Heute wird´s lecker. Gastautorin & Home Cooking Queen Barbara ist kreuz und quer über die Insel Sylt gestiefelt und hat die besten Spots zur Einkehr mitgebracht. Ihrer Meinung könnt Ihr trauen. Barbara ist ein echtes Hamburger Gastrogewächs und kennt die Szene aus jeder Perspektive. Ganz Vollprofi interessiert sie sich weniger für Titel, Sterne oder den „kulinarisch letzten Schrei“ – sondern wünscht sich schlicht: gute Speisen, gute Weine, guten Service. Also dann, Barbara, lass mal lesen, wo es das auf Sylt gibt …
„Wanderer kann man nicht werden, man wird als Wanderer geboren.“
(Henry David Thoreau, 1817 – 1862)
An diesem Zitat von Thoreau ist viel Wahres dran, denn ich kann von mir sagen, dass auch eine noch so liebreizende oder erhabene Landschaft mich nicht dazu verleitet, länger als ein Stündchen per pedes unterwegs zu sein. Mein Liebster ist da noch extremer, er geht neu-amerikanisch spazieren, er nimmt das Automobil.
Dennoch habe ich das Angebot in einem alten, großen Reetdachhaus in der Braderuper Heide auf Sylt Urlaub zu machen nicht ausgeschlagen. Wie könnte man – schaut selbst:

Als eifriger Leser des Blogs von Steffi und Volko war ich in der Theorie schon Experte was die landschaftliche Schönheit der Insel betraf und die geografische Lage Braderuper Heide ist für die Erkundung derselben geradezu ideal. Es sind 16 km nach List in den Norden und 25km nach Hörnum in den Süden.
Was also tun, um unsere Wanderunlust in ihr Gegenteil zu kehren?
Die Antwort hat vier Beine: „Chuck“.

Um nicht nur das übliche Gassi gehen zu absolvieren, sondern auch wirklich Wanderungen zu machen, habe ich uns zusätzlich kulinarische Ziele gesetzt, denn Essen und Trinken muss der Mensch und wir tun das gerne und gerne gut. Mein kulinarischer Liebling kommt übrigens ganz am Ende dieses Beitrags, das sei erwähnt.
Wennigstedt: Tampe´s Restaurant
Angekommen am späten Nachmittag, haben wir es am ersten Abend langsam angehen lassen und sind über den hübschen Bröns Wai 3 km nach Wenningstedt zu Tampe´s Restaurant marschiert. Bei den Tampes, es ist ein Familienbetrieb, haben wir passabel gegessen und hervorragend getrunken.
Die wilden Sylter Austern lasen sich in ihrer Zubereitung schmackhafter, als sie schließlich waren. Nicht wirklich schlecht, aber bei einem Produkt solcher Qualität sollte man nicht auf Convenience Saucen zurückgreifen. Die Hauptgerichte waren handwerklich gut gemacht, aber zu Fisch und Fleisch die gleichen Beilagen zu reichen, ist dann doch schwach.
Dessert gab´s ( hier gehört das Apostroph hin ) keines, dafür aber einen wunderbaren Riesling von Battenfeld-Spanier. Das Grosse Gewächs vom Kirchenstück aus dem Jahr 2012 war ein Genuss und mit 52 € so fair kalkuliert, dass ich glaube, hier ist dem Patron ein Fehler unterlaufen.
Vom Wein beglückt haben wir den Heimweg angetreten und uns noch ein wenig über das üppige 80er Jahre Gardinenarrangement im Restaurant amüsiert.
Hier gehts zu Tampe´s Restaurant.
Morsum: Friesenpesel & Restaurant Zur Mühle
Der zweite Tag gehörte ganz und gar unserer heimatlichen Wattküste. Es ging von Braderup nach Morsum gute 2 Stunden am Strand entlang zum Middageten. Informationen zum Morsumer Kliff findet ihr hier im Blog: Klick.

Rundweg Morsum-Kliff
Das Köpi im Friesenpesel war kalt, die Scholle mit Speckstibbe heiß und der Schnack unterhaltsam. Sicher kein kulinarisches Highlight, aber eine Portion uriges Sylt tut gut.
Ach so: auf is, wenn auf is.
Friesenpesel
Bi Miieren 9
25980 Sylt
04661/ 978181
Zurück sind wir, sofern es Wege gab, durchs Marschland gelaufen, und da das länger dauerte, mussten wir nochmals einkehren.
Das Ferienhaus „ Zur Mühle“ wartet mit Ferienwohnungen, Restaurant und großzügiger Terasse auf. Schön gelegen direkt am Wattenmeer, mit jungem, freundlichem Chef, noch freundlicherem Service und das Wichtigste einem gut gekühlten Crémant aus entsprechenden Gläsern. Wie Steffi so schön sagte, man beachte die Harmonie von Rosé Sekt und Grau des Himmels.
Gegessen haben wir hier nicht, aber an mehreren Nachmittagen sind wir zum Kaffee gekommen Das Kuchenangebot ist phantastisch, Friesentorte, Windbeutel, Lübecker Nuß, Käsekuchen, alles aus der hauseigenen Bäckerei und wirklich besonders gut.
Homepage: Restaurant Zur Mühle
List: Dittmeyer´s Austerncompanie
Auf unserer nächsten Wanderroute wollten wir den Ellenbogen erkunden. Zu weit um ganz zu Fuß zu gehen, also mit dem Auto zum Weststrand. Dort kann man parken und marschiert über die hohen Dünen an den Strand, um bis zur nördlichsten Spitze Deutschlands zu gelangen.
Auf dem Rückweg wurde es rau und windig, schön war´s trotzdem. Belohnt haben wir uns mit der Einkehr in der Austernstube der Dittmeyer´s Austerncompanie. Für alle die Austern mögen ein Muss, für die ängstlichen das perfekte Kennenlernen, traut euch, es macht Spass.
Frischere Austern gibt es nirgends, man genießt sie pur, als Tartar, gedünstet oder gratiniert. Der charmante Kellner, alles andere als verschlossen wie eine Auster, erklärt gerne ungewöhnliche Kombinationen. Meine Empfehlung zu Austern, unbedingt ein Muscadet.
Dittmeyer´s Austerncompagnie
Kampen: Sturmhaube
Das Rote Kliff beherbergt mit Gosch einen der berühmtesten Hot Spots der Insel. Doch unser Weg führt uns von Braderup nach Wennigstedt und von dort am Strand das Kliff entlang bis nach Kampen.
Unterwegs schnappen wir bei Blums ein Fischbrötchen als Wegzehrung (Blums Fischbistrots sind immer eine gute Adresse, wenn es schnell, frisch und lecker sein soll) und freuen uns auf unser Ziel, die Sturmhaube. Das Kliff ist imposant, der Strand ist breit, das Wetter gut und nach ca. 2 Stunden liegt sie da in den Dünen.

Die Sturmhaube sieht beeindruckend aus und das Wiener Schnitzel ist es auch. Super zart und saftig mit luftiger, krosser Panade, dazu leckere Bratkartoffeln und ….. Preiselbeeren, da hüpft mein Herz.
Kenner streiten sich, ob die korrekte Garnitur Zitrone und Petersilie oder Kaper und Sardelle ist. Ich liebe das Würzige des Schnitzels und die bittere Süße der Preiselbeere, sofern die Marmelade gut ist und hier ist sie es.
Man sitzt im geschmackvoll eingerichteten Sturmhaubenspeisezimmer, der Architekt hat die Farben der Landschaft aufgenommen, mit Blick auf die Dünen, das Meer und darf genießen. Ich freue mich, dass wir hergekommen sind und stelle mir vor, dass hier im Sommer der Sylter Bär steppt.
Hompage: Sturmhaube
Für den Rückweg entscheiden wir uns oben auf dem Kliff entlang zu laufen und entdecken ein schönes Kleinod.

Max Frisch hat 1949 mit seiner Familie Urlaub auf Sylt gemacht und blieb eine Zeit lang in Kampen. In seinem Tagebuch schrieb er:
„Hin und wieder kippe ich einen Steinhäger oder zwei; man braucht das bei so viel leerem Himmel.“
Rantum: Sansibar
Heute drehen wir den Spieß um und fahren am Abend zum Essen. Die Wanderung findet dann morgen statt, wenn wir das Auto abholen.
Die Strandabschnitte südlich des Rantumbeckens heißen Sansibar, Samoa und Abessinien, passend zur wüstenähnlichen Landschaft. Hier liegt die Sansibar in den Dünen einen Schluck weit vom Meer entfernt.. Es schneit, die Strandbude leuchtet uns den Weg, wir treten ein und Kerzenlicht hüllt uns heimelig ein.

In der Sansibar gibt es zwei Seetings, um 6 und um 8. Wir sind um 8 da, fliegender Wechsel, der erstaunlich gut funktioniert. Die Speisekarte ist unspanned, das Weinbuch dick. Die meisten der Weine schließe ich aufgrund ihres Preises aus, dennoch denke ich, dass hier fair kalkuliert wird.
Wir entscheiden uns für Vorspeise und Hauptgang und eine Flasche 2011 Belondrade y Lurton Verdejo im Barriqueausbau. Im Weinhandel in Hamburg kostet dieser Wein 35 €, hier zahle ich 62 €, meine Vermutung der fairen Kalkulation bestätigt sich.
Wir wundern uns ein wenig, dass uns 5 Salate serviert werden, die wir nicht bestellt haben. Vom Haus heißt es, eine nette Geste, aber zu üppig und auch nicht wirklich lecker. Unsere Gerichte sind ordentlicher Durchschnitt, der Wein ist prima und wir ernten eine freundliche Bemerkung des Sommeliers bezüglich unserer Wahl. Also auch hier scheinen die Exoten sich nicht zu verkaufen.
Erwähnen möchte ich noch gerne den Sansibar Prosecco, feinfruchtig, trocken und mit einer schönen Perle macht er meinem Gaumen Freude und bewegt sich weit jenseits der üblichen Prosecco Plörre. Kostet aber auch etwas mehr.
Fazit:, Essen und trinken kann man woanders besser. Dennoch würde ich immer wieder hingehen. Die Sansibar ist ein schöner Platz mit toller Atmosphäre.
Hompage Sansibar
List again: L.A. Sylt
An einem der sonnigeren Tage besuchen wir die Blidselbucht zwischen Kampen und List auf der Wattseite. Wir parken an der Vogelkoje und laufen rauf bis List. Auf dem Rückweg rasten wir im L.A. Sylt.

Blidselbucht
Der Name beruft die Lister Austern, aber wir entscheiden uns für einen Steckrübeneintopf und Sylter Salzwiesenlamm. Rustikaler Strandbudenstyle, aber sehr schmackhaft.
Das eigentliche Highlight ist jedoch der Platz an sich. Wir hatten klares Wetter und man schaut weit ins Watt und läßt die Seele baumeln. Die Blidselbucht habe ich zu meinem Lieblingsplatz auf der Insel erkoren.

Lister Austernperle
Keine Homepage; aber eine Adresse:
L.A. Sylt. Oststrand-Promenade 333B. 25992 List, Deutschland
Hörnum: Kai 3
Auf, auf zum Sternefressen in Hörnum. Von den sechs Sylter Restaurants mit Michelin Stern hat eines Anfang diesen Jahres geschlossen, bleiben fünf zur Wahl. Wir entscheiden uns für das Kai3 im Hotel Budersand.
Das Hotel besticht mit gekonnter, geradliniger Architektur und liegt an der Südspitze der Insel mit großer Terasse zum Meer am Hörnumer Hafen. Jens Rittmeyer hat ein tolles Konzept, er bietet ein Menu, welches komplett vegetarisch genossen werden kann, Fisch und Fleisch kann man nach Wunsch ergänzen. Meines Erachtens ist dies einzigartig in der Sternegastronomie in Deutschland. Auch wenn ich keine Vegetarierin bin, das gefällt mir.
Wir starten mit einem Gläschen Billecart Salmon, er in rosé , ich in weiß. Die Wasserkarte kommt, gehört in dieser Kategorie dazu, ich finde es trotzdem affig. Die Flasche Magnus still für 9 €, egal was solls. Kleiner Trost, die Wassergläser haben farbige Spots auf dem Boden, so dass das Wasser ganz leicht gefärbt ist, er grün, ich blau.
Wir bestellen das Degustationsmenu mit 6 Gängen und Ich suche einen Wein aus, der die Speisen durchgänig begleiten kann. Der Sommelier berät, freundlich, distanziert.
Es wird ein 2007 Mas Jullien von der Coteaux de Languedoc, der für einen sternedekorierten Laden mit 85 € korrekt kalkuliert ist.
Es geht los, die Gerichte sind traumhaft angerichtet, ohne die mittlerweile übliche Pinzette. Ich habe Essen auf dem Teller keine Kunstwerke. Die Saucen und Essenzen sind das Steckenpferd von Jens Rittmeyer und werden zu jedem Gang in kleinen Kannen extra serviert. Der Service gißt ein wenig an und läßt den Rest zum Nachservice am Tisch. Das ist sehr ungewöhnlich und macht Spaß.
Die Speisen sind durchweg gelungen, die Temperatur stimmt, Fisch und Fleisch sind auf den Punkt gegart. Alles in allem hätte ich mir weniger Ingredenzien gewünscht, zumindest bei einigen der sechs Gerichte. Ein Erlebnis war das Menu aber allemal, im Gegensatz zum Service, der erst einige Startschwierigkeiten hatte, bis zum ersten Gang dauerte es eine gute Stunde, und zum Schluss ganz versagt hat, wir wurden nicht verabschiedet und haben 10 min. auf unsere Gaderobe gewartet. Das geht bei einer Rechnung von 500 € gar nicht. Schade !
Homepage: Kai3 – Budersand
Keitum: Kleine Küchenkate
Unseren letzen Ausflug machen wir nach Keitum. Von Braderup bis Munkmarsch geht man am Weißen Kliff entlang. Danach ist die Wattseite nicht mehr ganz so malerisch, dafür mit mehr Leben gefüllt. In Keitum angekommen schlendern wir durch das hübsche Friesendörfchen und entdecken die „ Kleine Küchenkate“.
Eigentlich wollten wir gar nichts essen, aber das Häuschen sieht einladend aus, ist gut gefüllt und trotz offener Küche riecht es fein. Die Speisekarte ist irgendwo zwischen Spanien, Italien und „Schweinske“ angesiedelt, leicht verunsichert teilen wir uns Matjesfilet „Hausfrauenart“. Gut so.
Ein wenig mehr Stringenz in der Ausrichtung der Speisekarte täte hier meines Erachtens gut, aber wahrscheinlich ist genau dieser Rundum-Schwung das Geheimnis der Beliebtheit der Kate.
Homepage: Kleine Küchenkate
Auf dem Rückweg entdecke ich „meine“ Straße .

Westerland: Shirobar – Das „must eat“ auf Sylt
Wir mussten in Westerland einkaufen und entdeckten gegenüber von Euronics in der Maybachstraße das kleine, weiße Haus mit einem Hauch Japan. Shiro – japanisch weiß.
Sofort war klar, hier gehen wir hin.
Man durchquert einen Vorgarten in japanischem Stil mit Strandkörben, charmante Mischung. Der Gastraum ist hell und klar, dennoch gemütlich und liebevoll hergerichtet. Trotz bequemer weißer Sofas nehmen wir an der kleinen Sushitheke Platz, um uns von den präsentierten Fischen Appetit machen zu lassen.

Die Speisekarte ist nicht groß und setzt sich aus Klassikern und California Sushi zusammen. Mein Vertrauen ist gewonnen, solche Karten sind ein Garant für Frische.
Inhaberin und Sommeliére Andrea Meusel hat die Weinkarte zusammengestellt, fein abgestimmt auf die japanische Küche. Wir wählen einen 2008 Riesling Bernkasteler Badstube von Jos.Jos. Prüm. Der geht runter und wird perfekt passen.

Wir starten mit Tempura – verschiedene Gemüse und Wildfanggarnelen. Die drei dazu gereichten Dips entpuppen sich als ausgeklügelte, fein abgestimmte Geschmacksbomben. Chapeau !
Dieser Einstieg hat so viel Spaß gemacht, dass wir Sashimi vom Hamachi bestellen. Thomas Fechner, Inhaber und Sushimeister, erklärt uns geduldig die Unterschiede bei den Thunfischen, der Vorteil, wenn man an der Bar sitzt. Es folgen ein paar Nigri Sushis und eine Hot Duck Roll. Die Abschlussvorstellung gibt ein Soja-Karamell-Eis. Wir wollten nicht, doch der Meister hat uns genötigt, es hat sich gelohnt.

Die Rechnung war so freundlich wie der ganze Abend und 8 Tage später sind wir wieder da, um Aubergine, Unagi und Special Role zu probieren, dazu gibt es einen Viognier und wieder sind wir begeistert.
Danke Meister, das ist Umami !
Homepage Shirobar
PS.: Im April zieht die Shirobar innerhalb Westerlands um !