Hamburgs Grüner Ring ist ein 100 km langer Wanderweg. Er zieht sich einmal außen um die Stadt herum und ist in 8 Etappen eingeteilt. Sie sind alle – mal mehr, mal weniger bequem – mit Öffis zu erreichen. So ergibt sich ein Fernwanderweg, den man Stück für Stück laufen kann; immer wenn´s grad passt. Bzw. wenn man sich aufraffen kann. Das fällt mir hin und wieder schwer – obwohl ich´s grün mag und wandernd sowieso. Aber der Mensch ist ja manchmal seltsam.
Auf die 8. Etappe muss ich mich jedenfalls regelrecht zwingen. Dabei ist das Wetter prima. Und der Tag noch jung. Trotzdem. Ich habe keine Lust, 27 Minuten mit der S-Bahn nach Heimfeld zu fahren. Überhaupt Heimfeld. Dahin habe ich mich noch nie gesehnt.
Grüner Ring, Etappe 8, Start: Heimfeld
Heimfeld war für mich immer nur eine Autobahnausfahrt. Umso verblüffter bin ich, als ich aus dem Untergrund spaziere. Es sieht hier wie in einer netten Kleinstadt aus. Ich hatte etwas Zersiedelstes erwartet. Stattdessen spaziere ich auf einer Allee mit großzügigen Villen aus der Zeit der Jahrhundertwende zum Meyers Park. Dort treffe ich – bei der Straße „Am Waldschlösschen“ – auf den Grünen Ring. Er ist mit einer grünen 11 auf weißem Grund ausgeschildert. Und zwar wirklich hervorragend.
Der hügelige Meyers Park wirkt wie ein verlassener Buchenwald. Selbst die tollen Spielplätze sind verwaist. Es ist herrlich kühl und schattig unter den mächtigen Bäumen. Zu schnell erreiche ich die vielbefahrene Stader Straße und das schockierende Moorburger Panorama. Es schockiert mich etwa einen 1 km lang. Dann schlägt sich der Weg am Ende des Moorburger Bogens linker Hand wieder in die Natur.
Grüner Ring, Etappe 8: 10.000 Schritte Verkehrslärm
Moorburg ist einer der ältesten Stadtteile Hamburgs. Seit Anfang der 80er liegt er im Hafenerweiterungsgebiet. Da kommt man schon mal ins Grübeln, während man durch eine wirklich schöne Landschaft spaziert. Visuell ist dieser Abschnitt herrlich. Auditiv jedoch gräßlich. Denn Moorburg wird nicht nur vom Kraftwerk dominiert, sondern auch noch von der A7 durchschnitten. Ich sehe die Autos zwar nicht. Doch ich kann sie hören. Es ist laut!
Es wird ein bisschen besser, nachdem ich die A7 unterschritten habe. Da zeigt mein Schrittzähler schon 10.000 Schritte an. Wirklich still wird es erst jenseits der Waltershofer Straße. Jetzt höre ich nur noch Vögel, den Sand, der unter meinen Schuhen knirscht und den Wind in den Bäumen. Die ersten Häuschen und Plantagen kündigen Francop an. Auch so ein Stadtteil, von dem ich nicht sicher war, ob er wirklich existiert.
Grüner Ring, Etappe 8, Einkehrmöglichkeiten: Fehlanzeige
Francop gehört zum Alten Land. Das Dorf gefällt mir sogar besser als die Gegend um Jork. Es ist alles viel weniger aufgehübscht. Der Schlickgürtel aus Baggergut des Hamburger Hafens wirkt aus der Ferne wie eine eiszeitliche Endmoräne. Der Deich verläuft nicht schnurgerade, sondern mäandert durch Obstplantagen und -wiesen, wo die Bäume noch schön knorrig wachsen dürfen. Die Bäume am Deich sind so gepflanzt, dass man sich weder bücken noch strecken müsste, um die Früchte zu pflücken.
Aufgrund der wochenlangen Dürre ist das Gras auf dem Deich verbrannt. Auch heute knallt die Sonne wieder heftig vom Himmel. Die Luft flirrt. Die Grillen zirpen. Und hätte ich gewusst, dass der Francoper Hofladen Mittwochs geschlossen hat, hätte ich mehr Wasser mit auf den Weg genommen. Seit ich vor gut 10 km aus der S-Bahn stieg, bin ich noch an keinem Geschäft oder Lokal vorbeigekommen.
Grüner Ring, Etappe 8, das Ziel liegt in Finkenwerder
Es folgt eine Durststrecke in jeder Hinsicht – „an der Alten Süderelbe“ entlang. Was ich auf meiner Karte für die echte Alte Süderelbe gehalten habe, erweist sich als Umgehungsstraße gleichen Namens. So bin ich nicht gerade traurig, als ich das Etappenziel Finkenwerder erreiche.
Der Grüne Ring endet mit einem kleinen Sahnestückchen. Dicht an der Elbe geht es über den Gorch-Fock-Park zum Rüschpark; definitiv ein empfehlenswerter Spaziergang. Er lohnt sich auch für diejenigen, die sich nicht in den Kopf gesetzt haben, einmal um Hamburg herum zu laufen.
Ob der Rest der 8. Etappe gefällt?
Dafür würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen!
Grüner Ring, Etappe 8
Länge: gute 15 km
Anreise: Bus 141, 146, 241 oder S-Bahn Heimfeld (dann + 1,5 km)
Abreise: Fähren 62 und 64
Mehr Infos & Karten Grüner Ring
Weiterlesen hier auf dem Blog: Etappe 1 & 2
Tja, da bin ich mir auch nicht so sicher. Wenn ich mich nicht irre, gab es schon durchaus inspirierendere (was für ein Wort!) Berichte von Dir.
Aber ich habe etwas dazugelernt: Hamburg hat einen Stadtteil, der Francop heißt. Das war mir völlig neu. Peinlich.
Liebe Grüße, Martina
Ja, Martina, richtig inspirierend war es nicht 🙂
[…] Weiterlesen auf dem Blog: Grüner Ring Etappe 1 & 2, Etappe 8 […]