Seit 1886 bimmelt und bummelt Bäderbahn Molli mitten durch die kleine Stadt mit der großen Geschichte, um die Sommerfrischler zu den nahgelegen Stränden zu kutschieren. Bad Doberan galt mit Beginn des Badebooms als place to be.
Schon immer im Mittelpunkt: der Kamp; eine von Linden gesäumte Grünanlage, um die sich Tanzvergnügen, Erfrischungs- und Speiselokale, Spielbank und Logierhäuser reih(t)en. Im Februar, wenn keine Touristenhorden die Aufmerksamkeit auf sich lenken, fühlt man sich in alte Zeiten versetzt.
Das Beste daran: Noch heute stört keine Scheußlichkeit der jüngeren, traurigeren Baugeschichte das Auge. Beim Heißgetränk im Weißen Pavillon wandert der Blick vom klassizistischen Großherzoglichen Palais hinüber zum Salongebäude im Empirestil, weiter zum spätbarocken Logierhaus (dem 1. Hotel an der Ostseeküste), gefolgt vom neugotischen Gymnasium und so weiter und so fort. Ganz Bad Doberan scheint eine Pracht zu sein.
Noch älter als der Weihnachtsbaum im Gasthaus zum Ochsen sind die Klosteranlage und das hochgotische Münster Bad Doberans. Die besondere Stimmung der Anlage hat uns deutlich länger in den Bann gezogen, als es für uns in kirchlichen Sehenswürdigkeiten üblich ist.
Die Parkanlagen wirken in den Wintermonaten mystisch. Gerade, wenn der Nebel aus den Wiesen steigt und Krähen in Bäumen krächzen.
So ist das immer in Norddeutschland: Man findet´s toll, bis man feststellt, dass man völlig durchgefroren ist. Dann ist fein raus, wer sich für ein 1a Logierhaus entschieden hat.
Das Prinzenpalais von Bad Doberan ist eine Wucht. Wie so oft in Mecklenburg-Vorpommern glaubt man zunächst, die Pracht müsse unbezahlbar sein. Und gerät ins Lächeln, wenn man die aktuellen Raten am Außenanschlag liest. (Jedenfalls ist das jetzt außerhalb der Saison so). Im Prinzenpalais kann man auch ruhig vorher anrufen und fragen, ob´s aktuell ein Angebot gibt: Das Personal ist vermutlich das netteste der Welt.
Fazit: Bad Doberan eignet sich hervorragend, um die Kühlung zu erkunden. Einziger Wermutstropfen sind die Gebäude (zumeist echte Schönheiten), die leider nicht instand gesetzt werden konnten und nun wohl nicht mehr zu retten sind. Aber irgendwas ist ja immer.