Auf die letzten Wintermeter hatte uns noch diese lästige Grippe erwischt. Die wirkliche, richtige, echte Grippe, bei der man freiwillig im Bett bleibt – auch wenn draußen auf einmal alles nach Frühling duftet.
Gestern haben wir sie nun offiziell für beendet erklärt. Blass um die Nase und etwas wackelig auf den Beinen wagten wir einen Mini-Ausflug in die allernächste Nähe. Und zwar auf das Parkdeck von Ikea in der Großen Bergstraße.
Ich hatte schon davon gehört, dass der Ausblick sich lohnt. Besonders an Sonntagen soll sogar eine ganze Menge dort oben los sein. Montags gegen 10.00 Uhr war es aber auch ganz grandios – zumal die obere Ebene für Autos gesperrt war.
Das ist ja drollig: Hier tut die Freie und Hansestadt so, als hätte sie eine Skyline.
Ganz oben ist man ja immer irgendwie gern. Es ist so schön still und nichts versperrt den Blick zur Sonne. Und ist es nicht herrlich, dass die Luft wieder sanft ist? Ich finde: Frühling und Hamburg sind zwei Dinge, die wirklich sehr, sehr gut zusammenpassen.
Kann sich noch jemand an das Rangavillas erinnern? Inzwischen kommt es mir wie ein Traum vor, dass es die Hafencity irgendwann mal nicht gab. Dabei ist es doch noch gar nicht so lange her, dass wir durch seltsam aufregendes Industriegelände latschten, um im Kaispeicher A zu tanzen. (Isses doch, nämlich ungefähr 13 (!) Jahre. Und seit 2007 wird bereits an der Elbphilharmonie gezimmert. Irre.)
Ebenfalls seit 2007 wird die Köhlbrandbrücke saniert. Mal sehen, ob 2024 Fackelläufer drüber rennen.
Über Ikea ist so viel geredet worden in den letzten Jahren. Ich bin selbst auf einigen Anti-Ikea-Demos gewesen. Es gab sogar einen eigenen Soundtrack (zu Ton, Steine, Scherben natürlich. Das ist unser Haus.) Aber ich muss zugeben, dass ich inzwischen sehr gern in der Großen Bergstraße einkaufe. Sie ist einfach wieder richtig lebendig.
Meinen Frieden habe ich mit der Entwicklung gemacht, als ich neulich las, dass die vormaligen Mieter, die Künstlergruppe Frappant, ihr neues Gebäude inzwischen gekauft haben. Vom Parkdeck aus kann man die Viktora-Kaserne gut sehen. Es ist das Gebäude mit den zwei roten Türmen.
Mit zunehmendem Alter fällt es mir immer schwerer, einen festen Standpunkt zu den Dingen zu finden. Keine Ahnung, ob ich alters-konservativ werde (großer Gott) oder mich einfach mehr in verschiedene Sichtweisen hineindenken kann. Gentrifizierung jedenfalls scheint mir nicht mehr das Übel schlechthin. Da steckt auch Entwicklung drin und Dynamik, ohne die eine Stadt ja auch ziemlich langweilig wäre (und verfallen würde).
Weil wir noch ein bisschen (kleines bisschen) Puste übrig hatten und gerade so schön über Stadtentwicklung nachdachten, schauten wir im Anschluss noch in der Viktoria Kaserne vorbei.
In dem Gebäude von 1883 brachten die Preußen ein Infanterie-Regiment unter, nachdem sie Schleswig-Holstein annektiert hatten. Die Geschichte der Kaserne ging auch ziemlich unrühmlich weiter (aber das gilt ja für alle öffentlichen Gebäude in Deutschland). Beim Eingang zum Kasernenhof kann man das Ganze auf Texttafel übrigens schön nachlesen.
Während wir über das Gelände stromerten, fragten uns gleich drei Frappantis, ob sie uns helfen könnten. Nett fand ich das. Von einem haben wir uns die Räumlichkeiten zeigen lassen. Die Künstler sehen die Sache mit Ikea natürlich nicht ganz so entspannt. Man hätte schön vernünftige Idee gehabt und wäre ganz gern in der Großen Bergstraße geblieben.
Und doch: Ich freue mich über die 10.000 qm, die hier nicht-kommerziell in Schuss gesetzt werden.
Und worüber ich mich noch so freue: Der Frühling ist da. Er fängt gerade erst an. Das sind doch mal herrliche Aussichten.
Oh, noch jemand, der den Ausblick von dort oben genossen hat. Ich war vor kurzem auch auf dem Parkdeck und hab ein paar Bilder gemacht.
Ich liebe ebenfalls solche Berichte wie deine!
Gruß Ralf
Vielen Dank, Ralf. Wir sind eine kleine, feine Zielgruppe, würde ich meinen 🙂 Lieben Gruß, Stefanie
Ja, das scheint zu stimmen. So bin ich auf deinen Blog gestoßen und habe auch eine Weile gewühlt.
Gruß Ralf