Gestern zur Blauen Stunde vergaß ich kurzfristig zu atmen. Winzige Lämmer bockten und sprangen an der Abbruchkante des Lummenfelsens, als handele es sich um eine sanfte Hügellandschaft. Um sicherzugehen, dass sie die Nacht überlebt haben, laufe ich vor dem Frühstück schnell mal das Oberland ab. Alles in Ordnung. Keine zerschmetterten Schafe in 60 m Tiefe.
Dafür schon wieder ein traumhafter Sonnenaufgang über der Düne. Den außer mir niemand sehen will. Ich bin ganz allein.
Dann entdecke ich 200 Treppenstufen unter mir Volko. Er fotografiert am Südstrand. Wusste ich´s doch, dass wir uns nicht verabreden müssen.
Schön praktisch so eine Insel mit Aussicht. Jedenfalls wenn man gesehen werden will.
In Hamburg sagt man ja „Tschüß“. Auf Helgoland vermutlich „bis später“, weil man sich sowieso irgendwann wieder trifft.
Viel Intimsphäre bleibt den Insulanern nicht. Alles ist winzig. Alles eng. Gerade mal eine Wohnfläche von 20 qm pro Person rechnete man beim Wiederaufbau in den 50er Jahren. So sind auch die Kleingärten genau dies: klein.
Hinter Helgolands Bebauung steckt ein ausgeklügelter Masterplan: Möglichst viel Meerblick für möglichst viele Menschen sollte herausspringen. Möglichst viel Sonne sollte jeder abkriegen und möglichst wenig Wind. Statt die gesamte Insel zu betonieren, wurde verdichtet gebaut, so dass erstaunlich viel freie Flächen der Natur Raum lassen.
Wer einmal in den Windkanälen der Hamburger Hafencity bei schlechtem Wetter spazieren ging, versteht das gleichsam Visionäre wie Soziale an Helgolands Architektur.
Ob das schön ist, ist Geschmackssache. Helgoland ist volle Kanne Wirtschaftswunderland en miniature. So viel gute, alte Bonner Republik gibts nirgends sonst.
Am Falm im Oberland kann man sich vorstellen, wie Westdeutschlands Moderne mal gedacht war, lange bevor die Oggersheimer Gemütlichkeit Einzug hielt.
Helgoland hat sogar eine eigene Farbpalette. In 14 Tönen, ausgewählt vom Hamburger Künstler Johannes Ufer, dürfen die Insulaner schwelgen. Wovon besonders im Unterland auch reger Gebrauch gemacht wird.
Alles in allem ein ganz anderer Schnack als der übliche Friesenbarock der Nordseeküste mit Buddahs statt Gartenzwergen. Man kann´s wohl nur verabscheuen oder lieben.
Wer´s verabscheut, verabscheut es schon lange und hat auch keine Aussicht auf Besserung. Die Insel steht beinahe komplett unter Denkmalschutz. Und so ändert sich in den Straßen von Helgoland wenig bis nichts.
Was aussieht wie das Traumhaus eines Hollywood-Filmstars, ist eigentlich eine Messstation für Aerosole. Und ein guter Platz, um von der Insel Abschied zu nehmen. Direkt unter uns liegt der Spielzeughafen. Ein winziges Polizei-Elektroauto tüddelt mit 10 kmh über die Landungsbrücken. Der Mini-Postbus überholt mit ca. 15 Stundenkilometern. Warenverkehr vor Halunkenjagd. So gehört sich das für ein Schmugglernest.
Wie wir da so sitzen, denke ich: Die Insel ist echt ein Schätzchen. Ein verdrehtes, von Wind und Wetter und Zeiten zerzaustes, seltsames zwar. Aber gerade darum so schön.
[…] des Hamburger Künstler Johannes Ufer gehalten. Sie versetzten mich in meine Kindheit zurück. Ob man Helgoland schön findet, ist Geschmackssache. Ich kann jedem nur empfehlen, sich so bald wie möglich ein eigenes Bild zu […]
[…] Insel hat eine eigene Farbpaletter – geschaffen vom Hamburger Künstler Johannes Ufer. Ob man Helgoland schön findet, ist Geschmackssache. Wir empfehlen unbedingt,unbedingt, unbedingt, sich selbst ein Bild zu […]
[…] nicht so hässlich und industriell ist, wie alle behaupten. Und daher hatte ich mir Borkum wie Helgoland vorstellt; also hässlich und industriell – aber dabei ganz charmant. Was hier und da auch […]