Das Deutschland-Ticket ist da. Schneller als der Frühling. Wer hätte das gedacht. Ab sofort sind Zugreisen erschwinglich und allein für Tagesausflüge in Schleswig-Holstein lohnt sich mindestens das Sommer-Abo. Guter Zeitpunkt für ein »Best of Bahnhöfe«.
1. Wasserhauptstadt Kiel
In Kiel, der Stadt mit dem Strandortvorteil, dreht sich alles um die Förde. Vom Bahnhof stolpert man ziemlich direkt auf die Vorzeigemeile Kiellinie. Dort reihen sich Beach Bars und Badestellen, Aussichtsplattformen und Aquarium, Schifffahrtsmuseum und das Segelschulschiff GORCH FOCK. Damit ist der Tagesausflug quasi schon geplant.
Lieber an den Strand? Die bisher relativ teuren Tickets der Förderfährlinie sind im Deutschland-Ticket inkludiert (Wahnsinnsnachricht). Und mindestens zum Falckensteiner Strand, nach Schilksee, Strande, Heikendorf und Laboe sollte man mal geschaukelt sein. Toll ist auch die Kombi mit einer Radtour auf dem Fördewanderweg. Lieber Wandern? Die Wanderung durchs Schwentinetal dauert einen ganzen glücklichen Tag. Zurück gehts dann in ein paar Minuten mit der Bahn von Preetz. Schlechtes Wetter? Hab ich noch nie gehabt. Daher steht der Botanische Garten auch immer noch auf meiner Bucket-List. Vielleicht klappts ja dieses Jahr.
2. Die Holsteinische Schweiz
Plön, Malente, Eutin – die Holsteinische Schweiz ist so gut an die Bahn angebunden, wie kaum eine andere Region in Schleswig-Holstein und der allerbeste Rückzugsort bei hochsommerliche Hitze. Wenn sie an Nord- und Ostsee dicht an dicht in der Sonne braten, bleibt es im Land der 200 baumbestandenen Seen wunderbar luftig.
In Plön gehören Schloss und Prinzeninsel unbedingt auf den Plan. Nicht umsonst befindet sich am größten See Schleswig-Holsteins der Lieblingsplatz der Kaiserin Auguste Viktoria.
Ziemlich viele Lieblingsplätze habe ich im Kurbad Malente, z.B. den Kurpark, die Kneipp-Anlage an den Spiegelteichen, das kostenfreie Strandbad, den Wildpark und die Promenade am Dieksee. Das alles liegt nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt. Hier startet auch die beste Bootsfahrt. Die 5-Seen-Fahrt ist ein echter Retro-Klassiker. Genau wie der Dieksee lässt sich auch Malentes zweiter Haussee, der Kellersee, schön umwandern. Und genau wie am Dieksee beschleicht einen dabei immer wieder das Gefühl, in einen 50-Jahre-Feelgood-Film geraten zu sein.
Fehlt noch Eutin, mit einer märchenhaften hundertjährigen Badeanstalt und fürstlichem Schlossgarten. Plön, Malente und Eutin lassen sich gut kombininieren. Die Städte liegen alle am Holsteinische Schweiz Weg. Die Bahn fährt alle naselang und braucht nur Minuten.
3. Von Strandbahnhof zu Strandbahnhof in der Lübecker Bucht
Die Lübecker Bucht kann man im Grunde nicht empfehlen – dafür ist sie einfach zu überlaufen. Gleichzeitg ist sie auch zu schön, um sie links liegen zu lassen. Und nur hier kann man an der Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste entspannt von einem Bahnhof zum anderen flanieren. Als Etappen bieten sich an:
1) Neustadt – Sierksdorf: 7 km
2) Sierksdorf – Haffkrug – Scharbeutz: 6,5 km
3) Scharbeutz – Timmendorfer Strand: 6 km
4) Timmendorf Strand – Niendorf – Travemünde: 11,5 km
5) Travemünder Promenadenrundlauf: flexibel
Flexibilität ist überhaupt das Zauberwort beim Flanieren in der Lübecker Bucht. Alles, was man braucht ist schon da – vom Fischbrötchen bis zum Sundowner. Wo man pausiert oder lieber schnell weitergeht, wo man (sonnen)badet oder einen Schlenker durch das Seebad dreht, entscheidet man am besten spontan. Das einzig Wichtige: es muss vor Mitte Juni passieren. Oder nach Mitte September. Sonst wird es selbst zum Flanieren zu eng.
4. Lübeck
Lübeck – logisch. Die schönste Hanseatin ist ein tip-top Ausflugsziel, egal, wonach einem der Sinn steht. Vom Bahnhof sind es nur wenige Schritte auf die Altstadtinsel und noch bevor man sie durchs Holstentor betritt, kann man sich in der Touristinfo den besten aller Tagespläne zusammenbasteln.
Meine Vorschläge führen wie üblich alle ins Grüne und kosten nichts: 5 Freiluftvergnügen in Lübeck
5. Ratzeburg am Ratzeburger See
Das Herzogtum Lauenburg gehört erst seit 1876 zu Schleswig-Holstein. Vielleicht ist es ja darum so ganz, ganz anders als der Rest. Außerdem fehlt natürlich auch das Meer. Wobei es nicht wirklich fehlt. Denn an Seen herrscht kein Mangel.
Als Einstieg in die Wald- und Wasser-Wunderwelt im Südosten Schleswig-Holsteins bietet sich die Kreisstadt Ratzeburg an. Vom Bahnhof spaziert man zwei Kilometer runter an den See und dann ran, rum, rein oder rauf; vielleicht bei diesen: 5 Wasservergnügen in Ratzeburg.
Mit dem Deutschland-Ticket zwischen den Meeren
6. Büsum (oder nicht Büsum?)
Es gab mal einen Sesamstraßensong, ein Duett, das ungefähr so ging:
A: Ich sage wundervoll
B: Und ich sag Buäh
A: Ich sage einfach toll
B: Und ich sag Buäh
A: Und wenn ich sag, da ist was fantatstisch
B: Dann scheints mir hässlich und grässlich zu sein
So etwa ist Büsum. Die einen schwören drauf. Die anderen können das nicht begreifen. Und dann gibt es auch noch solche wie mich, die beides empfinden. Zur gleichen Zeit. Darum mag ich Büsum. Es ist auf die gerade richtige Art seltsam.
Megatrubel oder Einsamkeit, Ebbe oder Flut, ewig lange Rumsitzen oder ewig weit Radfahren, Gastrotempel oder Fischbude, Winter oder Sommer – alles geht in Büsum.
Ob und was gefällt, muss man selber rausfinden in Büsum. Auch das ein netter Nebeneffekt vom Deutschland-Ticket – man kann nichts verkehrt machen, muss sich nicht grämen, falls mal ein Trip nicht den Erwartungen entspricht. Und falls einem eben das in Büsum passiert, gibts immer noch die besten Krabbenbrötchen.
7. Strandtage in St. Peter-Ording
Die einzigen Nordsee-Sandstrände Schleswig-Holsteins befinden sich auf der Halbinsel Eiderstedt in Nordfriesland. Und nur auf Eiderstedt kann man tideunabhängig im Meer schwimmen. Darum sind die Nebenkosten auch etwas höher als andernorts. Aber es nützt ja alles nix. Ein Sommer ohne Trip nach St. Peter-Ording ist auch nicht das Wahre.
Ideal wären sogar mehrere Ausflüge, um alle vier Strände bzw. Orststeile von SPO zu genießen. Und ein Extra-Ausflug für den Abstecher mit dem Rad auf die Sandbank von Westerhever.
8) Bahn & Bike: Husum
Husum ist nicht nur eine kunterbunte Stadt am Meer, sondern liegt auch ideal am Nordseeküstenradweg. Je nach Fitnessgrad radelt man gut vierzig Kilometer immer am Deich lang zum Bahnhof auf der Dagebüller Mole, knapp fünfzig mit einem Schlenker über Nordstrand, mit sechzig kommt man bis Niebüll, siebzig sind es bis Klanxbüll und dann ist man auch schon fast in Dänemark. Das wird in jedem Fall ein Tag, den man so schnell nicht vergisst.
Der Radverleih am Husumer Bahnhof wird inklusiv vom Diakonischen Werk bespielt und ist preislich unschlagbar. Neben normalen Rädern werden auch E-Bikes und E-Scooter verliehen, unbedingt reservieren: Radstation Diakonisches Werk.
9) Flensburg
Dass ich noch nie von Flensburg gebloggt habe, liegt daran, dass ich noch immer auf den Trip warte, an dem ich alles endlich gesehen und getan habe, was mich an Flensburg reizt. Aber das ist vielleicht ein hoffnungsloses Unterfangen.
Aber um mal einen Anfang zu machen: Schöner als in den Flensburger Kaufmannshöfen kann man schwerlich bummeln, besser als im Museumshafen schmecken Fischbrötchen nirgends. Ein Strandtag im ehemaligen Villenvorort Wassersleben lässt sich prima mit einer Stippvisite in Dänemark verbinden. Und auf dem herrlichsten Fernwanderweg Norddeutschlands, dem Fördesteig, sind es von der Hafenspitze bis ins wunderbare, wunderbare Glücksburg 16 Kilometer.
10) Eckernförde
Die nördliche Ostseeküste Schleswig-Holsteins ist zwischen Flensburg und Kiel nur mit einem einzigen weiteren Bahnhof gesegnet. Dafür hat Eckernförde dann aber auch alles, was man so braucht. Eine extrem niedliche Altstadt mit tatsächlich noch gut sortiertem Einzelhandel, einen lebendigen Hafen mit breit gefächerter Gastronomie, Badestrände mit Kindervergnügen aller Art und tolle Naturerlebnisse in jeder Richtung.
Eckernförde liegt zudem am Ostseeküstenradweg, der sich in beide Richtungen lohnt. Und am Fernwanderweg E1, der schon in den Kiel-Tipps Erwähnung fand. Genau da führt er von Eckernförde auch hin. Aber das ist eher etwas für einen zweitägigen Urlaub. Und braucht einen eigenen Blogbeitrag.
Das Deutschland-Ticket
Wie man liest, läufts nicht überall gleich gut mit dem Deutschland-Ticket. Darum gar nicht erst lange bei der Bahn rumlesen, sondern gleich den landeseigenen Verkehrsbetrieb ansteuern. In Schleswig-Holstein etwa NAH.SH
na, der Artikel ist pünktlich. Jetzt muss nur noch der warme Frühling kommen.
Nicht super-duper-ober-pünktlich, aber das wäre bei einem Bahnthema vielleicht auch übertrieben. Schönen Tag, Du, S.
Hallo Stefanie, vielen Dank für die vielen Anregungen. Der Botanische Garten (Kiel) lohnt sich auch bei gutem Wetter. Liebe Grüße Kristina
Vielen Dank für den Kommentar, Kristina – damit steht fest: die erste Frühlingsfahrt geht nach Kiel!
Ich kenne sie alle, sogar von der Gleis-Seite:-) Man könnte noch Rendsburg mit NOK und Schwebefähre ergänzen oder Neumünster mit tollemTuchmuseum…. Mit fallen noch ein paar ein. Mit der Bahn unterwegs zu sein, was schöneres als auf diese Art motorisiert zu reisen geht einfach nicht. Und wer von Hamburg an die Ostsee mit dem Auto fährt, dem ist einfach nicht zu helfen.
Lieber Kai – war mir klar, dass Du alle kennst. Und auch die fehlenden; wie Bordesholm. Grüße, Grüße, Stefanie
Wenn es Anfang Juni über Husum zur Hallig geht,nutze ich den IC in der 1.Klasse.
Das ist natürlich teurer,dafür aber umsteigefrei ,bequemere Sitze und nicht so voll.
Daher ist Nr. 8 natürlich mein Favorit für ein Ausflugsziel.
Grüße aus Duisburg
Ralf
Erstmals vielen herzlichen Dank für deine tolle Seite! Endlich habe ich genau das gefunden, wonach ich nach geraumer Zeit gesucht habe. Ich komme aus Südtirol und mein nördlichstes Ziel war bislang Frankfurt (Bitte keine Kommentare 🙂 )
Allerdings habe ich mich in den NORDEN (großgeschrieben) gewissermaßen verliebt. Und auf deiner Seite ließt, sieht, und spürt man(n) den Norden in und zwischen den Zeilen. Herzlichen Dank dafür, wirklich toll. Ich nehme mir eine tägliche Portion nordischen Lebensgefühls über deinen Blog mit…
Bitte macht weiter so.
Schönen Gruß nach Schleswig Holstein, Dänemark, Schweden und Norwegen …
Patrick
Hallo Patrick, ganz spontan fiel mir ein, dir einen Wohnungstausch auf Zeit vorzuschlagen : Ahrensburg in SHS mit Zuganbindung gleich bei Hamburg gegen ??? in Südtirol – dort finde ich es nämlich so richtig toll!! Beste Grüße Gitta
Hallo Gitta! Dank dir für deinen netten Kommentar, ein wohnungstausch wäre ja toll, allerdings bin ich in meiner familie der einzige dessen herzkompass richtung norden schlägt…
Muss mich mit kopfkino und tagträumen begnügen… rüm haart nach shs ☺️
Lieber Patrick,
vielen Dank für Deinen Kommentar (ich sag auch gar nichts zu Frankfurt als nördlichsten Punkt :-)) – zumal es mich sehr freut, wenn jemand Schleswig-Holstein in einem Atemzug mit Skandinavien nennt).
Ganz liebe Grüße (aus Hamburg übrigens)
Stefanie
Vielen lieben Dank Stefanie!
Bitte mach weiter so…
Natürlich nenne ich shs mit skandinavien in einem tiefen atemzug und hoffe dabei etwas nord/ostseeluft gleich mitzuatmen ☺️
Besten gruß nach hamburg 👋