Ich denke seit einem Monat darauf herum, was ich über die Weiße Wiek (norddeutsch für Weiße Bucht) von Boltenhagen schreiben könnte. Allein: Mir fällt nichts ein. Aber ich kann ja jedenfalls mal ein paar Fotos rausrücken. Sie zeigen die Weiße Wiek an einem Sonnabend im Februar in Gänze von Ost nach West. Beginnend mit dem Fischereihafen.
Die niedlichen Bootshäuschen des Fischereihafens hatte ich schon oft auf Fotos gesehen. Aber ich hatte erwartet, da wäre noch mehr. Ein Steg ist ja kein Hafen. Dachte ich. Doch so ist es in Boltenhagen.
Die deutsche Sprache empfinde ich grundsätzlich als recht lautmalerisch. Schön beispielsweise klingt schön. Und rülpsen (nur als Beispiel) nicht. Schwierigkeiten habe ich mit Kunstbegriffen.
Man denke nur an Plantaren. Diese Substanz, die angeblich in Pril enthalten ist; tatsächlich aber überhaupt nicht existiert. Oder eben Weiße Wiek. Ein Ort, der 2006 auf einer künstlichen Halbinsel erschaffen wurde. Und ganz anders aussieht, als ich mir eine weiße Bucht vorstelle. Betonung auf: ich. Denn das ist natürlich subjektiv.
Wie wir einen Ort wahrnehmen liegt bekanntermaßen höchstens zur Hälfte am Ort selbst. Mindestens 50% ist geprägt von unseren Erfahrungen, Stimmungen, Wünschen, Phantasien usw usf. Und es ist sehr gut möglich, dass sich einer eine weiße Bucht genau so vorstellt wie die Weiße Wiek. Zumindest ja dieser Mensch, der sich den Namen ausdachte.
Wer denkt sich eigentlich Namen für neue Orte aus?
Touristiker? Bauunternehmer? Werber?
Zwischen Werbern und mir gibt es häufig Kommunikationsprobleme. Das war schon immer so. Zwar habe ich als Kind für mein Leben gern Werbung im Fernsehen geguckt. Aber nicht immer die richtigen Schlüsse gezogen.
Zum Ende der Asbach-Uralt-Werbung etwa hielt ich mir immer die Ohren zu, da ich den letzten Satz nicht hören wollte: In Asbach Uralt steckt der Geist des Weines. Und ich so: Grusel. Grusel. Grusel. Vor Geistern hatte ich Höllenrespekt.
Wovor ich hingegen überhaupt keinen Respekt hatte: Mainzelmännchen. Dabei waren (sind?) die ja wohl dafür da, Kindern die Werbezeit schmackhaft zu machen. Was ohnehin die Höhe ist, wenn man mal darüber nachdenkt.
Doch das war mir als Kind natürlich nicht bewußt. Ich fand Mainzelmännchen (im Gegensatz zur Werbung) einfach nur vollkommen bescheuert.
Wahrscheinlich habe ich auch andere Vorstellungen als Fernsehmacher.
Ein kleiner Strand markiert das westliche Ende der Weißen Wiek. Er grenzt an das Naturschutzgebiet Tarnewitzer Huk, dessen Betreten aufgrund von „Altlasten“ verboten ist. Und weil dieser Text jetzt so klingt, als würde ich die Weiße Wiek vollkommen ablehnen, möchte ich noch erwähnen: Das tue ich absolut nicht. Im Gegenteil.
Die Tarnewitzer Huk wurde in den 1930er Jahren von den Nazis zur militärischen Nutzung aufgespült; u.a. für Waffentests. Nach dem 2. ten Weltkrieg übernahm die NVA. Nach der Wende ganz kurz die Bundeswehr.
Insofern kann man über die Weiße Wiek wohl sagen: Nie war sie so wertvoll wie heute.
Liebe Stefanie, die Promenade an der Weißen Wiek ist einer meiner absoluten Lieblingsplätze … Danke für den toller Beitrag. Jetzt weiß ich, wo ich am Wochenende hinfahren werde 😉 Liebe Grüße Kati
Wie schön, Kati. Vielleicht Dein erster Spot für „10 Tagesausflüge für Hamburger“ (ich glaube, das war noch nicht, oder?)
was auch immer man an werbung bemäkeln kann, sie kann doch ganz offensichtlich sehr inspirierend sein 🙂
Joa, letztlich ist das wohl so 🙂
Danke für diesen einladenden Bericht mit den schönen Fotos!
Wir werden noch in dieser Saison mit unserem neuen MOBI dort Halt machen und die Gegend genießen.
Gerne, gerne. Ich hoffe auf Berichte 🙂
Ich fand es als Kind immer so bescheuert, wenn die am Ende von der Persil-Werbung gesagt haben: „Persil. Da weiss man, was man hat. Guten Abend“. Weil: Guten Abend sagt man doch am Anfang! Eigentlich finde ich es heute noch blöd.
Vielleicht war der Persil-Mann nicht aus Hamburg. Du weißt ja: Auf der anderen Seite Elbe, sind die Menschen nicht das Selbe.
Du hast einen genialen Weg gefunden, über den Ort zu schreiben, zu dem dir nichts einfiel :-)))
Vielen Dank, Carmen. Und Grüße nach Dänemark.
Was für eine kurzweilige Art, über diesen trotz der 191 + 191 Quartiere seltsam unbehausten Ort zu schreiben, liebe Stefanie! Es erstaunt mich immer wieder, auf welche Ideen Menschen kommen, auch im Tourismus. 😉 Herzliche Grüße!
Ja, nech? In einem Interview sagte die Hotelleitung, man bräuchte eine 60%ige Auslastung übers Jahr. Vielleicht läuft das auf 90% zwischen April und September hinaus?! Besonders voll war´s im Februar jedenfalls nicht 🙂
Der Name „Weiße Wieck „ trifft es genau. Wenn man an der Wohlenberger Wieck am Strand steht sieht man die Häuser der Hotelanlage weiß in der Sonne leuchten.
Es ist toll, was hier aus der alten Militärbasis geschaffen wurde. Möglicherweise hat man den Namen gewählt, da die Anlage die Wohlenberger Wieck zum Meer begrenzt.
Auf jeden Fall, eine gelungene Wahl.