Die Alster ist ein Frühlingsfluss. Das ist mir neulich aufgefallen, als ich von Eppendorf nach Wellingsbüttel ging. Ich ging nicht extra, sondern weil ich sowieso dahin musste. Da das Wetter prima war und ich genügend Zeit hatte, stieg ich an der Kellinghusenstraße aus der Bahn.
Ich wusste, dass da irgendwo der Alsterwanderweg entlangführt. (Vorher hatte ich mich noch 17 Mal gefragt: Willst du wirklich? Bleibt das Wetter gut genug? Wie lange wird das dauern? Und viele unwichtige Dinge mehr). Kaum aus der miefigen Bahn gesprungen, war mir klar: Das war eine extrem gute Idee.
Der Alsterwanderweg: Wandern für Anfänger
Der Alsterwanderweg schlängelt sich 37 km von Kayhude in Schleswig-Holstein bis zur Alstermündung am Hamburger Hafen. Zumindest für die Strecke zwischen den Landungsbrücken und Poppenbüttel muss man kein Outdoorfreak sein. Man ist nämlich nie weit von der nächsten Bahnhaltestelle entfernt. Zwickt was im Schuh, kann man jederzeit abbrechen. Oder das nächste Restaurant anpeilen, den nächsten Biergarten, die nächste Sowieso-Lounge etc pp.
Streckenweise verläuft der Weg an beiden Ufern. Ab und zu muss man die Seite auch wechseln. Um vom Bahnhof Kellinghusenstraße auf den Alsterwanderweg zu gelangen, schlägt man sich bei Alma Hoppes Lustspielhaus eine Treppe hinunter in den Haynspark.
Im Haynspark war ich geschätzte 12 Jahre nicht. Manchmal verhalte ich mich wie mein eigener Google Algorithmus. Ich mache die Dinge, die ich immer schon gemacht habe. Andere Dinge mache ich generell nicht. Zum Beispiel bin ich fast nie in Eppendorf. Warum eigentlich nicht? Frage ich mich, als ich die Grenze nach Winterhude passiere.
Die ewige Frage: Alster oder Elbe?
Hamburger teilen sich auf in Alster- oder Elbtypen. Sagt man. Und ich rufe laut Elbe, wenn mich einer fragt. Aber während ich auf dem Alsterwanderweg spaziere, kommt mir das auf einmal irgendwie begrenzt vor. Eigentlich mag ich nämlich beide Flüsse. Und ich glaube, so geht es fast allen Hamburgern.
Ich sags mal so: Ganz grundsätzlich bin ich kein Typ für Schrebergärten. Aber würde mir ein Schrebergarten direkt an der Alster angeboten, ließe ich noch mal mit mir reden.
Ich habe mal gelesen, Kinder haben ein intensiveres Zeitgefühl als Erwachsene, weil sie jeden Tag etwas Neues erleben. Routinen bringen die Zeit zum Rasen. Im Prinzip bin ich nicht scharf drauf, dass mein Leben möglichst schnell vergeht. Gerade jetzt im Frühling, möchte ich eigentlich jede freie Minute bewusst genießen. So radikal wie sich die Natur von Tag zu Tag entwickelt. Immer schöner wird. Und das „eigentlich“ möchte ich „eigentlich“ aus meinem Wortschatz streichen.
Das ist ja keine großartig neue Erkenntnis, die ich da habe. Im Alltag aber immer schwer umzusetzen. Ein Spaziergang auf anderen Wegen ist jedenfalls schon mal ein guter Anfang.
Dieser Weg wird ein leichter sein
Obwohl ich mitten durch die Stadt lief, hatte ich ein richtiges Wandergefühl. Weil man die ganze Zeit im Grünen ist. Keine Straße, keine Autos, kein Generve, nichts. An einem Wochenvormittag begegnen einem nicht mal Leute.
Und das ist noch so ein (voll ödes) Mantra von mir: Bloß keine Leute treffen. Damit nehme ich mir ja total viele Optionen in einer Großstadt. Mir hat gefallen, was Wera von Kultur und Kunst darüber neulich geschrieben hat:
Ruhe ist auch eine innere Einstellung, darum haben mich die anderen … nicht gestreßt.
Das werde ich mir mal hinter die Ohren schreiben.
Die Welt ist voller Jakobswege
Da der Alsterwanderweg auf der Spur des Jakobsweges läuft, ist er schön ausgeschildert. Man kann sich nicht verlaufen. Auch wenn man ab und zu das Ufer wechseln muss (oder will).
O steht für Ohlsdorf. P für Poppenbüttel. H weiß ich nicht. Könnte Heimat bedeuten (denn der Pfeil zeigt dahin, wo ich herkomme).
Etwa am Ratsmühlenteich wird aus dem Frühlingsfluss Alster ein Sommerfluss.
Man läuft nun unter Bäumen und alles ist ursprünglicher. Da ich an den Alsterwiesen in Wellingsbüttel abbiegen muss, landet der Rest auf meiner Bucketlist. Irgendwann werde ich von Wellingsbüttel nach Kayhude wandern.
Und wenn mich das nächste Mal einer fragt: Alster oder Elbe? Antworte ich: „Eigentlich beide. Die Elbe ist für mich mehr Heimat. Sie ist gewaltig genug für alle meine Stimmungen und Gefühle. Die Alster ist für besondere Tage da. Heitere zum Beispiel. Solche wie jetzt. Aber weißt Du, was ich so gar nicht kenne ist die Bille. Hast Du da vielleicht einen Ausflugstipp für mich?“
Hach Steffi, das Licht. Das LICHT!!! Das ist fast so schön wie der Wind ;o)
Vielleicht bedeutet H ja „Hamburg“? Wir haben früher in den Vororten immer gesagt „ich fahre heute nach Hamburg“, obwohl die Vororte ja Teil davon waren – komisch eigentlich. Ob das aus den Zeiten stammt, als Altona noch Dänemark war?
Schönes WE Euch, Lg Merle
Hej Merle, wer weiß, wer weiß… Wir haben immer gesagt: Ich fahre in die „Stadt“. Wenn das einer aus Richtig-Hamburg mitgekriegt hat, wurden wir regelmäßig ausgelacht 🙂 Und Du hast Recht: Das Licht jetzt im Frühling ist toll. Heute allerdings seidengrau – aber das entlockt Dir wahrscheinlich auch wieder ein „HACH“. 🙂 Naja, Du wirst ja bald selbst wieder darin baden können und vom Wind umspielt werden, nä?! Euch auch ein schönes Wochenende, haut rein, Steffi
die sache mit dem zeit intensiver wahrnehmen weil mehr neues erleben seh ich auch so und so bin ich auch immer wieder auf der suche nachorten in der stadt, die ich noch nicht zum abwinken kenne. aber trotz aller bemühungen landet man oft, wo man schon war. man muss da etwas mutiger sein 🙂 sehr schöne eindrücke hast du mitgebracht, die zeigen, dass es sich lohnt!
Vielen Dank, Paleica. Mutig ist immer gut. (Zumal man ja gar nichts verlieren, aber einiges gewinnen, kann.) Liebe Grüße, Stefanie
Spät kommt mein Kommentar, aber er muss einfach kommen :-), denn du rufst wieder so schöne Erinnerungen bei mir wach:
in meinem früheren Leben (das Ende 2009 jäh endete, aber das ist ein anderes Thema) sind wir oft von Brunsbüttel zum Alsterwanderweg gefahren….nur um dort laufen zu gehen! Das war immer so was ganz anderes als am Deich (oder im Industriegebiet 🙁 ) in Brunsbüttel zu laufen.
Auch Hamburgs schönsten Volkslauf = im Alstertal 🙂 sind wir mehrfach mit gelaufen und auch mit dem Fahrrad ist es eine einmalig schöne Strecke.
Ich muss da unbedingt mal wieder hin…..geht ja auch alleine. 😉
Danke fürs Erinnern und danke für deine tollen Fotos.
LG Eva
Liebe Eva, einen größeren Unterschied als das Industriegebiet in Brunsbüttel und das Alstertal kann ich mir kaum vorstellen. 🙂 Was das alleine gehen, wandern, radfahren betrifft: Ich mag das. Nicht immer. Aber ab und zu. Liebe Grüße, Stefanie
[…] Im April lief ich (Volko setzt da meistens aus) von Wedel zu den Landungsbrücken, die 1. Etappe des Heidschnuckenwegs, von Timmendorf nach Travemünde und von Eppendorf nach Wellingsbüttel. […]
[…] auf dem Alsterwanderweg finden wir die Route 11 wieder. Die letzten 3 km bis Ohlsdorf sind die besten der 2. Etappe. Am […]
[…] Alsterwanderweg ist gut für zwei Tageswanderungen. Wer nur einen Nachmittag oder Abend Zeit hat, genießt die km […]