Nie wieder werde ich den Februar vorverurteilen, dachte ich neulich am Strand von Wittenbergen. Das war 4 blitzeblaue Tage nach meinem Ausflug zum Elbstrand an der Hetlinger Schanze. Über die Kommentare zu diesem Beitrag war mir aufgefallen, dass ich meinen Lieblingselbstrand noch nie hier auf dem Blog gezeigt habe. Dabei ist er ein ganz besonders schönes Stück Hamburg.
Auf den schluchtartigen Wegen von Falkenstein hinunter zum Strand bin ich immer wieder hingerissen. Unten angekommen, fällt als erstes eine Gruppe Linden auf. Die Bäume wurden um 1900 gepflanzt und markierten die Sommerterrasse des Fährhauses Wittenbergen. Damals kamen die Hamburger in Scharen mit dem Dampfer. Es gab Badekabinen, Strandkörbe, einen Musikpavillon, Schießbuden und Karussells. Heute gibt es nur noch die Linden. Und die Leuchttürme, die ebenfalls um 1900 in Betrieb genommen wurden. Der erste steht direkt am westlichen Ende des Strandes; das Unterfeuer von Wittenbergen.
Wittenbergen gehört zu Rissen. Einem Dorf, in dem vielleicht die Gentrifizierung erfunden wurde. Es begann so um 1850, als wohlhabende Kaufleute aus der Stadt in großem Umfang Ländereien aufkauften. In den Goldenen Zwanzigern dann leisteten sich im Rahmen der sogenannten Wochenendbewegung immer mehr Hamburger eine Laube am Elbufer. Und weil irgendwann ohnehin schon alles in Hamburger Hand war, verleibte sich die Stadt am Ende das ganze Dorf ein.
Für Spaziergänger ist es gar nicht so leicht, sich jenseits des Leuchtturms zu entscheiden, ob sie auf dem unteren Weg am Fluss bleiben oder sich zur oberen Etage aufschwingen. Dort befindet sich der zweite Leuchtturm, das Tindsdaler Oberfeuer. Man selbst steht (oder sitzt auf einer feinen Bank) etwa auf der Grenze von Hamburg und Schleswig-Holstein – direkt gegenüber der Elbinsel Neßsand, die schon zu Niedersachsen gehört. Daher spricht man auch vom 3-Länder-Blick.
Aber zurück an den Strand. Er bitte alles bietet, was einen guten Strand ausmacht. Feinen Sand, einen Anleger, öffentliche Sanitäranlagen, sogar einen hippieesquen Campingplatz und die DLRG. Bloß keine Einsamkeit. Denn ein Geheimplatz ist er gerade nicht. Jedoch auch nicht so überlaufen wie der Strand rund um die Strandperle in Oevelgönne. Von daher wirklich eine gute Alternative, wenn man mal keine Gelegenheit hat, ans Meer zu fahren.
Am Strand von Wittenbergen habe ich schon oft gebadet, gegrillt, gefeiert, auch geschlafen und einmal ist mir eine Wespe ins Hosenbein gekrabbelt. Vor Schreck wurde ich stocksteif und sprachlos. In Panik reagiere ich immer so. (Zum Beispiel auch als ich vor Jahrzehnten einmal als einzige so saß, dass ich sehen konnte, wie der Weihnachtsbaum zu brennen begann. Aber das ist ein anderes Thema.) Ich wartete also stumm und stocksteif ab, wie die Wespe immer höher krabbelte – ich wusste, auch die Wespe würde früher oder später in Panik bzw. Platzangst geraten und zustechen, nämlich dort wo die Hose enger wurde; etwa am Knie. Und genauso war es dann auch.
Dieser Stich war ganz anders als mein erster, den ich unverhofft erlebte, als ich auf eine Wespe trat. Da hatte ich gedacht, ich wäre auf eine glühende Zigarette getreten. Das tat auch weh – aber absolut nicht so weh, wie mein zweiter, den ich erwartet hatte und es damit doppelt so schlimm machte. Daran will ich mich erinnern, wenn ich das nächste Mal mit dem Winter und speziell dem Februar hadere.
Das einzig Negative, was ich am diesjährigen Februar finden kann, sind bisher meine negativen Erwartungen. Die hätte ich mir also auch schenken können. Wenn ein Februar so sein kann wie der Februar 2018 macht es eigentlich keinen Sinn, ihn im Vorwege zu verteufeln.
I ♥ Februar 2018 – besonders am Strand von Wittenbergen
Selbst wenn ein Februar richtig mies wird, hätte ich nichts gewonnen, schon in der Erwartung darauf zu verzweifeln. Außerdem ist er ja auch immer ziemlich schnell vorbei. Einer Theorie nach bedeutet Hornung (das ist der alte deutsche Name des Februars) möglicherweise „der im Geheimen gezeugte Bastard“. Weil er zu kurz kommmt (an Tagen).
Ich las das mit dem Bastard einige blass-bis-ultrablaue Tage später an einem Aushang an der Elbe. Es war an einem weiteren Lieblingsplatz, den ich hier noch nie gezeigt habe. Aber davon erzähle ich dann ein anderes Mal.
Klingt interessant! Da muss ich auch mal hin! Leider schreibst du gar nicht, wie man hin kommt.
LG
Ulrike
Hallo Ulrike – am besten zu Fuß (finde ich). In Blankenese runter an den Strand und dann etwa 4 km stadtauswärts gewandert. Das ist superherrlich. Mit Auto geht es am Ortsausgang Blankenese bei der Tankstelle links nach Falkenstein. Dort windet sich dieser schluchtartige Weg an den Strand hinunter. (Es fährt auch ein Bus von der S-Bahn Blankenese. Liebe Grüße zurück, Stefanie
Liebe Stefanie, der Februar 2018 ist bis jetzt der schönste Monat des Jahres! Frost, Sonne und wenig Wind – das wir das überhaupt noch mal erleben dürfen! LG Ulrike
Ja, so herrlich, nech?! (Meinen Gefühl nach ist er übrigens der beste Monat seit 2016 🙂 )
Liene Stefanie,
wie oft habe ich im februar an Euch gedacht und war schon versucht, einen Artikel zu schreiben, was man alles an schönen Dingen in diesem Monat erleben kann. Inddor wie outdoor. Aber Ihr ward (erwartungsgemäß) ganz von selbst darauf gekommen 🙂
Bis jetzt muss ich sagen, waren wir jeden Tag im Februar draußen und haben im schlechtesten Fall tolle Inspirationen für den Sommer bekommen.
Liebe Grüße von Kai
Lieber Kai,
täglich das schaffe ich leider bei Weitem nicht. Aber ich fands doch ein gutes Gefühl, dass man eine zeitlang die Panik zur Seite schieben konnte, es würde an den einzig freien Tagen regnen. Sommerinspirationen sammle ich derzeit eher virtuell. In der Stadt habe ich inzwischen fast alles erforscht, was ich mir so denken kann. In diesem Sinne: Dein Newsletter ist markiert; freue mich auf neue Berichte.
Einen schönen Tag, Stefanie
Das klingt verlockend und sieht – gerade durch dem momentan sehr freundlichen Februarwetter – herrlich aus. Verführerisch. Man möchte sofort hin an die Elbe und hinaus Richtung Wittenbergen. Glitzerndes Wasser, etwas dünnes Eis, leichter Dunst, der aber die Sonne nicht verschreckt …. Wunderschön.
Das einzige, was nicht so schön klingt, ist deine Erinnerung an Wespenstiche! Dieses Krabbeltier im Hosenbein … uuiuiuii. Ich hoffe doch sehr, dass keine weiteren schwerzhaften Kontakte folgen. Jetzt im Februar bist du immerhin vor ihnen ziemlich sicher. ^^
Nun bin ich sehr gespannt, welchen Lieblingsplatz du demnächst hier bei dir noch vorstellst. Ich schau wieder herein!
LG Michèle
Liebe Michèle, es ist so ein Glück, dass wir die Elbe haben, finde ich. Wasser ist eben auch im Winter ein tolles Element (das Einzige, dass mich zum Rausgehen animiert.) Danke für Deinen Kommentar – und man liest sich; Stefanie
Schön, deine Hommage an den blauen Bastard und den Strand von Wittenbergen! 🙂
Ja, aber was jetzt der Wechsel vom blauen zum weißen Outfit soll… muss ich erst mal gucken, ob mich das erfreuen kann 🙂
[…] in Blankenese, der Bismarckstein am Waseberg, der Römische Garten, der Waldpark Falkenstein, Wittenbergen und schließlich der Wanderweg oberhalb von der Schiffsbegrüßungsanlage in Wedel. Aber das ist […]
[…] noch eine Gruppen Linden an die glanzvollen Tage, in denen die Hamburger mit dem Dampfer anreisten. Der romantische Strand von Wittenbergen ist im Winter ebenso geeignet für die kleine Atempause zwischendurch wie auch als Ausgangspunkt […]