Warum wir in die Nähe reisen

Warum reisen Menschen überhaupt?

Aus den unterschiedlichsten Gründen, ist ja klar. Der eine will Sonne, der andere Abenteuer und der dritte möchte besonders viele Gefällt-mir-Klicks auf Facebook. Von einer Kulturschuld spricht der Philosoph Alain de Botton – ein Gefühl reisen zu müssen, etwas Bestimmtes zu sehen, um angesehen zu sein. Und weiter:

“Das gewählte Reiseziel sagt etwas darüber aus, was einer Person fehlt, was ein Mensch am dringendsten innerlich braucht. Wir suchen beim Reisen Dinge, von denen wir im alltäglichen Leben nicht genug haben.”

In der Nähe bleiben ankert vor St. Pauli. Hier ist es ziemlich schön – es ist aber auch ziemlich viel los. Wovon wir im alltäglichen Leben nicht genug haben ist, dass einfach mal gar nichts los ist. Wir schätzen das, um ab und zu von oben auf uns draufzugucken. Wir reisen, um in unserer eigenen Nähe zu bleiben.

“Komischerweise wird Robinson Crusoe  (…) niemals langweilig. (…) Er beschreibt sein erstes Jahr in der Gesellschaft von Freitag als “das schönste von allen” (…) das moderne Verlangen nach Stimulation fehlt völlig.” (Jonathan Franzen, „Weiter weg“)

Unsere Lebens- und Abeitsrhythmen sind denkbar unterschiedlich. Wie viele Freiberufler haben wir zwar einigermaßen viel Freizeit, aber wir müssen uns auch extrem nach unseren Kunden und Projekten richten. Längere gemeinsame Reisen zu planen, ist für uns nie einfach; in manchen Jahren auch unmöglich. 2014 schien wieder so ein Jahr zu werden – aber statt darauf zu hoffen, dass sich spontan noch Zeitfenster und Möglichkeiten auftun – sind wir es andersherum angegangen.

Wir schenkten uns 12 Nahreisen in 12 Monaten. Kurz mal weg geht ja eigentlich immer & kurz mal raus tut bekanntermaßen gut. Das Ganze auf einem Blog zu dokumentieren, schien uns ein guter Dreh, um es auch wirklich durchzuziehen.

Und weil das so toll war, machten wir 2015 weiter.

 

9 Kommentare

  1. Liebe Nahreisende aus der Nachbarschaft, schön, dass ihr angeklopft habt! Euer Projekt „12 Nahreisen in 12 Monaten“ hört sich klasse an (einschließlich der Begründung dazu – vor Fernweh zu sterben ist gewiss kein schöner Tod). Komme gerne wieder. Einstweilen herzliche Grüße!

  2. Liebe Stefanie. Als Kontrast zu meinen ewigen Fernreisen ist das wirklich eine tolle Idee. Ich glaube, ich werde ein Gegenstück dazu im Süden gründen.

    • Etwas gründen ist immer gut. Wobei man sich fragen muss, ob das zeitlich bei Dir hinkommt. 🙂 Die Liste Deiner bereisten Länder ist ja beeindruckend. Du warst wohl schon überall auf der Welt, was – außer in Hamburg.

      • Naja, mich treibt die Arbeit in die Welt. „Überall auf der Welt gewesen sein“ ist relativ. Aber zumindest hinterlässt die Welt eine Spur in meinem Blog und mir. Trotzdem beneide ich Dich um deine Nahreisen. 🙂

  3. Liebe Stefanie,
    dank Deiner Likes meiner Nord-Beiträge (Vielen Dank dafür, ich freu mich über jeden einzelnen!) habe ich Euer wunderbares Blog entdeckt! Und gleich mal in meine Liste der folgenswerten Blogs aufgenommen. Da kann ich meiner Liebe zu Hamburg und zum Norden frönen, meiner See(hn)Sucht freien Lauf lassen und entdecke bestimmt auch neue Orte für mich.

    Ich freue mich auf viele weitere tolle Nord-Berichte und wünsche schon jetzt „Gute Reise“!

    Herzliche Grüße
    Nicole

    PS: Ich finde die Idee, den Ansatz, die Begründung zu „12 Nahreisen in 12 Monaten“ ganz, ganz großartig! Ich denke auch schon darüber nach, wie ich ein Pendant in der (südlichen) Mitte gründen könnte. Am Ende wird das noch ein (Blogger)Projekt… 🙂

    • Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar, Nicole. Ich kann Dir „12 Nahreisen in 12 Monaten“ absolut empfehlen – unser Leben hat das echt bereichert. Man fühlt sich auch irgendwie so reich beschenkt, weil man so tolle Möglichkeiten hat – auch ohne großartige Entfernungen, Ausgaben, Zeit usw usf.

      Deine Nordliebe spricht übrigens aus jeder Zeile in Deinen Beiträgen. Das ist sehr schön zu lesen.

      Liebe Grüße zurück, Stefanie

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