Ich bin in der glücklichen Postion, einen total höflichen Freund zu haben. Beispielsweise bedankt er sich seit 8 Jahren jeden Montag bei mir für das „schöne Wochenende“. Als er meine Fotos vom Heidschnuckenweg in der Lüneburger Heide sichtet, sagt er: „Du hast Dir aber auch ein sehr schweres Thema ausgesucht.“
Nun habe ich mir ja nicht direkt ein Thema ausgesucht. Allerdings habe ich die Etappen unserer Wanderung anders abgesteckt, als Heidschnuckenweg.de es rät.
Im Nachhinein sehe ich, dass die Heide-Profis die Etappe 4 (Undeloh – Wilsede – Niederhaverbeck) perfekt ausgewählt haben. Unsere Tagesstrecke Wilsede – Niederhaverbeck – Schneverdingen hat hingegen ihre Schwächen. Aber der Reihe nach:
Im autofreien Wilsede wollte ich unbedingt übernachten, weil es mitten im Naturschutzgebiet liegt. Ich stellte es mir so schön still vor. Tatsächlich stehe ich im Morgengrauen ganz allein in Wilsedes Totengrund. Aber es ist nicht still. Ich höre die A7. Nur als fernes Rauschen zwar. Doch ich bin empfindlich, was das angeht und irgendwie enttäuscht. Optisch allerdings glicht die Lüneburger Heide hier ihrem idealisierten Bild (was längst nicht überall der Fall ist).
Interessanterweise reichen winzigste Geräusche (fernes Geschirrklappern, ein Windzug in den Baumkronen etc.) um die Autobahn zu übertönen. Beim großartigen Frühstück kommt mir Wilsede wieder total idyllisch vor. Wie es mir auch am Abend zuvor idyllisch vorgekommen ist.
Zwischenfazit: Ein Besuch in Wilsede lohnt sich. Es muss allerdings nicht über Nacht sein. Schon gar nicht, wenn man wandert. Das Museum, die Milchhalle, Tante Doras Stuv, Ausstellungen usw. waren bei unserer Ankunft gestern schon geschlossen und öffnen heute erst zwischen 10.00 Uhr und 11.00 Uhr. So lange können wir selbstverständlich nicht warten. Wanderer wollen ja im Frühtau zu Berge ziehen.
Der höchste Berg der Lüneburger Heide liegt ein, zwei Kilometer hinter Wilsede City und ist so verschwindend gering (169, 2 m), dass man den Aufstieg gar nicht mitbekommt. Trotzdem ist der Ausblick super.
Bei sehr klarer Sicht soll man sogar bis nach Hamburg gucken können. Das ist heute nicht der Fall, aber Hamburg kenne ich ja auch schon und der Blick ins Heidetal ist sowieso besser. Da kann man schon mal feststellen, was einem auf den nächsten Kilometern begegnen wird (Nichts, Niemand. Schon gar keine Heidschnucke).
Zunächst gehts durch offene Heide, dann bis Haverbeck durch den Wald. Dort endet die vierte Etappe des Heidschnuckenweges. Es ist keine schlechte Idee, das auch genauso zu handhaben. Autofrei hätte ich hier ebenfalls übernachten können. Gut gefallen hat uns (von außen) die Pension Heidetal; mitten im Wald. Richtig schön sieht das Landhaus Haverbeckhof aus.
Sehr berührt waren wir bei unserer Rast im Landhaus Eickhof. Ich habe überlegt, ob ich davon berichten soll. Mach ich aber nicht. Respektvoll genug könnte das höchstens einer wie John Irving beschreiben. (Ein sehr schweres Thema, würde Volko sagen). Besonders Tierfreunden sei eine Einkehr jedoch wärmstens ans Herz gelegt. Kurz vor Niederhaverbecke führt ein kleiner Pfad rechts zum Gasthof hinauf.
In Niederhaverbeck teilt sich der Heidschnuckenweg in Etappe 5 (Richtung Bispingen) und Etappe 5a (Richtung Schneverdingen). Die Etappe 5a folgt auf bummelig 20 km dem Spitzbubenweg.
Solange sich der Spitzbubenweg durch den Wald schlängelt, macht er uns richtig Spaß. Zwar kann man zumeist nur hintereinander laufen, doch alles duftet und ist dunkegrün und voller Blaubeeren und sogar ein bisschen unheimlich.
Weniger gefallen hat uns die anschließende Strecke durch die Osterheide. Heidschnuckenweg.de behauptet, man könne kaum glauben, dass hier bis 1994 noch Panzer rollten. Ehrlich gesagt: Ich glaube es sofort.
So zieht sich das bis Schneverdingen. Richtig schön finde ich es nicht. Anderseits ist das ewig Gleiche geradezu komtemplativ. Wir können uns auf unsere Gespräche konzentrieren. In der Naehe bleiben im besten Sinne also.
Kurz vorm Ortseingang müssen wir entscheiden, ob wir direkt zum Bahnhof marschieren oder ins Pietzmoor. Ins Pietzmoor wollte ich eigentlich dringend. Aber der Himmel wird immer grauer und wir merken langsam auch unsere Beine.
Also wandert das Pietzmoor auf die Bucketlist und wir wandern zum Zug. Wie das so ist, wenn Glückspilze reisen… als wir in die Bahn steigen, beginnt es zu regnen. Und so soll das sein.
liebe stefanie,
jetzt musste ich dir natürlich auch einen besuch abstatten 🙂 wirklich einen tollen blog hast du! ich hoffe ich finde auch bald wieder zeit für eine etwas ausgedehntere wanderung..
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