Was findet jeden Sommer im Herzen Schleswig-Holsteins statt, zieht 80.000 Besucher an und ist nicht Wacken?
Logisch, die NordArt im Kunstwerk Carlshütte.
Sie ist eine der größten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa. Und findet in einem wunderbaren Industriedenkmal statt. In Büdelsdorf. Das liegt bei Rendsburg. Also etwa in der Mitte des Nord-Ostsee-Kanals.
Was wir in unserem näheren Umfeld beobachten: Wer erst einmal nach Büddelsdorf gefunden hat, will immer wieder hin.
Das Kunstwerk Carlshütte
Die Eisengießerei Carlshütte war das erste Industriezentrum Schleswig-Holsteins. Seit ihrer Stillegung Ende der 90er Jahre ist sie Austragungsstätte für Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Theater- und Filmaufführungen.
Für die NordArt werden ehemalige Werkshallen und ein weitläufiger Park mit historischen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden genutzt. Das sind gewaltige, gewaltige Ausstellungsflächen. Geheime Gänge. Abseitige Gelasse. Sonderbare Treppen, die vielleicht irgendwohin führen. Vielleicht auch nicht. Ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene.
Ich selbst habe relativ spät Interesse für Kunstausstellungen entwickelt. Lange schien mir das anstrengend. Als würde irgendein Zensor beurteilen, ob ich auch wirklich alles ansehe, durchlese, würdige – selbst wenn es mich gar nicht berührt. Erst seit ich mir erlaube, Spaß zu haben, kann ich Ausstellungen genießen. Und wer sich das noch nicht erlaubt hat, wird von der NordArt quasi zur Freude gezwungen.
Das Vergnügen enormer Ausstellungen
Mehr als 100.000 qm Ausstellungsfläche lassen dem Besucher keine andere Wahl. Er muss sich vom Lustprinzip leiten lassen. Rein zeitlich schon. Sein eigenes Tempo finden. Dort eintauchen, wo es einem spannend scheint. Das weglassen, was einen nicht so anspricht. Anders geht es aufgrund der Menge an Kunstwerken gar nicht.
Dieses Jahr hatten es uns vor allem die Maler und Fotografen angetan. Wobei die Grenzen dabei ja immer mehr verschwimmen.
Als eine, die eher vom Wort beeinflusst ist als vom Visuellen, freue ich mich immer über gelungene Titel.
Der polnische Künstler Tomasz Pachzweski hat für sein Bild einen rein deskriptiven Titel gewählt. Dennoch gibt er dem Gemälde eine spezielle Tiefe.
Finde ich. Und bräuchte einen Roman, um alle meine Gedanken dazu auszuführen. Es haut mich um, wie Maler in der Lage sind, Komplexes auf den Punkt zu bringen.
Auf andere Art großartig ist der Titel meines zweiten Lieblingswerks. Erst stand ich eine ganze Weile davor und war einfach nur berührt von seiner Schönheit.
Als ich dann endlich näher trat, um den Titel zu lesen, öffnete sich mir eine komplett andere Perspektive. Es heißt: „Mutter und Kind“. Und als ich das wusste, musste ich noch einmal genau so lange davor stehen. Ihr findet das Bild im mongolischen Pavillon.
Länderfokus Mongolei
Jedes Jahr nimmt die NordArt ein Land besonders ins Visier. Dieses Jahr die Mongolei. 34 mongolische Künstler zeigen ihre Heimat diesseits und jenseits der Jurtenromantik. Und mir, dass ich voller Vorurteile bin (auch wenn ich das grundsätzlich weit von mir weisen würde). Sich einem Land über seine Künstler zu nähern, ist jedenfalls eine sehr gute Möglichkeit, Klischees abzulegen.
Die Ausstellung in der Ausstellung: Bizarreland
Als besonderes Bonbon empfanden wir die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer, chinesischer Fotografie. Bei meiner Auswahl handelt sich übrigens um unterschiedliche Fotografen. Auch wenn sie (fast) alle Zhang heißen.
Wir kauften zwei JA
Die Frage, ob man sich denn nun aufraffen sollte, um die NordArt zu besuchen, haben wir schon gleich beim Eintritt beantwortet. Da schreitet man durch zwei Wasserbecken, die zur allgemeinen Abstimmung aufforden. Zum Mitmachen können Steine erworben und beschriftet werden. Weiß steht für JA und kommt ins große Becken. Schwarz für NEIN ins kleine.
Man muss allerdings erwähnen, dass ein NEIN fünf Euro kostet. Ein JA kriegt man hingegen schon für einen Euro.
Die NordArt kostet übrigens € 12,–. Sie ist es wert. Und läuft noch bis zum 4. Oktober 2015.
Liebe Stefanie,
bin ich wirklich die Erste/Einzige heute hier bei diesem tollen Beitrag??
(aber wahrscheinlich bist du noch nicht zum freischalten gekommen…)
Man glaubt es kaum: dieses Mal hast du mir nichts Neues berichtet (nur insofern, dass die Ausstellung ja jedes Jahr wechselt).
Wir waren letztes Jahr zum ersten Mal dort und hellauf begeistert und eigentlich steht es auch für dieses Jahr auf dem Programm.
Ich habe Hunderte von Fotos letztes Jahr gemacht und es bis heute nicht hinbekommen einen Blogbeitrag dazu zu schreiben (absolute Blog-Blockade, leider)
Umso mehr erfreuen mich eure herrlichen Fotos und machen mich neugierig.
Liebe Grüße
Eva
Hallo Eva, tatsächlich bin ich nicht zum Freischalten gekommen – es war aber auch nicht nötig 🙂 Vielleicht sind gerade alle in den Ferien?! Wäre ja schön, wenn mein Beitrag Dir den letzten Ruck gibt, dass Du Dich noch auf den Weg zur NordArt machst. Ich finde, das tut immer so gut. Dienstag habe ich an Dich gedacht. Ich drücke, die Daumen, dass Du Deine Blog-Blockade bald überwindest. (Dass Du dennoch andere Blogs genießen magst, finde ich einen mehr als sympathischen Zug.) Liebe Grüße und genieß die Sonne, Stefanie
[…] für Tag 2 – Zeit für Rendsburg und die NordArt in Büdelsdorf […]