Wenn Hamburger im Frühling (oder überhaupt) Besuch von auswärts erwarten, ist der Altonaer Balkon ein gutes Ziel. Denn Besucher von auswärts sagen ja immer das Gleiche. Sinngemäß: „Hamburg ist wirklich schön, aber das Wetter…“ Und da haben die Besucher natürlich Recht. Das Hamburger Wetter ist im Grunde unzumutbar. Wenn überall sonst im Land linde, laue Lüfte den Frühling einläuteten, ist es hier ehrlich gesagt noch immer ziemlich kalt.
Genau besehen, kann in Hamburg nur zufrieden existieren, wer einen Südbalkon besitzt. So einen geschützten Ort, an dem es – selbst bei niedrigen Temperaturen – wohlig warm wird. Und weil nicht jeder einen eigenen Balkon zur Sonnenseite hat, sind die Geesthänge an der Elbe eine feine Sache. Denn die funktionieren ganz genauso.
Der größte Sommersalon ist der Altonaer Balkon. Ich hatte ihn neulich schon im Beitrag über das Altonaer Museum erwähnt. Von dort aus (oder dem Bahnhof Altona) geht man einfach nur durch die Grünanlagen Richtung Rathaus, um an der Palmaille die Straßenseite zu wechseln. Der Blick auf den Köhlbrand ist von hier ganz fantastisch. Noch fantastischer ist der Spazierweg, der jenseits einer Fußgängerbrücke durch die Parks der Elbchaussee führt.
Der Schopenhauerweg schlängelt sich am Elbhang über Heine Park, Donners Park und den Rosengarten bis nach Oevelgönne. Das ist im Sommer – wie alles – noch schöner als im Winter, aber selbst in der kalten Jahreszeit nicht übel; absolut nicht übel. Das liegt einerseits an den vielen historischen und modernen Aussichtsbalkonen – andererseits am Hafenpanorama.
Also 2 Fliegen mit einer Klappe. Die Besucher von auswärts sehen alles, was sie so von Hamburg erwarten. Und finden gleichzeitig eine Antwort auf die Frage, wie man bloß mit dem hiesigen Klima zurechtkommt. (Ist ja gar nicht so schlimm, werden sie vielleicht sogar denken. Und das ist zwar nicht wahr, aber natürlich lassen Hamburger ihre Gäste auch gern in dem Glauben. Man wird ja schon wegen wegen der Tragödie um den HSV genügend bemitleidet. Da muss nicht auch noch das mit dem Wetter zu realistisch aufs Tablett.)
Wer am Ende des Schopenhauerweges zur Elbe hinunter spaziert, steht ziemlich genau vorm Museumshafen von Oevelgönne. Passenderweise hat gerade vorgestern Michèle einer ihren lesenswerten Gedankensprünge dazu ins Netz gestellt.
Vom Museumshafen sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Strand mit der bekannten Strandperle und den Fischrestaurants – noch so eine Sache, die Hamburger Gäste in der Regel ganz gut finden. Genau wie den Rückweg.
Eine Promenade führt dicht an der Wasserkante über Neumühlen und das Dockland zum Fischmarkt. (In der letzten Zeit sackt allerdings immer mal wieder ein Teil der sogenannten Perlenkette ab, so dass Schlenker nötig werden. Es hat vielleicht was mit den massiven Regenfällen der vergangenen Sommer zu tun; genau weiß es wohl keiner. Aber das Problem findet sich überall zwischen Landungsbrücken und Wedel. Und ich sag mal so: Ich bedauere gar nicht mehr so sehr wie früher, dass ich dort keine Wohnung besitze.)
Wer sich am Altonaer Holzhafen auf Höhe der Haifischbar über eine Treppe wieder zu den Elbhöhen hinaufschwingt, macht den Rundweg nach knapp 6 km perfekt und kann noch einen Kaffee im Altonas Balkon am Altonaer Balkon und ein letztes Sonnenbad nehmen. Das geht wirklich – selbst bei Minusgraden.
Wer nicht aus Hamburg kommt und auch niemanden hier besucht, der ihn rumführt, sondern sich auf eigene Faust in der Stadt rumtreibt, dem sei noch mit auf den Weg gegeben: Es gibt eine Menge Logenplätze auf den Hamburger Balkonen. Sie beginnen auf dem Stintfang oberhalb der Landungsbrücken und ziehen sich stadtauswärts/ elbabwärts bis nach Schleswig-Holstein.
Meine liebsten Balkone sind die Promenade bei der Erholung, Park Fiction am Schauermannspark, der Altonaer Balkon, Oevelgönne, die Wiese im Jenischpark, der Aussichtplatz im Hirschpark, das Treppenviertel in Blankenese, der Bismarckstein am Waseberg, der Römische Garten, der Waldpark Falkenstein, Wittenbergen und schließlich der Wanderweg oberhalb von der Schiffsbegrüßungsanlage in Wedel. Aber das ist nur eine subjektive Auswahl.
Überall an den Elbhängen lassen sich längere oder kürzere Rundwanderungen unternehmen. Und bis man die alle durch hat, ist der Frühling auch in Hamburg angekommen. Hoffe, ich jedenfalls.
Ich hoffe mit Dir, liebe Stefanie. Und gibt es tatsächlich noch mehr Balkone als die lange Liste Deiner Lieblingsbalkone 😉 ?
Ja, jede Menge. Ich habe sogar einen winzigen Lieblingsbalkon vergessen: die Lindenterrasse im Louis C. Jacob.
Ein Südbalkon schützt vor Regen nicht! Ist aber wirklich ein entscheidenes Plus… ?
Wohl wahr, liebe Isi. Ein Glück, dass wir nicht aus Zucker sind (sondern aus Norddeutschland).
Wieder ein wunderbarer Eindruck vom Elbufer und richtig gute TIpps zum Spazieren, fürs Entdecken und um mehr als lohnende Aussichten zu genießen, Stefanie!
Ich kann dir nur beipflichten, Aussichtspunkte und besonders schöne Abschnitte tauchen in regelmäßigen Abständen auf – und was die Länge der Spaziergänge angeht, dürfte auch in dem Fall etwas für jeden Geschmack bzw. unterschiedlichen Konditionszustand dabei sein.
Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell sich doch der Geesthang erwärmt, zumal, wenn die Sonne herauskommt und der Wind nicht gerade wieder mit Orkanböen herumprahlt.
Sehr lesenswerter und informative Beitrag, und ich möchte mich bei der Gelegenheit herzlich fürs Verlinken zu meinem aktuellen Blogpost über den Bereich Anleger Neumühlen und Oevelgönne inkl. Museumshafen bedanken! Hat mich gefreut!
LG Michèle
Bisschen spät, liebe Michèle, aber Du hast ja vielleicht schon gesehen, dass wir ein paar Tage weg waren (und ich offline) – darum erst jetzt: Vielen Dank für Deinen Kommentar. Und schöne Ostern – auch wenn die Geesthänge dieses Jahr offenbar auch nicht recht nützen wollen.