Insel-Trilogie Teil 3; heute mal mit harten Fakten für einen Trip nach Amrum im Winter. Euren Kommentaren zu den ersten beiden Amrum-Beiträgen habe ich entnommen, dass ich längst nicht die Einzige bin, die schon ewig mal nach Amrum wollte. Und das ist zu Recht so. Die kleinste nordfriesische Insel lohnt sich maximal. Im Winter bloß eben nicht für jede/n.
Amrum im Winter – für wen ist das was?
Optimal scheint mir die Winterreise für Paare (die sich gut verstehen). Oder für krasse Einzelgänger (solche, die nichts dagegen haben, wenn sie mal ein paar Tage mit keiner Menschenseele sprechen – denn das kann geschehen). Und schließlich mag es auch noch mit guten Freunden schön sein (jedoch nur wenn man nicht davon träumt, in sonnigen Strandkörben Prosecco zu trinken. Solch ein Spirenzchen is nich auf Amrum im Winter.) Im Winter ist Ruhe im Karton. Und falls man genau das sucht – ist man genau richtig.
Unterkommen: Hauptsache Nebel
Was ich in den letzten Jahren gelernt habe: Sämtliche Buchungsportale sind total schwach auf der Brust, was norddeutsche Inseln betrifft. Eine Ausnahme bilden Usedom und Rügen. Für alle anderen Inseln gilt als Faustregel: am besten wird man auf den inseleigenen Seiten fündig. Hier also www.amrum.de. (Unser Appartement im Haus Palstek mag ich gern weiterempfehlen. Die kleinste der drei Ferienwohnungen besitzt ein schönes Gimmick; eine Doppeldusche – in der zwei Erwachsene gleichzeitig duschen können, ohne das einer friert! Feine Sache, wenn man durchnässt nachhause kommt.)
Nebel ist das hübscheste Inseldorf von allen (nicht nur von Amrum, würde ich sagen – sondern von allen nordfriesischen Inseln – also auch hübscher als Nieblum auf Föhr oder Keitum auf Sylt, was ja schon einiges heißen will). Man hört immer mal, Nebel sei bereits ähnlich ausverkauft wie Kampen. Daher hatte ich mir das Vorzeige-Friesen-Dörfchen anders vorgestellt. Größer zum Beispiel. Ich hatte nicht erwartet, dass es so gut wie komplett aus alten reetgedeckten Katen besteht (wovon es in Kampen ja fast keine mehr gibt). Ich hatte gedacht, die Straßen wären asphaltiert. Und ich wäre nie darauf gekommen, dass deutlich mehr Fasane auf den sandigen oder kopfsteingepflasterten Wegen spazieren als Menschen. (Überhaupt ist Amrum der Hot-Spot aller Fasane).
Nebel liegt an der Wattseite. Was wiederum auf einer kleinen Insel bedeutet, dass die Brandungsseite nicht weit ist. Je nach Ausgangspunkt stößt man nach 1,5 bis maximal 2 km auf das, was Amrum so besonders macht: den Kniepsand, eine 15 km lange und 1,5 km breite Sandbank, die der Westseite der Insel vorgelagert ist und seltsamerweise offiziell nicht zu Amrum gehört.
Um den Kniepsand von Nebel zu erreichen, muss man zunächst durch den Waldgürtel, der sich beinahe auf Insellänge von Norden nach Süden zieht und Amrum zur waldreichsten nordfriesischen Insel macht. Und dann geht es weiter über Dünen, Dünen, Dünen und Dünen. Genau die richtige Gegend für Leute, die gerne eine Stunde oder zwei spazierengehen, bevor der Bäcker öffnet; so wie ich. Und sonst nur noch der Mann, der allmorgendlich mit einem Mini-Bagger die Sandverwehung zur Seite schiebt – ein wunderbarer Job, der niemals endet.
Was Insel-Erstbesucher nach dem Frühstück machen, ist auch nicht schwierig zu entscheiden. Am ersten Tag wandert man nach Wittdün und umrundet dabei den Inselsüden. Und am zweiten nach Norddorf für die Nordspitze. Oder anders herum. Danach hat man die ganze Insel gesehen. (Damit wäre dann auch gleich schon die Mindestdauer klar. Man braucht mindestens je einen Urlaubstag für die recht aufwändige An- und Abreise und 2 auf der Insel selbst).
Ein Kurztrip nach Amrum braucht mindestens 4 Tage
Nebel liegt hübsch mittig, so dass die Wanderungen zur Süd- oder Nordspitze etwa gleich lang sein können. Das Ganze ist aber größeren Variationen unterworfen – je nachdem ob man direkt am Strand spaziert, im Zick-Zack durch die Wahnsinndünen mäandert oder auf dem Waldweg bleibt. Bei beiden Rundtouren könnte man so zwischen 12 und 20 km auf dem Schrittzähler haben.
Regnet es, bietet der Waldweg bis zu einem gewissen Grad Schutz. Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad, wie wir auf unserer Tour nach Wittdün feststellten. Als wir einen heftigen Regenguss im Häuschen einer Bushaltestelle abwarteten, fühlten wir uns exakt so, wie die Leute, die wir auf Höhe der Vogelkoje auf Sylt schon so oft bedauert haben, wenn wir bei Regen im Auto an ihnen vorbeidüsten.
Irgendwie ist man in Urlaubsorten, die man in- und auswendig kennt, zimperlicher. Ich jedenfalls. Da verschiebe ich gewisse Wanderungen schon mal auf den St. Nimmerleinstag, wenn das Wetter nicht mitspielt. An unbekannten Orten jedoch – gerade wenn die Zeit knapp bemessen ist – will ich bei jedem Wetter los. Weil ich alles, alles sehen will. Und das ist noch so ein Grund, warum es sich lohnt, immer wieder eine neue Insel ins Programm zu nehmen. Es ist toll, sich mal den Elementen auszusetzen.
Der Rückweg am Watt scheint zunächst weniger spektakulär als die Strandwanderung, hat aber einen ganz eigenen Reiz – und so eine wunderschöne Stille. Man kommt auch schneller voran. Wasserdichte Schuhe sind in regenreichen Phasen jedoch unabdingbar. (Aber das versteht sich im Winter auf Nordseeinseln ja eigentlich von selbst.)
Essen & Trinken auf Amrum im Winter
In Wittdün hat im Winter zwischen 12.00 Uhr und 15.00 Uhr der Supermarkt geöffnet – und ansonsten: nichts. In Norddorf ist es etwas besser. Auf dem Rückweg von Wittdün nach Nebel könnte man Glück haben, unterweges einen Kaffee zu ergattern. Aber nicht jeden Tag. Von Norddorf kommend, liegt gleich überhaupt gar nichts auf dem Weg. Aber egal. In Nebel wartet immer was Schönes.
Im Café Dörnsk an Köögem ist es warm und wunderbar und duftet süß. Die Musik klingt nach Schellack – die Wirtin singt im Duett mit Heinz Rühmann und Hans Albers. Und obwohl ich eigentlich gar keinen Kuchen esse, hätte ich mich in ihren Apfelkuchen mit Walnüssen hineinlegen können.
Von der singenden Wirtin haben wir erfahren, dass die Gastronomen sich im Winter immer so ein bisschen absprechen, damit jedenfalls ein Café täglich geöffnet hat – und ein Restaurant. Mein Fotograf V., der anders als ich schon häufiger auf Amrum gewesen ist, war zunächst untröstlich, dass es sich dabei nicht um die Seekiste handelte. Allerdings hat sich sein Kummer im Preesters Hüs schnell gelegt.
Der Küchenchef im Preester´s Hüs kocht manches mit Sahne oder guter Butter und bindet Saucen mit Mehl. So steht es in der Speisenkarte – und auch, dass er auf etwaige Gluten- oder Lactose-Intoleranz oder Extrawürste leider aus Zeitgründen keine Rücksicht nehmen kann. Er bittet, die Gerichte so zu verspeisen, wie er sie zusammengestellt hat. Und das gefällt mir sehr. (Sahne, gute Butter und Mehl kommen übrigens nur sparsam zum Einsatz; also nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht.)
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man nach dem Essen gleich für den nächsten Abend wieder einen Tisch bestellt, wie es beinahe alle an den Nebentischen auch tun. Beim zweiten Besuch begrüßt die mehr als aufmerksame Dame (des Hauses oder vom Service; das ist mir verborgen geblieben) die Gäste dann auch schon mit Namen und hat alle Getränkewünsche drauf. Und irgendwie scheint mir das sinnbildlich für ganz Amrum:
Auf Amrum wird man zum Wiederholungstäter
Selbst Reiseblogger kommen wieder und wieder und wieder. Ich hoffentlich auch. Sogar eine Lieblingsreisezeit habe ich mir schon ausgemalt – und damit Ihr das auch machen könnt, habe ich Euch mal ein bisschen was zum Weiterlesen rausgesucht:
Amrum im Frühling findet Ihr auf Elkes Meerblog.
Nikes Herz tanzt im (Spät)sommer auf Amrum.
Und bei Meerart zeigt sich Amrum im Herbst.
Moin ihr Zwei,
schöne Eindrücke habt ihr von unserer Lieblings-Nordsee-Insel mitgebracht. Amrum ist wirklich etwas für Genießer, die Insel will erobert werden. Nicht umsonst braucht man für sie am längsten mit der Anreise. Übrigens auch im Sommer genial, da niemals überlaufen.
Und der Kuchen und die Waffeln im Café Dörnsk an Köögem sind der Knaller.
Ganz liebe Grüße,
Claudia
PS: Vielen Dank für die Erwähnung. 🙂
Gern geschehen 🙂
Liebe Claudia,
wunderschöne Bilder von meiner Lieblingsinsel. Fast jeder Anblick ist mir vertraut. Ich war schon viel zu lange nicht mehr da.
Vielen Dank auch für den Hinweis auf Palstek. Da werde ich mich mal schlau machen für den nächsten Amrumtrip.
Aber erstmal ist ja der Besuch bei Euch angesagt.
Ganz liebe Grüße an Euch zwei
Karin
Hallo Karin – vielen Dank (mein Name ist allerdings Stefanie – macht aber nix 🙂
Ich glaube, Karin hat dich mit mir verwechselt. 😉
Ihr seid aber auch wirklich nicht zimperlich! 🙂
Für die Nordsee-Inseln muss man schon gut abgehärtet sein im Winter, was die Eva nicht so wäre 😉 🙂
Liebe Grüße an euch
Deine Wort zum langen Dithmarscher Winter sind mir gut im Gedächtnis, liebe Eva! 😉
(Und was das Abgehärtete betrifft: die Temperaturen sind auf den Inseln ja immer etwas milder. Ich friere da selten wie auf dem Festland.)
Liebe Stefanie,
danke dir! Wobei sich der März auf Amrum ja immer noch wie Winter anfühlt, und ein bisschen Schnee gab’s auch.
Amrum ist halt immer schön. Besonders schön. Immer schön. Ich meine ja, das liegt am Kniepsand. Wo man im Sommer so nett auf ner Hängematte schaukeln und wildfremde Menschen in upgecycelten Hütten treffen kann. 😉
Liebste Grüße von der Küste!
Elke
Liebe Elke, der März lebt von der Hoffnung, finde ich. Eigentlich ist er ganz schrecklich kalt, aber man ist immer schon so voller Vorfreude, dass man fast nicht meckert. Liebe Grüße zurück an die See, Stefanie
Liebe Stefanie,
es freut mich ja nun ganz besonders, dass Du es endlich geschafft hast Amrum zu bereisen. Aber Vorsicht, Amrum macht süchtig, wird bei jedem Aufenthalt (egal zu welcher Jahreszeit) immer noch schöner.
Natürlich, wie immer, wunderschöne Texte und Bilder in Deinen Blogbeiträgen, danke!
Lieben Gruß, Helmut
Liebe Helmut – das freut mich auch ganz besonders (und dass Amrum süchtig macht, glaub ich sofort). Danke für Deinen Kommentar, Stefanie
Liebe Stefanie, hach, wie schön und auch mein Amrum-Besuch ist schon viel zu lange her. Ich glaube, von hier oben lohnt sogar ein Tagestripp… Und was Du von unbekannten Orten schreibst, sehe ich auch so. Die Neugier auf’s Entdecken treibt einen bei jedem Wetter raus. Liebe Grüße, Ulrike
Wenn man früh aufsteht und die erste Fähre um 05.00 Uhr nimmt, lohnt sich das auf jeden Fall!!! Hier gab´s auch den Hinweis in den Kommentaren, dass die Anreise Schlüttsiel noch schöner ist. Das ist ja noch näher an Dir dran. Du lebst eben strategisch günstig. 🙂
[…] Hälfte: Als Dreh- und Angelpunkt bietet sich Nebel an, das süßeste Friesendorf von allen. Es liegt etwa mittig und läßt auch gastronomisch keine […]
Hallo Stefanie,
das ist ein toller Bericht. Ich war ja nun am Ende des Frühjahrs auf Amrum und bin jetzt bereits verliebt in die Insel. Die Freunde, die mit uns dort waren, fahren jedes Jahr nach Amrum. Eine ganz heiße Liebe zu jeder Jahreszeit. Ich kann es verstehen.
Da konnte Föhr nicht mithalten. Das hat auch hübsche Ecken, aber das kuschelige Flair hat nunmal Amrum.
Liebe Grüße
Liane
Geht mir auch so, liebe Liane – Amrum ist im Gegensatz zu Föhr einfach überall schön. Ich würde auch sehr gern mal im Sommer hin; dafür muss man ja aber etwas länger sparen 😉 (oder sehr früh buchen). Vielen Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße, Stefanie
Liebe Stefanie
vor Jahren haben wir im Winter auf Amrum wunderbaren Ferien verbracht. Da es schon lange nicht mehr die Fähre von Harwich nach Hamburg gab, mussten wir über Holland anreisen, was etwas umständlich war. Als wir dann endlich dort waren, haben wir es über zwei Wochen lang genossen. Wir hatten uns ein nettes Häuschen mit Sauna gemietet, viele Bücher und Wetterkleidung mitgenommen und fanden es himmlisch. Unter anderem aus ökologischen Gründen bleiben wir jetzt meist nur noch auf der Insel und fahren dort herum.
Mit lieben Grüßen vom sonnigen Meer
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
Joa, Klausbernd, von Eurer Insel müsste ich auch nicht runter – ist schon ein Paradies. Ich bin 2018 wegen Brexit-Planungsunsicherheit nicht da gewesen – aber davor einige Jahre hintereinander – immer Frühling. Ich vermisse das sehr. Trotz der vielen kleinen Inseln hier. Vielen Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße, Stefanie
[…] Inseln ist nur 10 km lang. Hoppla hopp sind wir von Wittdün in Süddorf, vorbei an Steenodde und Nebel, wo wir letztes Mal logierten. Im Winter vor zwei Jahren. Und dann haben wir auch schon Norddorf […]
Eure Beschreibung macht so richtig Lust, Amrum zu besuchen. Danke Dafür. Nebel gefällt mir auch sehr gut
Hallöchen ,
Wir überlegen über Weihnachten nach Amrum zu fahren .
Weißt du ob zwischen Weihnachten und Silvester dort Restaurants oder Cafés offen haben ?
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
zwischen Weihnachten und Silvester ist fast Hightime. Da kannst Du unbesorgt sein.
Liebe Grüße, Stefanie
ich freue mich schon auf die Erfahrung im Januar für einen Kurztrip eine Auszeit auf Amrum zu haben. Mann und Kater zu Hause zu wissen und mal abzuschalten aus dem stressigen Job im Einzelhandel. Gerne mal nicht reden zu müssen. Nur ich, die Natur, eine Kamera und mein Sketchbook und Aquarellkasten. Ich liebe Amrum, aber bisher nur von Mai bis August kennen gelernt.
Liebe Christiane, das kann ich gleich auf mehreren Ebenen nachfühlen. Ich bin auch immer entspanntesten im Urlaub, wenn ich weiss, dass der Mann die Katzen betreut. Viel Vorfreude und liebe Grüße, Stefanie