Zu glauben man sei „was Besseres“, galt früher so ungefähr als das Allerletzte unter St. Paulianern. Heute fühlt man sich schon überlegen, wenn man nur länger im Viertel lebt als sein Nachbar. Wenn das nicht absurd ist. Noch absurder: Wer das alte St. Pauli sucht, findet es am ehesten in den HSV-Kneipen auf dem Kiez.
Eine ganz und gar typische St.-Pauli-Kneipe: Die Seilerhütte in der Seilerstraße.
Viel schlimmer als Gastronomie, die sich klar als Gentrifzierungs-Gewinner outet, sind solche, die so tun als ob sie Vielfalt schätzen. In den Möchtegern-Hipster-Läden kann es einem Touristen nämlich passieren, als nicht lässig genug einsortiert zu werden. Das ist eine Todsünde und wird mit mindestens Überheblichkeit bestraft. (Weil es an Spießigkeit kaum zu überbieten ist, sollte es Touristen-seitig damit bestraft werden, keinen Cent Umsatz zu generieren.)
Geht lieber in die Seilerhütte, liebe St. Pauli-Besucher. Da wird niemand gedissed, aber jeder geduzt. Das gilt auch für den Bürgermeister (korrekte Betonung: Bürgermeister). Die Frage des Tages lautet: „Is Olaf denn nu mit nach Mainz, oder wat?“
Nach einem Besuch in der Seilerhütte stinkt man zwar wie ein Räucheraal. Dafür muss man nicht zitternd im Regen rauchen wie die St. Pauli-Fans um die Ecke.
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Mehr Seilerhütte: Morgen in der Relegation.