Alle Artikel in: Nördlicher

Jurkalne

Was man in Lettland gesehen haben muss: die Westküste

Reist man mit der Fähre von Travemünde nach Lettland, landet man entweder in Liepāja (ehemals Liebau) oder Ventspils (ehemals Windau). Beide Städte liegen an der Westküste und gehören laut latvia.travel.de zu den TOP 10 Touristenzielen des Landes. Im Fall von Liepaja zu Recht. Für Ventspils reicht unserer Meinung nach ein Stadtspaziergang. Und der dauert nicht mal lange.     Alles kann, nichts muss: Ventspils (ehemals Windau)     Die Hafenstadt an der Einmündung des Flusses Venta in die Ostsee ist mit 40.000 Einwohnern nicht eben groß. Uns kommt sie trotzdem quirlig vor. Aber wir kommen ja auch aus der Einsamkeit Livlands. Selbst Buxtehude käme für uns heute einer Metropole gleich. Wie alle Hafenstädte in Lettland betört und verstört auch Ventspils mit einem Durcheinander von krasser, industrieller Hässlichkeit, Prunk und Holzarchitektur zum Verlieben.     Unbedingt sehenswert ist der Markt. Er ist erstaunlich groß, findet täglich in der Altstadt statt und ließe jeden Demeter-Marktbeschicker vor Scham erröten. Allein wie es duftet! Nach Früchten und Erde und Blumen, Blumen, Blumen. Ventspils gilt als Blumenstadt und schmückt sich …

Mole

Lettlands Küste: Roadtrip in Kurland

Roadtrip in Kurland. Etappe 1 von 3: Von Jurmala die Küste hinauf zum Kap Kolka. Zurückgelegt: knapp 150 km. Zeit genommen: 2 Tage. Wetter: grieselgrauer Himmel, warm. Innerer Soundtrack: Twin Peaks Intro. Erster Eindruck: Endlose Strassen. Schluchten aus Kiefern. Kiefern. Gewaltigen Kiefern. Hintern den Kiefern die Rigaer Bucht und kilometerlange, menschenleere Strände.     Parkt tatsächlich mal ein Auto am Seitenstreifen, dann sicher nicht, weil der Fahrer zum Baden gegangen wäre. Die Letten schlagen sich in die Wälder, um Pfifferlinge und Blaubeeren zu sammeln. Sie gehen direkt von der Hand in den Verkauf. Ebenso Zivis. Fische. Das einzige lettische Wort, das ich mir merken kann.     Ab und zu öffnet sich die Kiefernschlucht und wir passieren kleine Dörfer, die wie aus einem anderen Jahrhundert wirken. Typische Holzarchitektur und wunderschöne, irgendwie altmodische Gärten, die bis an die Ostsee reichen. Selten zäunt jemand sein Grundstück ein, das fällt uns auf.     In Kaltene, an der „steinernen Küste“ sehen wir die erste Unterkunft, die uns spontan gefällt. Das Hotel Rederi im Eco-Style bietet schlichte, großzügige Zimmer …

Flagge Lettland

Ist Riga das neue Berlin?

Es erstaunte mich, auf diversen Blogs zu lesen, Riga sei das neue Berlin. Denn ich glaubte, Riga sei eine raue Hafenstadt am eiskalten Meer. Beides stimmt nicht, wird mir klar, als wir den Mini-Bus (2 Euro, 20 Min) vom Flughafen in die City nehmen. Erstens liegt die Hauptstadt Lettlands überhaupt nicht am Meer; sondern gute 20 Kilometer die Daugava hinauf. Zweitens ist der Busfahrer freundlich (also kein Berliner, wa?!) Nur der Sommer ist wie in Berlin: stabil. 30 Grad, blauer Himmel.     Der Bus spukt uns nahe des Bauchs von Riga aus: dem Zentralmarkt, einem der größten Märkte Europas. Für den Bau der Markthallen wurden zwei deutsche Zeppelinhallen genutzt. Walhalla und Walter heißen die mobilen Luftschiffhallen aus denen die Letten fünf Pavillons konstruierten, in denen heute – hübsch voneinander getrennt – Fisch, Fleisch, Milch, Gemüse und Gastronomiebedarf verkauft wird.     Geht es in den Hallen monothematisch zu, laufen einem draußen Ohren, Nase und Augen über. An 364 Tagen im Jahr bieten Bauern, Hobbygärtner und Handwerker ihre Waren auf dem Gelände an. Zwischen 80.000 …

Lettland

Manchmal muss man weiter weg: Lettland

Wir kommen gerade aus Lettland. Es war großartig. An 3 von 8 Tagen zeigte sich der Himmel bedeckt. Ansonsten schien die Sonne. Warm war´s immer. Geregnet hats nie. Und in die Ostsee sind wir auch gesprungen. Es klingt im Prinzip so ähnlich wie das, worüber wir sowieso ständig berichten. Es war aber wunderbar anders. Manches erlebt man eben nur weiter weg. Also, was ist es, das eine Reise nach Lettland so fabelhaft macht? Die Stille von Lettland Grillenzirpen auf staubigen Straßen. Wind in den Baumkronen. Das ewige Rauschen der Ostsee. Nicht einmal Flugzeuge am Himmel. Lettland kann so still sein, dass man selbst ganz ruhig wird. Beinahe so ruhig wie die Letten. Schon Kinder lernen, leise zu spielen.     Letten geben sich derart zurückhaltend, dass es als Emotionslosigkeit durchgehen würde – schimmerte da nicht eine enorme Sensibilität und Selbstvergnügtheit durch. Und genau so ist eigentlich das gesamte Land. Lettlands Stärke ist Sanftheit. Lettlands Weite Lettland ist etwa so groß wie Bayern. Hat aber nur etwas mehr als ein Zehntel der Einwohnerzahl des Freistaats. Von …

Blackpool Tower

Knallt mitten ins Herz: Blackpool

Mit Orten ist es wie mit Menschen: Man verliebt sich nicht zwangsläufig in die Schönsten. Manchmal sorgen gerade die Schrammen, Knicke und Unzulänglichkeiten dafür, dass man sein Herz verliert. So ist es uns mit Blackpool gegangen.     Blackpool ist die alte Lady unter den englischen Seebädern. Ihr Make-up mag fleckig geworden sein mit den Jahren und ihr Ruf zweifelhaft. Doch ihrem Charme kann man sich nicht entziehen.     Die Küstenstadt an der Irischen See gilt als Wiege des Massentourismus. Mit Beginn der Industrialisierung kamen Arbeiter aus den umliegenden Textilfabriken in Scharen.     Über Meilen und Meilen reihen sich die Amüsierbetriebe entlang der Promenande  aneinander. Doch die Arbeiterklasse urlaubt längst (all inclusive) in Südeuropa.     Der Blackpool Tower ist 158 Meter hoch. Bei seiner Einweihung im Jahr 1894 war er das höchste Bauwerk Englands. Der Boden der größten Aussichtsplattform besteht aus Glas. So kann man 116 Meter in die Tiefe schauen. In der gewaltigen Stahlfachwerkkonstruktion befinden sich  mehrere (wunderschön alte) Ballsäale, ein Kino, ein Aquarium und ein Circus.     Ein viktorianischer …

Malin Head

Irlands Norden: Roadtrip in Donegal

In seinem Essay „Weiter weg“ schreibt Jonathan Franzen über die Insel Selkirk, die „von Millionen von Seevögeln und Tausenden Seebären bewohnt wird, aber frei von Menschen ist. … In den sechziger Jahr haben … Tourismusvertreter die Insel nach Alexander Selkirk umbenannt, dem schottischen Seemann, dessen Geschichte auf dem einsamen Archipel wahrscheinlich die Grundlage für Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe war, aber die Einheimischen verwenden immer noch ihren ursprünglichen Namen, Más Afuera: Weiter weg. … Im Spätherbst des vergangenen Jahres war es mir ein ziemlich starkes Bedürfnis, weiter weg zu sein. Ab einem gewissen Punkt, nachdem ich über Más Afuera gelesen hatte, stellte ich mir vor, abzuhauen und dort, wie Selkirk, alleine zu sein, im Inneren einer Insel…“ Ich kenne Franzens Gefühl. Auch wenn ich wirklich gern in der Nähe bleibe: manchmal will ich einfach weiter weg sein.  Zum Beispiel im äußersten Norden Irlands: Donegal.  Dun na nGall, die Festung der Fremden, ist touristisch weniger erschlossen als andere Countys. Die Gegend eignet sich perfekt für einen Roadtrip. 5 Orte mögen wir dem Irland-Reisenden ganz besonders ans Herz legen. Der Weg …

Vom Suchen und Finden des perfekten Ferienhauses in Jütland

Im Schaufenster unseres Lieblingskøbmands ganz oben in Dänemark hängen zwei verschossene Schwarz-Weiß-Fotografien im DIN A0 Format. Sie zeigen das gleiche Paar, in der gleichen Pose – er sitzt im Sand, sie steht daneben. Beide blicken aufs Meer. Nichts verändert sich und gleichzeitig verändert sich alles. Denn zwischen den Fotografien liegt beinahe ein Leben.