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Die geschenkte Zeit, Teil II: Wanderung nach Behrensdorf

Vor ziemlich genau einem Monat bin ich während des Sonnenaufgangs von Hohwacht nach Behrensdorf gewandert. Es geschah im Rahmen eines 24-Stunden-Wander-Events; darüber habe ich ja neulich schon mal berichtet. Seitdem habe ich eine ganze Menge anderer toller Sachen gesehen und erlebt. Dennoch sind die Erinnerungen an dieser Morgen ganz besonders nachdrücklich. Zum Beispiel die Erkenntnis, was man alles verpasst, wenn man schläft.

 

 

Ich weiß, dass es Leute gibt, die an diesem Blog besonders beeindruckt, dass ich gern früh aufstehe (Hallo, Beas Arbeitskollegin 🙂) Aber so früh wie an diesem Morgen bin ich in der Regel nun auch nicht unterwegs. Ich wusste überhaupt nicht, wie lang ein Sonnenaufgang sein kann.

 

90 Minuten Glück: Sonnenaufgang an der Ostsee

 

Eine ganze Stunde wanderte ich im Zwielicht, bis sich die Sonne über den Horizont schob. Es war warm und windstill und wolkenlos. Und so unheimlich leise. So eine Stunde wünsche ich einfach jedem netten Menschen einmal.

 

 

Mir ist schon klar, dass nicht jeder nette Mensch lachend um 04.00 Uhr aus dem Bett springt und „Hallo Tag“ ruft. Man muss es ja auch nicht immerzu tun. Aber ausnahmsweise, einmal pro Sommer oder so, ist es wirklich so toll, sich aufzuraffen. Allein das Morgenrot ist die Sache wert.

 

 

Den Leuchtturm Neuland erreichte ich nach 1,5 Stunden. Hätte ich mir auch vorher denken können, weil die Strecke von Hohwacht nach Behrensdorf ungefähr einer Alsterrunde entspricht, also etwa 7 km lang ist.

 

Grosser Binnensee Behrensdorf

 

Der klassische Rundweg führt um den Großen Binnensee zurück nach Hohwacht. Was bestimmt auch schön ist. Aber ich hatte ja die Küstenroute noch gar nicht bei Licht gesehen und so konnte ich am Meer zurücklaufen ohne auch nur einen einzigen Moment das Gefühl zu haben, dass ich den selben Weg gerade schon einmal gegangen war.

 

Wanderung von Behrensdorf nach Hohwacht

 

Der Weg von Behrensdorf nach Hohwacht hat nicht nur die Länge mit der Außenalster gemeinsam. Sondern ist auch mindestens ebenso beliebt. Will sagen: voll. Zumal ihn auch viele Radfahrer nutzen. Aber morgens vor 07.00 Uhr ist die Welt noch in Ordnung und der Strand menschenleer.

 

 

Es war übrigens super, allein unterwegs zu sein. Und das ist noch so eine Sache, die ich jedem mal wünsche. Nicht immerzu. Aber mindestens einmal pro Sommer. Weil man dann Landschaften (und sich selbst!) ganz anders erlebt.

 

Bohlende

 

Eine Wegbeschreibung braucht es nicht zwischen Behrensdorf und Hohwacht. Man schlendert einfach immer am Wasser entlang. Auf einem Teilstück geht es durchs Naturschutzgebiet Kronswarder und dem südlichen Ufer des Großen Binnensees. Und dass es wunderschön ist, brauche ich ja eigentlich mehr erwähnen. Nur zur Sicherheit: Der Spaziergang ist die dritte Sache, die ich für einen gelungenen Sommer empfehlen würde. Und zwar allein. Und zwar vor 07.00 Uhr.

 

 

Um 07.00 Uhr hörte ich nämlich das erste Motorboot. Damit war die Stimmung nicht unbedingt kaputt, aber eben doch ganz anders. 07.00 Uhr scheint überhaupt die Zeit zu sein, an dem viele ihren Morgenspaziergang antreten. Viele nicht im Sinne von ultraviele. Sondern eben diese kleine, eingeschworene Frühaufsteherbande, die sehr mit sich und der Welt im Reinen ist.

 

 

Als ich um 07.30 Uhr beim Yachthafen von Lippe wieder in die reale Welt eintauchte, hatte ich dermaßen viele spitzenmäßige Gedanken und Gefühle gehabt wie manchmal in einer ganzen Woche nicht. Dabei fing der Tage gerade erst an. Da war ich recht zufrieden mit mir. Zwar versuche ich immer wieder, meine Zeit intensiv zu erleben – aber ich kriege es nicht ständig hin. Aber hier hatte ich mir mal wieder Zeit geschenkt. Gutes Gefühl.

 

Hohwacht Beach

 

So viel Zeit muss sein: Hohwacht

 

Hochwacht

 

Die Ostseeküste von Schleswig-Holstein ist ja eine special-interest-Urlaubsregion. Der eine schwört auf dieses Seebad, der andere auf das nächste. Und was der eine wundervoll findet, findet der andere scheußlich oder langweilig oder sonstwie blöd. Aber auf Hohwacht können sich irgendwie alle einigen. Jedenfalls habe ich noch nie jemanden kennengelernt, der Hohwacht nicht mögen würde. Daher Tipp Nr. 5: Falls es diesen Sommer bei Dir aus irgendwelchen Gründen nur für einen Ostseestrand reicht – entscheide Dich für Hohwacht. Am besten mit Übernachtung.

 

Reiher

Wenn es Nacht wird am Sehlendorfer Binnensee


 

In die andere Richtung kannst Du dann am zweiten Tag eine gleichermaßen tolle Wanderung zwischen Meer und Binnensee unternehmen. Dieses Mal dann vielleicht vom Sonnenuntergang in die Nacht hinein. Die Wanderung durch das Naturschutzgebiet Sehlendorfer Binnensee, die wir hier schon mal beschrieben haben, startet und/oder endet ebenso wie die Wanderung nach Behrensdorf an der äußerste Spitze von Alt-Hohwacht.

 

 

Dort sitzt man seit Neuestem ausgesprochen großartig im Alt-Hohwachter Fisch Gourmet und speist mit Blick aufs Meer. Und das ist dann die sechste Sache, die ich jedem netten Menschen für diesen Sommer wünsche. Die letzte für heute (damit Dir Zeit für die Umsetzung bleibt).

 

Ian

 

Und nicht vergessen: These are the days, my friend.

14 Kommentare

  1. Was für tolle Aufnahmen! Da möchte selbst ich sofort loswandern, obwohl ich wirklich nicht zu den Frühaufstehern gehöre. Obwohl ich die Stille am Morgen sehr genieße, wenn ich zufällig mal aus dem Bett gefallen bin. Da hast Du Dir wirklich ein paar sommerliche Glücksmomente geschenkt, und das Wetter hattest Du auch auf Deiner Seite. Schöner kann ein Tag nicht beginnen.

    Liebe Grüße, Martina

  2. Schön, das freut mich. (Eine Koje ist doch eigentlich ideal zum ganz früh rausfallen – die dänischen ja sowieso). Liebe Grüße zurück, Stefanie

  3. Traumhafte Fotos!!
    Wenn ich um 4:30 Uhr auf meinen Fahrten nach Brunsbüttel bin, sehe ich – an guten Tagen – auf der Strecke zum Elbtunnel zu das Panorama von HH in diesem Sonnenaufgangslicht. Leider kann ich beim Fahren ja nicht fotografieren.
    Dennoch würde mir so ein wundervoller Sonnenaufgang alleine in der Natur besser gefallen.
    Ich nehme es mir vor.

    Liebe Grüße
    Eva

  4. Ich liebe Sonnenaufgänge! Wunderbare Szenen hast du eingefangen. Und ja, man steht meistens zu spät auf oder macht es gar nicht erst mit den Sonnenaufgängen. Schade eigentlich. Schön, dein Satz: ich habe mir Zeit geschenkt. Darüber werde ich noch mal länger nachdenken. Liebe Grüße

    • Mir persönlich fallen Sonnenaufgänge leichter als Nachtspaziergänge. Die sind aber auch so toll, habe ich letztes gemerkt. Davon muss ich unbedingt mehr in mein Leben holen. Danke für Deinen Kommentar.

  5. Moin Stefanie, ja, ich gehöre auch zu den Leuten, die besonders beeindruckt sind! Sich den Wecker stellen für einen Sonnenaufgang (dessen Zeit vorher gegooglt wurde), das habe ich das erste Mal bei Dir gelesen. Und oft hab‘ ich schon gedacht, Stefanie würde sich den Wecker stellen… Einmal im Sommer ist ein toller Tipp, man muss ja nicht gleich zum Frühaufsteher mutieren, erreichbare Ziele frustrieren auch nicht so. Also, diesen Sommer einmal! Das schaffe ich. Danke! Ulrike

  6. Schon wieder eine Menge Gründe, in den Norden zu reisen ? Tolle Idee mit den vielen kleinen Fotos mit Zeitangabe!

  7. Schöne Fotos! Ich bin gerade auf der Suche nach einem Domizil für unseren Herbsturlaub. Da wir zwei große Hunde haben bietet sich für uns „indernähebleiben“ auch an. Ja, da wäre Howacht bestimmt eine Option. Das kennen wir noch nicht, und die Fotos sehen verlockend aus.
    Liebe Grüße Beate!

    • Liebe Beate, ich kann Euch Hochwacht wirklich empfehlen…Es ist nicht ganz so überlaufen wie die meisten anderen Orte. Wie es mit Hundestränden dort aussieht, weiß ich allerdings nicht. Aber Ihr werdet dort genug leere Feldwege und Wiesen im Hinterland finden. Liebe Grüße und vielen Dank für Deinen Kommentar; Stefanie

  8. Sehe ich genau so, liebe Stefanie. Manchmal lohnt es sich wirklich sehr früh aufzustehen, die Luft ist dann häufig sogar noch klarer, der Himmel noch spannender. Sehr schöner und informativer Bericht!

    • Ich finde sogar, das lohnt sich eigentlich fast immer (bin aber auch begeisterte Frühaufsteherin). Danke für den Kommentar, lieber Helmut und Grüße auf die Hallig!

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