Seit einigen Jahren geht ein Riss durch die Menschheit.
Auf der einen Seite die, die in zerfledderten Exemplaren von „A Song of Ice and Fire“ ihre Lieblingsstellen farbig markieren und in Foren lange Abhandlungen über „Games of Thrones“ verfassen.
Auf der anderen Seite die Menschen, die damit überhaupt nichts anfangen können.
In Nordirland kommen beide Parteien auf ihre Kosten. Für GRRM-Jünger bedeutet das kleine Land eine ganze Welt. Nirgends wurden mehr Schauplätze der Fantasy-Sage in Szene gesetzt. Für die Anderen ist Nordirland einfach, was es ist: Ein Land außergewöhnlicher Schönheit.
Dutzende Reiseveranstalter bieten organisierte Touren zu den Drehorten an. Wer lieber in eigenem Tempo reist, braucht nicht einmal eine Straßenkarte. Man nimmt sich einfach einen Leihwagen, fünf Tage Zeit und fährt die Küste ab. Am besten gegen den Uhrzeigersinn. Dann hat der Beifahrer stets den besten Blick aufs Meer.
Tag 1: Die Mourne Mountains
Die Mourne Mountains im Südwesten Nordirlands sind Schauplatz der Dothraki Sea rund um Vaes Dothrak. Im Tullymore National Park am Fuße der Mourne Mountains befindet man sich nicht nur jenseits von Winterfell sondern auch „beyond the Wall“. Nur ein paar Schritte von der Stelle entfernt, wo Ned und seine Söhne die Schattenwölfe entdeckten, liegt bereits der Haunted Forest.
Von Belfast nach Essos braucht man etwa eine Stunde. Von Dublin sind es rund eineinhalb. (Dublin liegt natürlich nicht in Nordirland sondern in der Republik. Aber genau deshalb sind Flüge und Mietwagen häufig günstiger als im Empire.)
Ohnehin ist die Fahrt von Dublin zum südwestlichsten Zipfel Nordirlands eine gute Möglichkeit, um sich an den Linksverkehr zu gewöhnen. Und innerlich anzukommen. Die Mourne Mountains sind wie so viele nordirische Landschaften als „Area of Outstandig Beauty“ klassifiziert und gelten als beliebtes Naherholungsgebiet. Viel los ist allerdings im September nicht.
When we’ve got all we want, we’re as quiet as can be
Where the mountains of Mourne sweep down to the sea.
Still ist es auf den Spazierwegen zwischen den Stauseen des Silent Valley Reservoirs. Die Anlage von 1904 dient bis heute der Trinkwasserversorgung von Belfast.
Ben Crom: Auf dem 200 m hohen Damm bekommt man eine Ahnung von den Ausmaßen der Mourne Wall. 35 km zieht sich die Trockenmauer durch die Granitberge. Errichtet wurde sie, um die allgegenwärtigen Schafe vom Trinkwasser fernzuhalten.
Hostel Empfehlung: Das Nachbarschaftsprojekt Mourne Mountain Lodge in Atticall, einem kleinen Dorf mitten im Nirgendwo. Wer abends nicht selbst kochen möchte, fährt hinunter ins 8 km entfernte Kilkeel. In dem – für irische Verhältnisse – quirligen Hafenort gibts jede Menge Einkaufsmöglichkeiten, Restaurant und Palmen in aufgeräumten Vorgärten.
Tag 2: Die Glens of Antrim
Die Glens of Antrim an der Ostküste sind neun Täler, die auf die Irische See zulaufen. Charmant sind sie alle, mit ihren kleinen Seebädern, aber jedes hat seine ganz eigene Magie.
In Glenarm (dem nördlichsten Tal) enthauptete Ned den vermeintlichen Deserteur der Nachtwache, Gared. Drei Täler weiter in Glenariff gingen Davos Seaworth und Melisandre von Bord. In den Caves of Cushendun wurde das Schattenbaby geboren.
Glenariff gilt als Königin der Glens. Hier lohnt sich eine Übernachtung. Uns persönlich hat Cushendun am besten gefallen.
Oberhalb von Cushendun liegt der Glenariff Forest Park. Der gut 5 km lange „Waterfall Walkway“ bietet die totale Ruhe, drei Wasserfälle und spektakuläre Ausblicke: Bei guter Sicht bis zum schottischen Mull of Kintyre.
Cushendun ist auch deshalb eine gute Wahl für die Übernachtung, weil hier eine atemberaubend schöne Küstenstraße beginnt. Und für die kann man sich ruhig einen ganzen, neuen Tag reservieren.
Tag 3: Die Torr Scenic Route
Irland geizt generell nicht mit unfassbaren Panoramastraßen. Die Torr Scenic Route ist – zumindest bei strahlendem Sonnenschein – einer der lieblichsten Küstenwege.
Auf den geschwungenen Hängen leben die zweitglücklichsten Schafe der Welt und irgendwie wartet man die ganze Zeit darauf, dass Gandalf um die Ecke kommt. (Die glücklichsten Schafe der Welt leben übrigens in Donegal. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Mindestens drei Abstecher sollte man von der Torr Route nehmen: die – zum Teil abenteuerlichen Schotterpisten – nach Fairhead, Torr Head und Morlough Bay.
Road to Pyke: Morlough Bay liegt auf den Eiseninseln. Hier erneuerten Asha und Theon ihre Bekanntschaft auf ihrem Ritt zum Stammsitz der Greyjoys.
Zur Übernachtung bietet sich Ballycastle an. Bevor man den Badeort ansteuert, empfiehlt sich noch ein kleiner Schlenker ins Landesinnere zu den Dark Hedges.
Die Buchenalllee wurde verschiedentlich als Kingsroad genutzt, beispielsweise für die Flucht Aryas mit Gendry und Hot Pie. „In echt“ muss man sich unter den Dark Hedges aber nicht vor dem Geist von Harrenhal fürchten …
… sondern vor der Grey Lady. Sie geht um, so lange ihr heimliches Grab noch nicht gefunden und markiert ist.
Tag 4: Der Giants Causeway
Der Giants Causeway (Damm des Riesen) ist so eine Sache. Einerseits sind die 40.000 gleichmäßig geformten und 60 Millionen Jahre alten Basaltsäulen ein Must-see. Andererseits ist das Gelände sogar außerhalb der Saison ziemlich überfüllt. Am besten fährt man also früh morgens hin, wenn das Visitor Center noch nicht geöffnet hat.
Wenn gegen 09.30 Uhr die Touristen herbeiströmen, verzieht man sich zur nahegelegenen Carrick-a-Rede-Ropebridge. Auch dies allerdings ein Platz, der viele Urlauber anzieht. Es bringt aber auch echt Spaß, sich über die Hängebrücke zur Insel zu zittern.
Sieht verdächtig nach Pyke aus. Viele Szenen auf den Eiseninseln wurden an der Nordküste beim Giants Causeway gedreht. Etwa Theons Taufe, die in Ballintoy Harbour gefilmt wurde.
„If you don´t like the weather, wait ten minutes“, sagt der Ire. Beim Farbenspiel an der nördlichen Küste stockt einem der Atem im Minutentakt.
Ebenfalls in der Nähe des Giants Causeway befindet sich die Old Bushmills Destillery, für Whiskey-Liebhaber. Wer sich mehr für Burgen interessiert steuert die mittelalterliche Ruine von Dunluce Castle an. Sie ist verlassen seit bei einem Erdrutsch 1639 angeblich die gesamte Küche mitsamt Personal ins Meer stürzte.
Von dort ist es gar nicht mehr weit zum letzten Etappenziel: Castlerock, das man besser früher als später erreicht.
5. Tag Castle Rock
Relativ einsam und direkt am Strand gelegen ist das viktorianische Downhill Hostel nahe Castle Rock. Der längste Strand Nordirlands ist aufgrund der hohen Klippen ein wenig düster.
Das passt ganz gut, „for the night is dark and full of dragons“. Wir befinden uns auf Dragonstone, wo Melisandre die 7 Götter verbrennen ließ.
Der über dem Hostel gelegene Mussenden Temple gehört zum Downhill House und wurde einst als Bibliothek genutzt. Der Park des verfallenen Herrenhaus ist herrlich verwunschen und wird vom National Trust gepflegt.
Vom Klippenweg schaut man rüber nach Inishowen. Die Halbinsel gehört schon zu Donegal, dem nördlichsten und wildesten Teil der Republik Irland. Und da dämmert es einem, dass man entweder seinen Rückflug umbuchen sollte, um direkt hinüber zu fahren. Oder noch einmal wiederkommen muss.
Danke fürs virtuelle Mitnehmen auf diese wunderschöne Reise! – ob ich da jemals noch hinkomme…..nun hab ich erst mal eure Reise virtuell mitgemacht = schön war es wieder. 🙂
Ja, ja, alles kann man nicht. Toll hat das Susanne von 10 Sachen beschrieben (ihr Blog ist ohnehin toll: http://10sachen.wordpress.com/2014/09/23/1136/)
oh ja, der ist toll…allein auf diese Idee zu kommen: 365 Tage lang 10 Sachen! – Danke für den Link, ich bin immer froh, wenn ich tolle neue Blogs kennen lerne.
[…] von Nordirland in die Freie Republik führt über den Lough Foyle. Per Fähre gelangt man auf die Halbinsel […]
[…] von Nordirland in die Freie Republik führt über den Lough Foyle. Per Fähre gelangt man auf die Halbinsel […]
[…] den Britischen Inseln wärmer als in anderen Gebieten der gleichen Breitengrade. Daher sind Irland, Nordirland und England perfekte Ziele für einen Frühlingsurlaub. Und übrigens viel günstiger als man denkt […]
[…] ist es dort wärmer als in anderen Gebieten der gleichen Breitengrade. Daher sind Irland, Nordirland und England perfekte Ziele für einen Frühlingsurlaub. Und übrigens viel günstiger als man denkt […]