Von Kunst habe ich im Grunde nicht besonders viel Ahnung, genieße sie aber sehr. Ähnlich geht es mir mit Natur. Man nennt so etwas wohl einen emotionalen Zugang. Verbinden sich Kunst und Natur, ist das für mich eine große Sache. Zumal wenn auch noch einer meiner Lieblingsmaler ins Spiel kommt. Wie auf dem Ernst-Ludwig-Kirchner-Weg auf Fehmarn.
3,5 km schlängelt sich der schmale Pfad zwischen dem Leuchtturm Staberhuk und Katharinenhof; immer dicht an der Steilküste entlang.
„Ostküstenpromenade“ nennen die Insulaner diesen Abschnitt, auf dem Ernst Ludwig Kirchner besonders viele seiner Werke schuf. Einige der wichtigsten sind auf Schautafeln abgebildet, so dass man Natur + Bild miteinander vergleichen kann. Mehr Infos hält die kleine Ausstellung in der Buecherhalle von Burg bereit. Dort ist auch eine Rad- und Wanderkarte zu allen wichtigen Inselmotiven erhältlich.
Kirchner gilt als einer der wichtigsten deutschen Expressionisten und ist Mitbegründer der Brücke-Künstlergruppe. Die Sommer von 1908, 1912, 1913 und 1914 verbrachte der Künstler auf Fehmarn. Er nannte die Insel ein „irdisches Paradies, mit der wundervollen Küstenbildung, manchmal von Südseereichtum“.
Vergleicht man die Gemälde mit der realen Landschaft, fällt auf: Die Farben stellen sich beinahe gegensätzlich dar. Kräftig sind Kirchners Bilder, wo die Natur zurückhaltend ist.
Genau dieser Kontrast erklärt einen Grundgedanken des Expressionismus. Nicht die Realität wird dargestellt sondern ein Gefühl. Kirchner selbst sagt es so:
Beim Zwecksehen im alltäglichen Leben ist das Bild natürlich anders als beim Genuß- oder Kunstsehen. Das Bild des Zwecksehens ist dem objektiv richtigen Bilde möglichst angenährt… Was uns hier interessiert ist vor allem das Kunstsehen, das Sehen als Genuß, als Vermittler geistiger Dinge und Erkenntnisse. Es kümmert sich nicht um die Realität der Dinge und ist dem Sehen im Traum, der Vision, den inneren Bildern, die der Mensch in sich trägt gleichgestaltet … es gibt Menschen … die dieses Sehen gar nicht kennen, ihr Zwecksehen auf die Kunst anwenden und damit die Kunst mißverstehen und von ihr etwas verlangen, was ihr nicht eigen ist.
So arbeitete Kirchner auch gern nachts. Denn
… für das farbige Bild gilt nicht die Eigenfarbe der Dinge. Die Farbe der Dinge ändert sich mit ihrer Beleuchtung, ihre Nachbarschaft mit anders gefärbten Dingen ihre Eigenfarbe.
Kirchner fühlte also auf Fehmarn Farben, die er auf seinen Bildern umsetzte.
Eben dies gilt auf für die Formen, die er auf der Insel fand.
Es ist schwer zu glauben, dass die Bilder und Skizzenentwürfe des gelernten Grafikers über 100 Jahre alt sind.
Mit ein wenig Hintergrundwissen (oder einem Fotografen an der Seite), findet man Kirchners Pinselführung auf einmal in allen Dingen. Man versteht seine Motivreduzierung. Man staunt über die Zartheit der eigentlich holzschnittartigen Interpretation.
Aber auch ohne Kunstinteresse ist der Ernst-Ludwig-Kirchner-Weg ein wunderbarer Spaziergang. Denn im Grunde sind wir ja alle Expressionisten.
Tolle Fotos!
Und sogar mit Kormoran 🙂
Danke fürs Folgen und liebe Grüße
Stefanie
[…] Auf Staberhuk sind die Insulaner zu Recht stolz. 1908 hat im Leuchtturmwärterhäuschen Fehmarns bekanntester Sommergast, Ernst Ludwig Kirchner, Quartier genommen. (Was einen eigenen Beitrag wert ist: Klick). […]
Sehr schöne Bilder-Kirchner hat übrigens auch in Angeln gemalt-liebe Steffi,leider muss ich deine Mail(Julia hat mir davon erzählt)übersehen-aber auch würde mich sehr freuen,wenn wir drei endlich mal wiedersehen-vielleicht bei mir in Osterby. Ganz liebe Grüße von ERika
Hej Erika, Du hast die Mail nicht übersehen – ich bekam eine Fehlermeldung. Hast Du schon gehört, dass wir gern am 16. kommen würden?! Liebe Grüße, Steffi
[…] Staberhuk sind die Insulaner zu Recht stolz. 1908 hat im Leuchtturmwärterhäuschen Fehmarns bekanntester Sommergast, Ernst Ludwig Kirchner, Quartier […]
Moin,
ist ja witzig, den haben wir für nächsten Monat auch auf dem Zettel. 😉
Liebe Grüße,
Claudia
Ach, schön. Und dann ist das Wetter auch schon viel, viel besser!!! Viel Spaß; ich sehe dann ja, wie es Euch gefallen hat.
Hallo Stefanie,
Dein Bericht hat mich inspiriert, mit Fotoausrüstung nach Fehmarn zu fahren, und diesen Weg entlang zu wandern. Der Tag war mit einem ungeheuerlich traumhaften Wetter gesegnet und ich konnte im späten Licht, – so ab 18 Uhr fotografieren wie sonst nur ganz selten. Besonders der seltene scharfe Ostwind sorgte für erhebliche Brandung und Schaumkronen, ein einmaliges Erlebnis. Dass ein Künstler, wie Kirchner dieses landschaftliche Ambiente mehrfach aufgesucht hat ist nur allzu verständlich. Werde meinen Versuch, Kirchners Arbeit an dieser Stelle fotografisch nachzuvollziehen, sicherlich fortsetzen.
Beste Grüße
Peter
Lieber Peter, über Deinen Kommentar freue ich mich sehr. Kann man Deine Fotos vieleicht sogar irgendwo sehen? Ganz liebe Grüße, Stefanie
Schau in meinen EyeEm Account unter eyeem.com/braxx. Dort sind einige der Bilder meines damaligen Ausflugs eingestellt.