1977 gründeten sieben junge Lübecker*innen den Landschaftsverein Dummersdorfer Ufer. Es galt, ein geplantes Gewerbegebiet zwischen Kücknitz und Travemünde zu verhindern. Es war die ganz klassische David gegen Goliath-Nummer.
Um den Naturraum an der Traveförde hatten schon seit den 1920er Jahren Umweltschützer gerungen. In den 50ern wurde er endlich unter Schutz gestellt. Nur um dann zwanzig Jahre später wieder auf der Abschussliste zu landen. Und wenn man dort heute spazieren geht, kann man sich nur tief und dankbar vor den Aktivist*innen verneigen, die diese Herrlichkeit bewahrt haben.
Das Dummersdorfer Ufer ist nicht nur für Pflanzen- und Tierwelt von übergroßer Bedeutung, sondern auch Bodendenkmal und kultureller Schatz. Auf dem Hirtenberg der Halbinsel soll vor mehr als 800 Jahren eine Motte, die Burg Alt-Travemünde, gestanden haben.
15 Jahre leistete der Verein Widerstand und Aufklärungsarbeit, bis eine neue Schutzgebietsverordnung für das Dummersdorfer Ufer erlassen wurde. Es schmiegt sich an die Traveförde, den südlichsten Meeresarm der Ostsee. Eine Landschaft wie diese gibt es nirgends sonst in Schleswig-Holstein.
Die Trockenrasen werden sich bald zur vollen Schönheit aufschwingen. Wenn Heide-, Pech- und Grasnelken zu blühen beginnen und mit ihnen etliche andere bedrohte und geschützte Arten, kommen auch die Schmetterlinge. Wir waren aber auch gestern schon hingerissen von der landschaftlichen Vielfalt, den traumhaften An- wie Aussichten und Lerchengesang.
Das Naturschutzgebiet Dummersdorfer Ufer kann auf verschiedenen Rundwegen erkundet werden. Die fünf bis zehn Kilometer langen Touren sind auf einer Infotafel am Parkplatz Hirtenbergweg aufgeführt. Sie führen auf Wegen und Pfaden zu Aussichtspunkten und -plattformen, an Strände und durch Niederwald. Und so viele Picknickkörbe kann man gar nicht packen, wie es herrliche Bänke und geschützte Stellen gibt.
Wenn ich mir vorstelle, dass ohne die sieben jungen Luebecker*innen aus den Anfangstagen heute Industrieanlagen die Stülper Huk überziehen würden, ist das einerseits gruselig. Und andererseits natürlich ein Grund zu Hoffnung. Vielleicht sogar ein Auruf, sich selbst zu engagieren. Nicht locker zu lassen. Vielleicht wird die Zukunft ja grün.
Anfahrt und Info zum Dummersdorfer Ufer: Klick
Die grüne Zukunft wünsche ich mir auch.
Generell sind mir grüne Landschaften viel lieber als Betonbauten en masse.
Das freundlich in die Kamera schauende Schaf könnte eine Heidschnucke sein.
viele Grüße und bleibt bitte alle gesund.
Süß, nech. Das würde Dir bestimmt gefallen: im Sommer werden die Grünflächen gemeinsam von Schafen und Ziegen beweidet. Gestern fingen sie gerade an, die Zäune zu ziehen.
Hallo Stefanie,
danke für den schönen Beitrag. Der entscheidende Trick bei der Unterschutzstellung des Dummersdorfer Ufers kam durch die Naturschützerin Loki Schmidt zustande. Vor den Reportern hatte sich die Kanzlersgattin ganz klar für den Schutz ausgesprochen, da konnten die Lübecker nicht mehr sang und klanglos das Gebiet industrialisieren. Schöne Grüße aus dem sonnigen Hamburg, Christian
Lieber Christian,
vielen Dank für Deinen Kommentar und diese tolle Info über Loki Schmidt.
Sie ist so erstaunlich. Egal, was man über sie erfährt, es freut einen immer.
Liebe Grüße
Stefanie
Hallo, vielen Dank für den informativen Beitrag. Er ist unbedingt eine Anregung für den Besuch dieser wunderschönen Landschaft.
Für das Gebiet gibt es übrigens einen absolut empfehlenswerten Flyer (auch PDF) mit Informationen über Flora und Fauna, dem besonderen Schutz und den zahlreichen Wandermöglichkeiten. (Natura 2000 SH – Landesamt für Natur und Umwelt SH)
Lieber Franz, vielen Dank für den Tipp. Mir ist schon oft aufgefallen, dass das Landesamt für Natur und Umwelt tolle Flyer macht. Ich würde sogar sagen, es ist meine zweitliebste Behörde (nach dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie :-)) Komm gut in den Tag, Stefanie
Ich glaube, dass Menschen allgemein die Natur vorziehen würden. Aber wenn ihnen eingeredet wird, dass die Erhaltung eines Stücks Natur sie bedroht oder sie etwas entbehren müssen, was nur die Industrie ihnen geben kann, dann schwenken sie leicht um.
Hut ab vor den sieben Lübeckerinnen!
Ja, das stimmt sicher, liebe Birgit. Es ist aber auch echt schwer, sich von den Einflüsterungen frei zu machen. Sie sind so allgegenwärtig. Nur wenn man rausgeht, hat man diese Momente, in denen man merkt: das ist es eigentlich, worauf es wirklich ankommt. Liebe Grüße nach Dänemark, Stefanie
Liebe Steffi, da möchte man zeitnah seinen nächsten Tagesausflug planen… Um Kraft für die eigenen Anstrengungen der grünen Zukunft tanken. Liebe Grüße
Liebe T., seit ich fest einplane, mindestens ein Mal im Monat rauszukommen – und das ernst nehme, wie jeden anderen Termin – ist mein Akku im Grunde immer gut aufgeladen. Am besten ist es natürlich mit Übernachtung. Aber selbst im vergangenen Jahr, als das wegen der Pandemie meist nicht möglich war, haben die Tagesausflüge mich ganz gut getragen. Das wünsche ich Dir auch, Steffi
Wunderschön . vor allem ohne Gewerbegebiet.
Ich bin immer wieder „überrascht“ wie hügelig es an der Ostseeküste sein kann.Das Gerät irgendwie schnell aus meinem Blickfeld.
Dabei ist die Ostseeküste ja wie für Dich gemacht: geschaffen von Wasser und Eis 🙂
So ist es!. Das gilt aber eigentlich für ganz Norddeutschland. An der Ostseeküste ist es nur noch sichtbarer.
Moin Stefanie, einfach nur wunderschön diese leicht hügelige Landschaft. Und so nah vor unserer Haustür…..
LG, kv
Danke für diesen tollen Tipp. Meine Mutter ist in Travemünde geboren, und für diesen Herbst plane ich eine Erkundungstour der Gegend. Das Dummersdorfer Ufer werde ich ganz sicher einbeziehen.
Toller Plan, liebe Esther. Ich wünsche Dir ganz viel Spaß beim Erdenken und Erkunden.
Ein toller, inspirierender Text!
Grade als gefühltes Nordlicht aus NRW ist das eine Geschichte, die sich hier eher wie ein Märchen anfühlen. Wo ich wohne werden Gewerbegebiete ohne Ende gebaut (die dann größtenteils leer stehen), dafür Naturschutzgebiete ganz lässig rückgebaut oder verschoben (wo die Tiere gar nicht mehr ansässig sind) und Dörfer werden umgesiedelt damit tolle Braunkohle gefördert werden kann. Laschet sei Dank!
Ich wünsche mir mehr Besinnung zu natürlichen Rückzugsgebieten und weniger menschlichen Einfluss, aber ich denke das wird alles ein Traum bleiben.