Noch nie ist ein Mensch am Verzehr eines Fliegenpilzes gestorben, lernte ich gestern am Salemer See. Dort startet am Bootshäuschen ein rollstuhlgerechter Uferweg, was ich zuvor allerdings nicht wusste. So wie ich überhaupt nicht besonders viel über das Herzogtum Lauenburg weiß. Es bleibt mir eine entfernte Bekannte. Und zwar eine, die ich sehr mag.
Kennengelernt habe ich die Region quasi als Arbeitskollegin; gleich bei meinem ersten Reisebuch. Und mit jedem weiteren Projekt habe ich ihre Verlässlichkeit noch ein bisschen mehr zu schätzen gelernt. Fast egal, wohin man sich wendet, es beginnt stets mit aufgeräumten Reetdach-Dörfchen oder winkeligen Altstädtchen, aus denen tiptop Wanderpfade und Radwege in minutenschnelle in verschwiegene Wälder und an verträumte Seeufer leiten.
Längst ist unsere Beziehung privat geworden. Nur eben auf andere Art als mit dem Rest von Schleswig-Holstein. Alles andere hier oben bezieht sich ja auf´s Meer und ist mir damit näher. Zu Nord- und Ostsee fühle ich keinerlei Distanz. Ich gehöre da nicht nur hin; ich bin das geradezu. Im Herzogtum Lauenburg bin ich zu Besuch. Und finde es wunderschön. So war das auch gestern in Salem.
Ich hatte eigentlich erwartet, den Herbst dort zu treffen. Er war aber gar nicht zugegen. Sicher, er hat wohl schon mal vorbeigeschaut und den Bäumen eine allererste leichte Färbung verpasst. Aber im Großen und Ganzen zeigte sich der Wald bei Salem viel grüner als die schwindsüchtigen Verwandten in Hamburg. Insbesondere die vielen Birken. Womit wir wieder beim Fliegenpilz sind.
Bis gestern wusste ich über den Fliegenpilz in etwa so viel, wie meine Märchenbücher eben so hergegeben haben und dass er in den 1970er Jahren ein extrem beliebtes Kostüm zur Kindermaskerade war. Jetzt bin ich dank QR-Codes an den Infotafeln des Salemer Uferweges schlauer.
Salemer Uferweg im Naturpark Lauenburgische Seen
Fliegenpilze schützen Birken vor Krankheiten und schädlichen Umwelteinflüssen; sind also echte Glückspilze. Das wussten schon etliche Völker zu schätzen – seit Urzeiten berauschen sie sich mit Fliengenpilzen. Manche in direkter Weise. Andere nutzen den Umstand, dass selbst Rentiere ganz verrückt auf Fliegenpilze sind. Trinkt man ihren Urin, ist der Absturz nicht ganz so gräßlich.
Allerdings scheint mir in puncto Berauschen der Salemer Uferweg viel empfehlenswerter als das Verspeisen eines Fliegenpilzes. Er verläuft entlang des Salemer Sees und des Pipersees auf guten drei Kilometern barrierefrei und weiter über Stock und Stein und wenn man mag (gute Idee) weiter entlang des Phulsees zum Schaalsee. Das Beste: bis in den November hinein färbt sich der Wald nun jeden Tag bunter.
So schön, aber leider ohne Auto sehr umständlich zu erreichen.
Stimmt; mit Bahn und Rad kann das aber auch ein Vergnügen sein – oder man weicht auf den Tipps von Andre und Brigitte aus. Der Ratzeburg See ist wirklich super (für Hamburger nur ein HVV-Ticket entfernt).
Hi Stefanie, eine ‚entfernte Bekannte‘ 🙂 , auch für uns; und auch für uns eine, die wir mögen, alle paar Jahre Mal gibt’s Besuch von uns.
(Die Ostsee ist v a mir als Hamburger ganz ganz nahe, egal wo wir gerade sind 🤩)
Am 4.10.24 war’s nach 2 1/2 Jahren mal wieder soweit: Schalsee war geplant, aber es war uns dann doch zu weit am Freitagnachmittag, also A24
und dann – links ab. RATZEBURG ! Spätsommer, nix los, schön. Deinen Text kann man weitgehend auf den R. See übertragen. Genau so.
Wir bleiben, über Euch beide, immer in der Nähe!
Viele Grüße vom Main
Andre & Brigitte
Hallo Andre & Brigitte,
Ratzeburg kenne ich noch gar nicht so lange und war echt begeistert, als es dann endlich soweit war.
Ist schon seltsam, dass Ihr vom Main Euch dort besser auskennt als etliche von der Elbe.
Danke für den Kommentar und liebe Grüße
Stefanie
🤩 bin ja n Hamburger Jung,
m hessische Gattin musste 😁
natürlich Vieles da oben
kennenlernen. Lesen weiterhin mit grosser Freude deine Berichte, Ostsee, Nordsee, Flensburg, Kruså
etc etc ♥️ LG A & B
Wunderbare Bilder, Stefanie! Ich kenne die Lauenburger Seen gut. Als wir Kinder waren, fuhren meine Eltern mit uns nach Salem zum Zelten. Damals war dort noch die Grenze zur DDR, das fühlte sich etwas seltsam an.
Das kann ich mir vorstellen! Es liegt ja wirklich direkt an der ehemaligen Grenze. Über Euren Zeltplatz bin ich wahrscheinlich gelaufen… superschön da.
Ja, total!