Heute morgen ging ich die 1.822 Schritte, die zwischen meiner Haustür und Helgoland liegen. Das Licht war federgrau und die Luft ganz sanft. Manche behaupten, wir hätten am Wochenende eine Stunde durch die Zeitumstellung verloren. Mir ist, als hätte ich eine geschenkt bekommen.
Alles ist eben relativ.
Schon vor meinem dritten Trip kommt mir die Welt wieder viel größer vor. New York liegt ja gar nicht um die Ecke, wird mir klar und nach Buenos Aires ist es kein Katzensprung.
Selbst Helgoland ist weiter weg als meine 1.822 Schritte. Die bringen mich nur zur Gangway des Halunder-Jets (eine Art Fluxkompensator, der täglich um 09.00 Uhr zu Deutschlands einziger Hochseeinsel fährt, ach was, fliegt.).
Allerdings ist Helgoland nicht wirklich eine Hochseeinsel sondern liegt auf dem Festlandsockel. Aber darüber kann ich hinwegsehen. Weil Hochsee 1.) so schön klingt und 2.) bin ich mit diesem Konzept vertraut. Ich bin nämlich an der Schlei aufgewachsen, die nicht wirklich ein Fjord ist aber dennoch als Deutschlands einziger Ostseefjord vermarktet wird. Alleinstellungsmerkmal nennen Werber das vermutlich. Die Größte, der Längste, das Beste usw.
Dabei verliert man wohl leicht das rechte Maß. Umso schöner, dass die Welt sich vor mir wieder auf ihre wahre Größe entfaltet. Denke ich so, an diesem Morgen. Und die Möwen kreischen.
Die Wahrheit ist aufregend genug. Helgoland ist ein 1qkm kleiner, roter Klotz im Meer, plus eine noch kleinere vorgelagerte Badeinsel, an deren Stränden sich die Robben tummeln.
Schöner sagt es James Krüss:
„Irgendwo ins grüne Meer
hat ein Gott mit leichtem Pinsel
lächelnd wie von ungefähr
einen Fleck getupft, die Insel.“