Llandudno wird mit 99%er Wahrscheinlichkeit nicht so ausgesprochen, wie Du gerade denkst. Es sei denn, Du kannst walisisch (wofür ich Dich über die Maßen bewundern würde). Falls nicht: LL wird bei den Walisern zu th-l. Das U meist zu i. Also, Llandudno heißt nicht Landadno sondern Thlandidno und galt bei seiner Entstehung als „finest seasideresort in Western Europe“.
Das Besondere an Llandudno: Bis heute ist die Promenade vollkommen verschont geblieben von Spielhallen und weiteren Vergnügungsbetrieben, wie man sie sonst so gern in Britanniens Seebädern findet. Es ist auch nicht nur die erste Hotelreihe, die sich Mühe gibt. Sondern der gesamte Ort.
Nicht alle Hotles und Pensionen halten von innen, was sie von außen versprechen. Allen voran das ehemals erste Haus am Platz.
Das Grand Hotel Llandudno
Das Grand Hotel erscheint Realisten ziemlich auf den Hund gekommen. Für Träumer hingegen als eine Wahnsinnskulisse; nicht umsonst ist der Bau von 1901 ein beliebter Drehort. Also: ruhig mal auf einen Tea (oder eine Partie Bingo am Abend!) vorbeischauen. Es scheint dort niemanden weiter zu stören, wenn man durch die leeren Sääle geistert.
Die Lage des Grand Hotels ist nicht zu toppen. Allerdings liegt ganz Llandudno ziemlich günstig auf einer Landzunge. Was das betrifft, kann man mit seiner Unterkunft nicht viel falsch machen. Vorn blickt die Stadt auf die Irische See. Im Rücken erheben sich die Berge von Snowdonia vor einer zweiten Bucht, deren Strand sogar noch schöner als der vordere.
1849 war ein ziemlich guter Zeitpunkt, um ein Seebad auf dem Reißbrett zu entwickeln. Jedenfalls für Menschen, die was für viktorianische Architektur übrig haben.
Ein Denkmal für Victoria: Llandudno
Victoria, übrigens gleichermaßen Ururgroßmutter von Elisabeth II. wie auch ihrem Ehemann Prinz Philip, ist eine der zwei Frauen, um die sich in Llandudno ziemlich viel dreht. Zu ihrem goldenen Thronjubiläum eröffnete das Happy Valley, ein Park wie aus einem englischen Märchen – im allerwörtlichsten Sinne.
Im Happy Valley startet der Alice-in-Wonderland-Trail. Es ist umstritten, ob Lewis Carroll überhaupt jemals in Llandudno war. Aber Alice Liddell, nach deren Vorbild Carroll die Titelheldin von Alice im Wunderland schuf, verbrachte viele Sommer mit ihrer Familie in der Stadt.
Llandudno zweiter Name lautet Alicetown
Beinahe an jeder Ecke erinnern überlebensgroße Holzfiguren an den Hutmacher, das Kanninchen, die böse Herzogin et al. Und wer ein phantasiebegabtes Kind hat: hier bist Du richtig.
In der Hauptsaison führt eine Seilbahn vom Happy Valley hinauf auf´s Plateau des Great Orme, dem Hausberg Llandudnos. Genau wie beim Little Orme am anderen Ende der Bucht, handelt es sich beim Great Orme um eine Kalksandsteinzunge. Nur eben in viel, viel größer.
Zieht man die Seilbahn ab (weil sie geschlossen hat), bleiben immer noch drei Arten, den Great Orme zu bezwingen. Und eine ist besser als die andere.
1. The Marine Drive Llandudno
Die gebührenpflichtige Einbahnstraße (3 Pfund) führt einmal um den Great Orme herum. Es gibt nicht viele Möglichkeiten anzuhalten. Ab und zu eine kleine Parkbucht und etwa auf halber Strecke das „Rest & be thankfull-Café“. Einziger möglicher Abstecher ist die Zick-Zack-Straße zur Kirche St. Tudno.
2. Great Orme Tramway
Die Great Orme Tramway ist eine der zwei letzten Standseilbahnen auf der Welt, die andere fährt in Lissabon. Seit 1902 verbindet sie die Viktoria Station in Llandudno City mit dem Visitor Center auf dem Great Orme.
3. Der Wales Coast Path
Die Wanderung von Llandudno nach Conwy gehört zu den Sahneschnitten des Wales Coast Path. Der ist so toll, dass er einen eigenen Beitrag braucht; dazu also demnächst mehr.
Fehlt noch das Ober-Highlight von Llandudno. Der Grund, warum sich immer wieder Leute in das Seebad schockverlieben. Zwar haben wir schon berichtet, aber man kann wohl kaum einen Bericht über Llandudno schreiben, ohne sie zu erwähnen:
Die Pier von Llandundo
Mehr über die Schönheit findest Du im Beitrag über unsere Lieblingsplätze in Nordwales. Die sind übrigens alle nicht weit entfernt von Llandudno. Und das ist noch so ein Grund, warum wir „die Perle der Golden Coast“ schwerstens empfehlen können, falls Du mal einen Trip nach Nordwales planst. (Was ohnehin eine Spitzenidee wäre).
In diesem Sinne: Hwyl Fawr (ich glaube, das heißt Tschüß)
Tolle Bilder und toller Text – wie immer! Der Norden von Wales ist noch weiter nach oben gerückt auf meiner Reisewunschliste 🙂
Zum Thema Standseilbahn fällt mir noch eine dritte ein: die Tram di Opicina in Triest. Die fährt in der Stadt als normale Straßenbahn los und wenn es dann steil wird, fährt sie als Standseilbahn weiter. Spektakulär und wie ganz Triest sehr besuchenswert. Und zudem im Norden – wenn auch im Norden Italiens 😉
Liebe Lotelta, das ist mir schon häufiger aufgefallen: mir scheint jeder Norden wunderbar; auch der im Süden.
Moin Stefanie,
hört sich ja spannend an, sehr interessanter Bericht (ist bei Deinen Reiseberichten allerdings höchst überflüssig zu erwähnen).
Na denn „Hwyl Fawr“ oder so…
Aber ich freue mich trotzdem, dass Du es erwähnt hast. Liebe Grüße in die Haupstadt oder auf die Hallig!
es ist so unglaublich schön – danke für diesen Reisebericht und die spektakulären Fotos.
Llandudno – nie vorher gehört, kommt jetzt aber auf die Liste der noch zu besuchenden Ziele…
Viele Grüße
Marianne
Vielen Dank für den lieben Kommentar, Marianne.
[…] um, den Norden von Nordwales sternförmig zu erkunden. Was Llandudno so besonders macht, haben wir hier genauer […]
Schon wieder so eine schöne Pier! ? Und mit dem (oder der?) Great Orme Tramway würde ich für mein Leben gern mal fahren. Da habt Ihr Euch wirklich ein traumhaftes Reiseziel ausgesucht.
Schönen Abend und liebe Grüße, Martina ⛵️☀️
Wenn Du solche Bahnen magst, wäre Wales wirklich was für Dich. Da gibts so viele tolle Strecken und uralte Züge. Ich zeige irgendwann noch mal die Fahrt auf den Snowden. Ein totaler Traum.
Liebe Stefanie, manchmal hat man nicht die Muße, einen Bericht sofort zu lesen. Auch wenn das ganz praktisch für meinen Blog ist, sofort einen Kommentar zu schreiben 🙂
Nein, ich habe den Artikel schon oft aufgeschlagen und brauchte ein wenig Zeit, bis ich mir die Zeit nehmen konnte, die diese Vorstellung eines Momentes in Wales verdient.
Heute ist das soweit.
Nun, ich war gleich beeindruckt von den Bildern, habe kurz quer gelesen. Aber ich war irritiert. Ward Ihr im Süden Europas oder im Süden der Welt? Ich musste mich dreimal vergewissern, dass es Wales ist.
Wunderschön und diese Schönheit macht mich fast sprachlos. Aber so ging es mir bei meinem ersten beruflichen Aufenthalt auf der Insel auch. Ich habe gefühlt noch nie so eine Vielfalt an Grüntönen in der Landschaft gesehen. Und ich habe auch noch nie eine solch schöne Bäderarchitektur und so beeindruckende Seebrücken gesehen wie auf dieser Insel. Hatte ich zuvor Vorbehalte oder Vorurteile, waren sie mit der Ankunft auf dieser großartigen Insel über Board gespült.
Als ich wenige Wochen später meinen zweiten Aufenthalt plante und unbedingt wieder in das kleine Ashly-Hotel wollte, grinste meine dortige Kollegin am Telefon und meinte nur „Aha, wieder mit Familienanschluss“.
So macht mich einmal mehr der Brexit trauriger, den ich durchaus nachempfinden kann und trotzdem bedauere. Denn die Insel ist großartig und politisch lassen wir sie einfach ziehen. Hätten wir doch vorher den Menschen zugerufen: „Wir brauchen Euch“.
Trotz allem wünsche ich mir, dass die einzige Kluft das überwindbare Meer bleibt und ich freue mich, wenn wir eines Tages genau dorthin fahren, wo ihr ward. Denn, was keine Image-Broschüre der Welt schafft, das bekommt Ihr hin: Die Seele eines kleinen Paradieses zu zeigen, wo auch immer das ist.
Mit diesem Artikel finde ich, habt Ihr Euch wieder um Längen selbst übertroffen.
Um es kurz zu fassen: „Ich will dahin!!!“:-)
Liebe Grüße
Kai
Tja Kai, was soll ich da sagen?
VIELEN DANK
und ein kleines PS zum Brexit.: Nordwaliser sind Remainer
[…] und weiter soll es auch nicht gehen. In Llandudno will man bleiben – und wandern. Ich habe an anderer Stelle bereits ausreichend […]