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Lieblingsinsel Karmøy

Karmsund

Harald Schönhaar, manchmal auch Haarschön gennant, machte die Insel Karmøy zu seinem ersten Königssitz. Von hier vereinte er ein gewaltiges Reich. Seine Männer beschrieb der arabische Forscher Ibn Fadlan später als »hoch wie Dattelpalmen, blond und ihre kompletten Arme sind mit Baumstämmen und anderen Figuren tätowiert.«

Körperliche Stärke war kein Nachteil am Karmsund. Die Meeresstraße, die Karmøy bei Haugesund vom Festland trennt, galt als besonders schwer zu bezwingen. Sie trägt den Beinamen Nordvegen – Nordweg. Und von ihr erhielt das Land Norwegen seinen Namen.

 

 

Fragt man mich, ist die Anfahrt nach Karmøy noch immer eine abenteuerliche Angelegenheit. Dabei reist man die ganze Zeit auf der E39, einer der wichtigsten Fernstraßen Norwegens. Mit einer deutschen Fernstraße hat sie jedoch nicht im entferntesten etwas zu tun. Denn wo ließe sich bei uns schon von Insel zu Insel zu Insel hüpfen, wie es nördlich von Stavanger Richtung Karmøy passiert?!

 

Karmøy – Home of the Vikings

 

Per Autofähre, über kühne Brücken und duch schaurige, unterseeische Tunnel geht es von einer kleinen Insel zur nächsten. Das Finale ist der Karmøy-Tunnel. Er ist neun Kilometer lang. 140 Meter tief. Und er besitzt einen Kreisverkehr! Ich fühlte mich selbst ganz wikingerlich, als wir endlich wieder das Licht der Welt erblickten – in Form eines Schildes, dass uns im «Homeland of the Viking Kings« begrüßte.

 

Karmoey Tunnel

 

140 Kilometer Küstenlinie und tolle Panoramastraßen, Traumstrände im Karibiklook, schroffe Schären, herausgeputzte Hafenstädtchen und Fischerdörfer, außergewöhnliche Museen und Wandermöglichkeiten, reiche Geschichte und viele Aktivitäten für Kinder – kein Wunsch, den Karmøy nicht erfüllen würde. Kein Mensch, dem ich den Besuch der Insel nicht empfehlen könnte.

 

 

Groß und reich mit Grün bescheret, trutzig stolz zum Meer gekehret. Karmøy, du mit starkem Strand. So heißt es im Karmøy-Lied. Und tatsächlich ist die Insel eine Strandkönigin. Åkrasanden etwa trägt den Titel »schönster Sandstrand Norwegens«.

 

Akrasanden

Akrasanden

 

Da Åkrasanden sich an die Kleinstadt Åkrehamn schmiegt, kann es hier allerdings trubelig werden. Karmøy ist für norwegische Verhältnisse außergewöhnlich dicht besiedelt. Mit knapp 8.000 Einwohnern ist Åkrehamn zwar keine Megacity. Doch es geht für Freunde der Einsamkeit im Land der unendlichen Weite natürlich noch besser.

 

Lieblingsstrand Sandvesanden

 

Für mich persönlich ist Sandvesanden der schönste Strand. Nicht nur auf Karmøy, sondern von ganz Norwegen (also dem zugegeben Wenigen, was ich davon kenne). Er liegt im Süden der Insel, nahe dem Dorf Sandve. Dort leben bloß 313 Menschen und selbst die einen guten Kilometer vom Strand entfernt. Da lohnt sich natürlich kein Kiosk. Höchstens ein Toilettenhäuschen. Et voilá: fertig ist die perfekte Bucht.

 

Sandvesand

Sandvesanden

 

Vom kleinen Parkplatz wirkt Sandvesanden überschaubar, sanft und seidig. Die Bucht ist aber doch bisschen größer als man zunächst meint. Hinter schroffen Felsen hat die Nordsee sich tief ins  Gestein gewaschen. Sie spielt hier richtig mit den Muskeln. Zeigt ihr atlantisches Temperament.

 

 

Perfekt wird der Look von Sandvesanden durch die Landschaft im Rücken. Auf mich (Unwissende) wirkte sie lieblich wie die Schweiz. Wermutstropfen: den kleinen Pfad, der sich  über hügelige Wiesen zum südlicheren Mjøllesanden schlängelt, konnte ich nicht bis zu seinem Ende folgen. Dabei hätte ich die noch kleinere Bucht zu gern gesehen. Doch eine Herde Schafe hinderte mich an einer bestimmten Stelle am Weitergehen.  (Vor norwegischen Schafen habe ich mördermäßigen Respekt. Das hab ich ja schon mal erzählt).

 

 

What shalls?! Es heißt ja, dass es gut ist, auf Reisen immer eine Sache auszulassen, die man eigentlich gern gesehen oder getan hätte. Dann hat man einen Grund zurückzukehren. Und das wäre mir schon sehr Recht im Fall von Karmøy. Denn in direkter Nähe meines Lieblingsstrandes liegt auch meine Lieblingsstadt (von ganz Norwegen).

 

Weiße Perle im Empire-Stil – Skudeneshavn

 

Die Altstadt von Skudeneshavn an der Südspitze von Karmøy gilt als einer der am besten erhaltenen Stadtkerne Europas. Die traditionellen Holzhäuser entstanden explosionsartig Anfang des 19. Jahrhunderts mit Aufkommen der Heringsfischerei.

 

Skudeneshavn

 

Skudeneshavn ist höchst offiziell »Norwegens Sommerstadt«. Das Sommerleben spielt sich hier vor allem an und auf dem Wasser ab. Die Haupteingänge der Häuser sind zum Hafen ausgerichtet. Statt Parkplätzen finden sich Stege für die eigene Yacht.

 

Skudesneshavn

 

Wer keine besitzt, kann sich zumindest ein Ruderboot in der Touristeninformation leihen. Kostenlos. Allerdings nur von Juni bis August. Denn das sind die Monate, in denen hier die Musik spielt. Bei unserem Besuch in den letzten Maitagen lag Skudeneshavn in beinahe vollkommener Stille. Unwirklich schön.

 

Skudeneshavn

 

Stiller geht es nur noch auf den Leuchtturminseln rund um Karmøy zu. Vor Skudeneshavn liegen zwei besonders großartige Exemplare. Und auf beiden darf man übernachten. In den ehemaligen Wohnungen der Leuchtturmwärter.

 

Leuchtturminsel Vikeholmen

Vikeholmen Fyr

 

Wir haben das gemacht. Und deswegen befindet sich auch mein Lieblingsleuchtturm auf Karmøy: Geitungen Fyr. Ich halte für möglich, dass auch jeder andere Leuchtturm mein Liebling geworden wäre, hätte ich dort übernachtet. In der absoluten Einsamkeit einer kleinen Insel wird man ja sehr schnell miteinander vertraut.

 

Geitungen Fyr

Geitungen Fyr

 

Und vermutlich ist das auch mit den Stränden in Norwegen so. Und den Städten. Ganz bestimmt werden alle, die seit vorgestern nun endlich wieder einreisen dürfen, Orte entdecken, die schöner sind als alles, was sie sich je vorstellen konnten. So ist Norwegen einfach. Und ich freu mich mit allen, die das diesen Sommer erleben. Falls Du dazu gehörst: Gute Reise! (Und falls nicht: schönes Wochenende – Du weißt ja, es gibt auch in der Nähe die tollsten Dinge zu erleben :-)).

22 Comments

  1. Fred Lang says

    Danke für den überaus informativen Beitrag mit den tollen Fotos! Am liebsten würde ich gleich losfahren und all die schönen Orte aufsuchen.
    Liebe Grüße
    Fred

    • Lieber Fred, das geht mir genauso! Aber an der Elbe siehts ja heute auch ausnahmsweise gut aus. Da wollen wir nicht meckern. Liebe Grüße über den großen Strom, Stefanie

  2. Ralf Jöckel says

    Für eine Übernachtung (oder auch zwei) auf diesem Leuchhturm könnte ich mich auch begeistern ebenso wie für einen Besuch des Örtchens Skudeneshavn.
    Aber ich warte erst mal bis Mitte September,da ist Ferienende und damit verbunden sind weniger Touristen unterwegs,ich mag es ja bekanntlich sowieso gerne sehr ruhig.
    wie immer ein sehr schöner Bericht mit tollen Bildern,die spontan Lust auf einen solchen Urlaub machen.
    viele Grüße aus Duisburg und bleibt bitte gesund
    Ralf

    • Lieber Ralf, in Norwegen triffst Du mancherorts in der Nebensaison noch sehr viel weniger Leute als auf Nordstrandischmoor. Ehrlich wahr! Also, wie für Dich gemacht das Land. LG, Stefanie

  3. Schon wieder so ein schönes ZIel mit einer interessanten Geschichte. Danke für den wunderbaren Beitrag und die Bilder. 🙂

  4. Der Strand ist wirklich traumhaft. Wie aus dem Lehrbuch für Strände 😀

    Und im Leuchtturm würde ich auch sofort übernachten wollen. Ich hege schon lange den Wunsch, einmal im Leuchtturm Glowe auf Rügen zu übernachten. Mal sehen, ob das irgendwann mal was wird.

    LG Liane

    • Grad mal gecheckt: der sieht ja auch aus, wie aus dem Lehrbuch für Leuchttürme. Schön.

      Ich hätte in Deutschland gern mal auf dem Leuchtturm Roter Sand übernachtet. Er steht (ganz ohne Insel) in der Nordsee und es ist schon schwierig überhaupt ausgeschifft zu werden. Aber ich glaub, mittlerweile geht das nicht mehr. Und der Förderverein muss überhaupt sehr kämpfen, um den Leuchtturm am Leben zu halten.

  5. Den Norden schon viel bereist, war ich tatsächlich noch nie in Norwegen. Vielen Dank für den schönen Inselbesuch. Das könnte mir wohl sehr gefallen.

  6. Moin, Ihr Lieben.
    Oh ja, wie schön das ist.
    Wir überlegen zur Zeit, im nächsten Jahr wieder eine 90 Tagestour in Norwegen einzulegen. Wir haben im letzten Jahr einfach zu viel nicht gesehen:-) Aber eigentlich bräuchten wir dazu endlich mal eine 90-Jahrestour, so viele Facetten hat dieses wunderbare Land einfach ….

    Liebe Grüße und schöne Reise-Träume nach Altona.

    Kai

    • 90 Tage! Das muss echt großartig sein. Ich drücke die Daumen, dass es klappt (und freu mich schon auf viele Fotos) 🙂

  7. Das war sehr interessant. Mir war gar nicht klar, dass es in Norwegen auch Strände gibt. Wir lieben Norwegen. Ich habe mir gleich einmal angeschaut, wo die Insel liegt. Das ist von uns aus gar nicht sehr weit.
    Jetzt muss ich noch deinen Schaf-Artikel lesen. Die sind ja ansonsten ziemlich friedlich …

  8. Peter Brammen says

    Sehr schöner Bericht, der Lust auf eine entsprechende Reise entfacht. Auffällig ist allerdings der in den Fotos reichlich vorhandene blaue Himmel, obwohl Südwest-Norwegen doch eher als schlimmes Regenloch gilt. Habt Ihr wirklich viele Tage mit Topwetter gehabt? Nur zum besseren Verständnis: Ich bin kein Sonnenanbeter, der sonst am liebsten stundenlang am Strand herumliegt und war schon oft zum Wandern in Skandinavien, habe aber gerade diese Ecke stets gemieden, wegen des schlechten Wetterimages.

    • Lieber Peter, ein Freund hatte uns empfohlen, im späten Frühling zu reisen. Und tatsächlich war der Himmel Ende Mai/ Anfang Juni beinahe zehn Tag lang blau. Geregnet hat es an der Küste gar nicht. Erst als wir uns ins Landesinnere und die Berge hinauf geschlagen haben, bekamen wir´s mit Wolken (und sogar Schnee) zu tun. Und natürlich – grad warm war´s auch unten am Meer nicht. Meine Winterjacke habe ich nur selten und an ganz geschützten Stellen abgelegt. Allerdings friere ich auch schnell. Die Temepraturen lagen so bei 12 bis 15 Grad. Zum Wandern ja eigentlich ideal. Vielen Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße, Stefanie

  9. Wunderschön!! Ein Haus an so einem Traum-Ort, und dann noch mit „Parkplatz“ für die eigene Yacht – das wär’s ja. Wir spielen weiter Lotto. 😉

    Liebe Grüße, Martina

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