Ich bin eine große Spaziergängerin. Vor allem liebe ich Rundwege. Am meisten liebe ich Rundwege, die durch einen Urwald führen, an einem Leuchtturm vorbei, über einen unberührten Strand, an einem Windwatt entlang (durch dessen Dünen Rehe ziehen), hin zu einem Nothafen, zurück in den Wald oder an den Strand – je nach Wind und Gemütslage. So ein Rundweg ist der Rundweg an der nördlichen Spitze der Halbinsel Darß.
Los geht der 15km-Spazierweg am Parkplatz in Prerow mitten im Darßer Urwald.
Der Darßer Urwald liegt im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, der die Halbinseln Fischland-Darß-Zingst, Rügen (muss ich auch unbedingt mal hin), Hiddensee (muss ich auch unbedingt mal hin) und vor allem sehr viel Ostsee umfasst. Ein Teil des Nationalparks ist als Kernzone klassifiziert, die unter besonderen Schutz steht. So auch ein Teil des fast 6.000 ha großen Darßer Urwalds.
4, 5 km sind es von Prerow bis zum Leuchtturm Darßer Ort. Auf dem letzten Kilometer läuft man nicht mehr auf federndem Waldboden. Hier finden sich Reste dieser typischen NVA-Straßen, (die für mich Mecklenburg-Vorpommern immer so spannend machen. Man hat einfach so Vieles im anderen Teil Deutschlands neu zu entdecken, finde ich.) Der gesamte Darßer Ort war Sperrgebiet zu DDR-Zeiten. Immerhin sind es von hier nur noch 30 km bis Dänemark.
Er ist der älteste Leuchtturm der Ostseeküste und kann bestiegen werden. Ich glaube, im Eintritt ist auch der Besuch des im Hauptgebäude des Leuchtturm befindlichen Natureums enthalten. Genau weiß ich es aber nicht, weil es uns sofort an den Strand gezogen hat. Wo wir augenblicklich verstummten. Nicht nur, weil er wahnsinnig schön ist. Am Darßer Ort fühlt man sich so richtig am Ende der Welt. So etwas habe ich in Deutschland noch nirgendwo gespürt. Logisch, dass nicht nur wir hingerissen von der Schönheit sind. Im Sommer soll es entsetzlich überfüllt sein. Jetzt, im November, sind wir so gut wie allein.
Stellt man sich vor, dass den Einheimischen zu DDR-Zeiten dieses Paradies (ihre Heimat!) vorenthalten wurde, könnte man ins Kissen beissen. Um so mehr, weil eine geheime Bungalow-Siedlung zur exklusiven Sommerfrische existierte. Hohe Funktionäre und Militärs mit ihren Familien wurden per Helikopter in diesen streng abgeschirmten Ort eingeflogen, von dem ich behaupten würde, dass es einer der schönsten Plätze Deutschlands ist.
In nördlicher Richtung kann man nur ein kleines Stück am Strand spazieren. Die Spitze des Darßer Ortes, die Windwatten, gehören allein Tieren und Pflanzen. Für Menschen führen knapp 4 km Holzstege durch die empfindliche Dünenlandschaft.
Das klassische Foto vom Darßer Ort haben wir leider nicht ergattert: der röhrende Hirsch in den Dünen und dahinter die Ostsee. Dafür muss man früher im Herbst zur Brunftzeit kommen. Wir haben nur ein paar Rehe in der Ferne gesehen.
Auf dem Rückweg nach Prerow gelangt man zum Nothafen. Eigentlich hat er nicht so richtig was im Nationalpark zu suchen. Andererseits liegt er wohl ideal für den Seenotrettungskreuzer. Es gibt ordentlich lokalpolitischen HickHack. Mag sein, dass der Nothafen nicht mehr lang existiert. In der Zwischenzeit baut er schon mal merklich ab (was wir ja immer charmant finden).
Vom Nothafen kann man die letzten 3,5 km zurück nach Prerow am Stand laufen. Oder wieder durch den Wald. In jedem Fall aber kommt man am legendären Regenbogencamp vorbei. Einem RIESEN-Campingplatz, der als einziger in Deutschland campen in den Dünen erlaubt.
Mir gefällts nicht. Weil mir Campingplätze generell nicht gefallen. Aber wäre ja auch blöd, wenn allen das Gleiche gefiele. Dann wären nämlich alle heute auf dem Darß spaziert. Und wir hätten den Darßer Ort gar nicht (fast) für uns allein gehabt.
Der von Dir beschriebene Spaziergang, oder besser gesagt die Wanderung gehörte zu meinen Top-Tipps für den Darß. Diese Landschaft am Meer erinnert mich an die Erzählungen meiner Mutter über ihre ostpreußische Heimat.
Wir fanden den Blick aus Richtung Meer auf den unberührten Strand mit dem dahinterliegenden Wald und den knorrigen Windflüchtern davor so grandios. Den Weg über die Holzstege haben wir auch genommen.
Unschlagbar ein Spaziergang am Meer morgens nachdem es gestürmt hat, dann mit den Augen nach unten, weil man unbedingt Bernstein finden möchte.
Das mit Ostpreußen stimmt. Mich erinnert die Gegend total an Litauen/ die kurische Nehrung. (Tatsächlich ist der Darßer Ort ja auch eine – sehr junge – Nehrung). Das ist so mancher Thomas-Mann-Blick dabei!
So langsam müsst ihr mal ne Pause einlegen: ich komme kaum noch hinterher zu überlegen, wo ich von all euren guten – für mich neuen- Tipps zuerst hin will 🙂
Ich glaube, das können wir leider nicht. Wenn man erst einmal angefangen hat, auf norddeutsche Entdeckungstour zu gehen, will man gar nicht mehr damit aufhören. (Übrigens – Info für Deinen Mann – abgesehen von dem Holzbohlenweg kann man die Tour auch mit dem Fahrrad machen. Stelle ich mir ebenso toll vor.)
Oh, danke für diesen Hinweis!
Toll, dass du dir gemerkt hast, dass er nach dem Schlaganfall nicht mehr gut und lange laufen kann und wir Fußwege, die länger als 30-60 Minuten sind, gemeinsam eigentlich nur mit dem Fahrrad unternehmen können.
[…] hat die Einsamkeit des November super gefallen. Den Darßer Ort halte ich für einen der schönsten Orte Deutschlands. Ich will ihn mir aber gar nicht mit Horden […]
[…] Ein Spitzenspaziergang auf dem Darß ist Stefanies Tipp von In der Nähe bleiben […]
[…] wert. Oder die Einsamkeit an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern; sogar auf dem beliebten Darß wird es jetzt […]