Städtchen.
Ein paar Mal war ich schon da auch jetzt fahren wir ab und an dorthin. Früher bin ich immer mit meinem Opa zum Schloss gelaufen. Das war das Highlight!
[…] wanderte ich nach Wernigerode im Harz. Und merkte wieder einmal: Reise kann bilden. Reisen mit Anderen sogar den Charakter. Man zieht […]