Ausgehen, Drumrum, Norddeutschland, Schleswig-Holstein
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Und zwischen den Meeren liegt eine Mühle am See

Wir sind aufs Land gefahren. Nicht an die Ostsee oder Nordsee – wie man das ja meistens tut, wenn man zwei Meere in Reichweite hat. Sondern aufs Land.

Wir sind nicht aufs Land gefahren, um zu wandern. Oder eine Radtour zu unternehmen. Oder etwas anderes Zielgerichtetes zu tun. Wir sind einfach nur aufs Land gefahren. Um auf´s Land zu fahren. Und das war herrlich.

45 km nordwestlich von St. Pauli liegt Bokel. Ein Dorf, in dem man schon nach einer Viertelstunde jeden Storch kennt. Ich meine das wörtlich. Denn die drei Störche (auf den drei nebeneinanderliegenden Wiesen) stolzierten am ersten Tag genauso durch das Gras wie auch am zweiten und am dritten.

 

Storch

 

An der einzigen Kreuzung von Bokel zeigt ein Wegweiser zum „Naherholungsgebiet“. Ich fand das irgendwie witzig. Denn man kann in einem Radius von mindestens 10 km überhaupt nichts anderes machen, als sich zu erholen.

Allerdings ist es so, dass man sich im Naherholungsgebiet Bokel besonders gut erholen kann.

Denn dort gibt es etwas, von dem ich dachte, dass es soetwas überhaupt nicht mehr gibt: Die Bokel-Mühle am See.

 

Sepiafarben

Die Welt wird sepiafarben beim ersten Blick auf die Bokel-Mühle

 

Seit 1880 befindet sich das Hotel und Ausflugslokal in Familienbesitz. Der Pavillon ist gerade 100 Jahre alt geworden. Und wenn ich richtig mitgerechnet habe, wirkt mit den Erichs derzeit die vierte und fünfte Generation in der Bokel-Mühle.

 

100 Jahre Pavillon am See

 

Als jemand, der beruflich häufig in Hotels übernachten muss (interessant, ich schrieb „muss“), denke ich öfter über Gastlichkeit noch. Ich schrieb auch schon mal an anderer Stelle darüber. Gastlichkeit kann man nicht lernen oder verordnen.

Gastgeberqualitäten hat man oder hat man eben nicht. Und in der Bokel-Mühle hat man. Alle. Vom Empfang, zum Service, zum Koch.

„Bleiben Sie beim Wein von gestern?“ „Möchten Sie den Kaffee wieder draußen trinken?“ „Wie war Ihr Tag?“ „Natürlich können Sie sich ein Boot schnappen.“ „Vielleicht ziehen Sie besser festere Schuhe an, wenn Sie um den See gehen wollen?!“

Das sind so Sätze, die den Unterschied machen. Dass man wahrgenommen wird als Gast. Wir wurden dermaßen umsorgt (special thanx to Kathrin), dass wir schnell nicht nur das Gefühl hatten, auf´s Land gereist zu sein. Sondern auf den Landsitz einer weit, weit verzweigten Familie. Oder in ein Stück von Agatha Christie.

 

Welcome

 

Und ich wäre auch nicht verwundert gewesen, wenn Hercule Poirot meine Überlegungen geteilt hätte:

Was haben die amerikanischen Geschäftsleute ständig so laut zu besprechen? Sind die silberhaarigen Dänen wirklich Blumentouristen und die deutschen Radtouristen lediglich auf der Durchreise?  Warum schläft das hübsche, junge Paar  in getrennten Zimmern? Wer ist der alleinreisende Herr, der ständig irgendwo anders sitzt und Zeitung liest? Und ist es denn nicht sehr, sehr verdächtig, wenn eine Familie aus der Gegend das Weihnachtsmenue besprechen möchte?! Im Juli?!

Wirklich, auf dem Land interessiert man sich viel mehr für seine Mitmenschen als in der Stadt.

 

 

Vor Jahren und Jahren und Jahren habe ich mal etwas getan, was den lieben Herrn Erich junior gefreut hat (gar nichts Dolles; eine Kleinigkeit nur). Jedenfalls durften wir darum nun im allerneusten Schmuckstück residieren.

Obwohl die Loft-Zimmer und Suiten mit Blick auf den See noch nicht in der normalen Vermietung sind. Sie sind so frisch aufgemöbelt, dass hier und da noch ein paar winzige Details fehlen.

Darum kann man sie auch noch nicht auf der Homepage finden. Doch wer sich interessiert, schreibt einfach an presse(at)bokelmuehle.de.

 

 

Diese wunderbaren Zimmer sind für Menschen, die es zu schätzen wissen, wenn ein uraltes Fernglas auf dem Schreibtisch bereit liegt. Damit man über den See blicken kann. Und überhaupt der See.

 

Abendstimmung

 

Man kann um ihn herumspazieren. Man kann ihn mit dem Ruderboot erkunden. Oder bei der kleinen Badestelle hineinspringen (der Seegrund ist sandig).

 

 

Und man kann natürlich auch einfach nur an seinem Ufer sitzen. Dem Plätschern des Wassers lauschen. Dem Wind, der in den uralten Bäumen rauscht. Und darauf warten, dass sich der Hunger meldet.

 

 

Dann spaziert man hinüber zum Kaminzimmer, wo der alleinstehende Herr schon wieder auf dem Sofa sitzt und seine Zeitung liest. Ganz wie in Paris sind die Amerikaner heute etwas weniger mittig platziert. So können alle anderen Gäste ihre Gespräche in gewohnt europäisch-gedämpften Ton führen.

 

Menue

 

Das Sommer-Menue, bei dem die Anreise aus Hamburg schon inkludiert scheint, hat uns hervorragend geschmeckt. (Wie Vieles auf der Speisekarte, das wir ebenfalls getestet haben. Landluft macht ja sehr hungrig.)

 

 

Unterm Strich weiß ich nicht, wie das mit Männern so ist. Aber für Frauen glaube ich verallgemeinernd sagen zu dürfen: Man kann sie schwer beeindrucken mit einer Landpartie zu einem romantischen Hotel an einem zauberhaften See mit einhundertjährigem Pavillon. (Dies nur als Wink mit dem Zaunpfahl für männliche Leser.)

 

Hochzeitszimmer Bokel-Muehle

 

Wir bedanken uns herzlich bei Allen aus der Bokel-Mühle, die unseren Ausflug aufs Land zu etwas Herrlichem gemacht haben. Es war wie in einer anderen Welt. Und dabei ganz in der Naehe.

 

Kontakt

Bokel-Mühle am See
Neel-Greve-Straße 2
25364 Bokel / nördlich Elmshorn

Tel. 04127 94 20 0
Fax 04127 94 20150

Homepage: www.bokelmuehle.de

 

Aufs Land

 

PS.: Man kann übrigens ein paar ziemlich nette Sachen in der Gegend um Bokel unternehmen.

Zum Beispiel sich im Kreis Pinneberg auf die Spuren von Baumschulbaronen und Pflanzenjägern begeben. Unbedingt empfehlenswert ist dabei ein Abstecher zur Liethter Kalkgrube.

Oder macht macht sich quer durch den Kreis Steinburg über Wacken an den Nord-Ostsee-Kanal auf.

Auch nicht weit weg ist die Elbe; am schnellsten ist man von Bokel aus in Glückstadt.

 

24 Kommentare

  1. Verena sagt

    Mir geht das Herz auf! Ich liebe die Bokelmühle. Und dabei kenne ich sie (noch) gar nicht ?

  2. Verena sagt

    Und die Fotos sind mal wieder exorbitant gut. Wer ist denn die zauberhafte junge Dame mit dem Regenschirm??

  3. Juliane Jantosch sagt

    hier passt es besonders, zu sagen……warum in die Ferne schweifen…….
    Ich kenne die Bokeler Mühle flüchtig, fand sie schon immer toll, danke für den schönen Bericht

  4. Tamara Weishaupt-Bülk sagt

    Ich hatte nur eine Werbung von der Bokeler Mühle gesehen und dachte, dass ist bestimmt nicht real, so schön kann gar nichts sein was man nicht kennt und wovon man noch nie gehört hat. Ich glaube, da muß ich auch hin.

    So tolle Fotos.

    Das macht große Lust, dort hinzufahren.

  5. Hej Stefanie, das hört sich ja fast zu schön an, um wahr zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir mal nach Bokel fahren, wenn die Segelsaison vorbei ist.

    Wieder mal ein großartiger Bericht und tolle Bilder.

    Liebe Grüße – heute mal aus Hadersleben!

    • Wahrscheinlich trefft Ihr dort wieder Gott und die Welt 🙂

      Viel Spaß in Hadersleben (endlich mal Sommerwetter, was?)

      Liebe Grüße, Stefanie

      • Dieses Mal haben wir nur einen einzigen Schulfreund von Thue getroffen. Jeder zweite Satz fing mit „weißt Du noch?“ an. Diejenigen, die so gar nicht mitreden können, gehen derweil einfach gemütlich in Hadersleben bummeln… So hatten alle was davon.

        Und wir hatten tatsächlich endlich mal schönes Wetter! ☀️

        Liebe Grüße, heute aus Assens
        Martina

  6. Liebe Stefanie,
    so langsam schäme ich mich fast ein wenig: alles so nah bei mir und doch nie dort gewesen.
    Hab ich doch sogar mal kurzzeitig in Elmshorn gelebt. 😉
    Eure Fotos und der tolle Bericht machen Lust darauf….vielleicht erstmal auf einen Sonntagsbrunch mit Spaziergang um den See?!

    Danke für deine tollen Tipps.

    LG Eva

    • Guten Morgen Eva! Was die Peinlichkeit angeht kann ich Dich beruhigen. Du hast schon mehr (viel, viel, viel, viel mehr) gute Dinge gekocht, gebraten, gesotten und gebacken als ich je erreichen werde :-). (Aber sich an einem Sonntag an gedeckten Brunch-Tisch zu setzen, ist bestimmt auch nicht übel). Einen schönen Tag wünsche ich Dir, Stefanie

  7. Meine Güte ist das schön! Ich fühle mich tatsächlich schon in einen meiner Lieblingsromane versetzt. Ich fahr mal hin, damit ich durchs alte Fernglas auf den See schauen kann. Und dann möchte ich im Ruderboot hinausfahren und ewig in der Sonne schaukeln… Bin verliebt! Sonnige Grüße, Jutta

  8. […] darauf hatte ich den kleinen See bereits umrundet und stand wieder vor der Bokel-Mühle. Im Pavillon dekorierten einige junge Frauen die eingedeckten Tische mit Frühlingssträußen und […]

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