Ich wollte Dich heute an etwas erinnern. Nur für den Fall, dass Du es vergessen hast (denn eigentlich weißt Du es, das ist mir klar). Mir geht es nur selbst so, dass ich es ab und zu vergesse. Wenn´s hektisch wird zum Beispiel oder tagelang regnet. Doch es ist mir vorgestern wieder eingefallen, als ich am Strand spazieren ging.
Da dachte ich an die Geschichte von der Stadt am Meer. Die Geschichte ist wirklich wahr. Alles hat sich genauso zugetragen, auch wenn es wie ein Märchen klingt…
Es war einmal eine Stadt, deren Bewohner liebten das Meer auf intensive Weise. Zu ihrem Kummer lag die Stadt jedoch weit von der Küste entfernt. Selbst das schnellste aller Pferde hätte die Strecke nicht an einem Tag zurücklegen können. Und Vergnügungsreisen waren damals nur etwas für die Allerreichsten. Den ganz normalen Menschen blieb daher nichts anderes übrig, als sich nach dem Meer zu sehnen.
Und wie sie sich sehnten. Sie sehnten sich immerzu. Sie träumten von der See. Träumten vom weiten Horizont. Von grauen Wellen, die auf weiße Strände zuliefen. Träumten von Sturmwolken und Klippen, von Seesternen und Muscheln, von Dünengras und Schwärmen von Seevögeln.
Und darüber begannen sie, den Wind zu lieben. Denn er kam ja vom Meer. Und sie liebten auch den Regen, weil er das Meer in sich trug.
Die Frauen gewöhnten sich an, wie Matrosen zu reden. Und einen wiegenden Gang, als würden sie über Schiffsplanken schlendern. Sie rauchten Meerschaumpfeifen. Und die Männer ließen sich lange Bärte wachsen wie Jan und Hein und Klaas und Pit und sie bestickten ihre Mützen mit Seemansgarn.
Und obwohl die Stadt doch weit entfernt vom Meer lag, errichteten die Bewohner am Flussufer den größten Hafen des Landes und sie bauten Schiffe über Schiffe. Und am Ende kamen die Möwen.
Und es war zu seltsam; mit den Jahren vergaßen die Menschen, dass ihre Stadt nicht am Meer lag. Wenn sie abends an den Fluss gingen, rochen sie den Ozean und sie schmeckten sein Salz in der Luft. In den Spelunken brannte das Licht nun die ganze Nacht und man tanzte zum Schifferklavier bis zum Morgen. Längst wünschten sich die Bewohner der Stadt nicht mehr fort. Sie glaubten, am schönsten Ort der Welt zu leben.
Noch seltsamer aber war, dass es sich im ganzen Land herumsprach. Alle, alle, begannen zu glauben, die Stadt am Fluss sei eine Stadt am Meer. Selbst als Landkarten üblich wurden. Selbst als Jedermann zu reisen begann. Und obwohl es die Reisenden doch eigentlich besser wussten, fühlten sie sich in der Stadt, als sei die Küste nur eine Flussbiegung entfernt.
Und so ist es bis heute geblieben.
Und wenn Du das nicht glaubst, wenn Du das für ein Märchen hältst, bist Du wohl noch nie in Hamburg gewesen. (Denn das ist die Stadt, die ich meine. Aber das hast Du Dir sicher schon gedacht).
Warum ich das alles aber eigentlich erzähle… Es mag mal sein, dass Du Deinen größten Wunsch für unerreichbar hältst. Es mag sogar sein, dass er unerreichbar ist. Halte ihn trotzdem fest. Gerade aus hochfliegenden Träumen entwickelt sich ja oft etwas anderes. Etwas, das ebenso gut ist. Oder noch viel besser.
Mir ist klar, dass Du das eigentlich weißt. Doch sicherheitshalber wollte ich Dich heute daran erinnern. Nur für den Fall, dass Du es vergessen hattest. Weil bald Weihnachten ist. Du darfst Dir jetzt etwas wünschen.
So eine schöne Geschichte, liebe Stefanie! Und das sage ich gewiss nicht aus Lokalpatriotismus. Toll erzählt und kongenial bebildert. Habt es fein und kommt gut und gesund ins neue Jahr!
🙂
Zu dieser wunderbaren Geschichte gibt es nichts hinzuzufügen….außer dass du recht hast mit dem Wunsch bewahren etc……
Danke für alles und für euch alles Gute für 2016!
LG Eva
🙂
Liebe Stefanie,
Diese wunderbare Geschichte wurde uns Heilihabend als Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Und wir waren alle total berührt, einige haben geweint, weil sie die Geschichte so schön fanden.
Vielen Dank Steffi! Das war ganz toll.
Frohe Weihnachten.
Deine Mari
🙂
Wie schön, Hamburg eignet sich sogar zur Weihnachtsgeschichte!
LG, Frank
🙂
Einfach wunderbar. Danke für diesen und Eure anderen schönen Beiträge in diesem Jahr.
Bleibt gesund und glücklich und macht weiter so!
Herzliche Weihnachtsgrüße von der Elbkind-Crew, heute mal aus Kopenhagen ???
Kopenhagen wie toll! Genießt das und kommt gut ins neue Jahr; Stefanie & Volko
jetzt muss ich weinen
och nö. das wollte ich ja nun nicht.
Die Geschichte könnte meine sein! Jetzt fange ich an, auch den Regen zu lieben… Frohe Weihnachten! Jutta
Das ist ja auch keine schlechte Idee, wenn man Island liebt (also den Regen lieben, meine ich). Alles Gute für 2016 und liebe Grüße, Stefanie
war nur Rührung. so so schön meine Liebe
So eine schöne Geschichte! Komm gut ins Neue Jahr und ganz liebe Grüße von der Nordsee, Ulrike
Liebe Stefanie und Volko.
Die Geschichte hat auch mich sehr berührt, ist tief in mich eingedrungen, wunderbar…..Ich wünsche euch alles Gute für das neue Jahr. Anita