Beim ersten Blick aufs Himmelmoor war ich fassungslos. Hingerissen. Vollkommen von dem Moment gefangen. Und das passiert mir gar nicht mehr so oft in Norddeutschland.
Ich erreichte das Himmelmoor mit dem Rad – in maximaler Entfernung zum Besucherparkplatz. Nicht, dass ich später allzu viele Besucher:innen traf (was am Wochenende durchaus der Fall sein soll). Doch so hatte ich die erstaunliche Landschaft eine allererste Weile lang ganz und gar für mich allein. Wobei »allein« die Sache nicht ganz trifft.
Auf meiner Bank auf einer Erhöhung oberhalb der Gleise der alten Moorbahn hörte ich Möwen schreien, Enten schnattern, Reiher rufen und Gänsegesang. Schmetterlinge torkelten über das Wollgras und was da quakte, waren vielleicht Moorfrösche, die im Frühling ihr blaues Brautgewand überstreifen. Ich dachte an Finnland (wo ich noch nie gewesen bin). Und dass die kleinen Inseln im wiedervernässten Moor gerade richtig für einen Mumintroll wären.
Als ich mit dem Bloggen begann, begleiteten mich dieses wunderbare Erstaunen beinahe auf jeder Reise. Dass es so etwas gibt! Ganz in meiner Nähe! Dass ich dort noch nie gewesen war und oft genug noch nicht einmal davon gehört hatte! Das haute mich immer wieder aus den Socken. Aber das ist auch lange her. Schon mehr als sieben Jahre. Inzwischen gibt es nicht mehr viele neue Ufer. Zumindest nicht auf dem Festland. Vor allem nicht in Schleswig-Holstein. Dort weiß ich inzwischen in etwa, was ich wo erwarten kann. Und was nicht. Nur selten noch komme ich mit völlig falschen Vorstellungen an einen Ort. Bei Mooren jedoch, passiert es mir wieder und wieder.
Das Himmelmoor liegt bei Quickborn. Gar nicht weit entfernt bin ich einige Jahre zur Schule gegangen. Die Gegend ist mir nicht als landschaftlich ungeheuer herrlich im Gedächtnis. Das könnte an meinem jungen Ich liegen. Oder an der Tatsache, dass Naturschutz damals noch nicht übermäßig großgeschrieben wurde. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.
Das Himmelmoor war einst das größte Hochmoor Schleswig-Holsteins
Noch bis vor wenigen Jahren wurde im Himmelmoor Torf abgebaut. Ein Vertrag aus dem Jahr 1919 hatte die vollständige Ausbeutung bestimmt. Und obwohl man ab einem gewissen Zeitpunkt ja sehr genau wusste, wie unverzichtbar Moore für den Klimaschutz sind, machte man weiter. Etlichen rührigen Naturschützerinnen und Naturschützern sei Dank, wurde das Moor 2018 endlich unter Schutz gestellt. Zu 75% absolut. Durchs verbleibende Viertel darf gestromert werden.
Richtig toll ist der Moorfroschpfad, ein vier Kilometer langer Rundweg über federnde Torfdämme und Bohlewege unter Birken. Nicht, dass ich einen Moorfrosch gesehen hätte. Aber das machte gar nichts. Ich dachte, dass ich unbedingt noch einmal kommen müsste. Mit mehr Zeit und einer bestimmten Person. Aber auch, dass man leider kein zweites Mal nichts erwarten kann.
Moin, im 2.Weltkrieg gab es auch ein Kriegsgefangenenlager für Zwangsarbeiter im Himmelmoor. Letztes Jahr ist das Buch „Kriegsgefangenen-Arbeiterskommando 1416“ im Ludwig Verlag erschienen. Das Buch kann ich sehr empfehlen.
Außenstraflager der Justizvollzugsanstalt Rendsburg – Himmelmoorstraße, Quickborn
https://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/spur/strafgefangenenkommando-im-himmelmoor/
schönen 1. Mai, kv
Interessanter Tipp. Vielen Dank. Ist ja ein ungewöhnlich ruhiger erster Mai im Viertel. Dir also auch einen entspannten Tag, lg, Stefanie
Die Moorsoldaten wurden auch besungen-von Hannes Wader und dem Oktoberclub.
Sehr schöne,urwüchsige Landschaft,ganz nach meinem Geschmack.
Und natürlich wie immer tolle Fotos !!
viele Grüße von
Ralf,dem Halligfahrer
Danke, lieber Ralf
Ja, das Himmelmoor hat mich im vergangenen Jahr auch tief beiendruckt. Blüht jetzt das Wollgras? Dann muß ich noch mal hin. Liebe Grüße, Susanne
Liebe Susanne, ich glaube, es ist gerade ein guter Zeitpunkt. Vergangenen Donnerstag jedenfalls blühte das Wollgras und die Birken sind herrlich hellgrün. Bzw. Mai-grün. Liebe Grüße, Stefanie
Hallo,
sehr schöne Fotos und ein interessanter Erfahrungsbericht.
Schön, dass bereits 2015 ein Renaturierungs-/Managementplan erstellt wurde (im Netz veröffentlicht) und jedem für eine Vertiefung der Informationen zur Verfügung steht. Der Einstieg in die wissenschaftlichen Arbeiten sollte aber nicht davon abhalten, einfach die Besonderheit und Schönheit der Landschaft auf sich wirken zu lassen.
Viele Grüße
Was für ein schöner Name: Himmelsmoor. Moore haben sowas mystisches. Übrigens gefällt mir die Collage vom Mai sehr gut. Ihr solltet Postkarten rausbringen ;))) Geht es den Fellnasen wieder gut? Durften die Spiegel schon freigegeben werden? ;-))) LG Ilona