Wären die Seebäder der Kühlung Schwestern, wäre Heiligendamm die kühle Blonde. Kühlungsborn wäre das lebhafte Zwilingspaar. Rerik die sanfte Bodenständige und die kleine Verträumte versteckt sich 4 km östlich hinter dem Gespensterwald: Nienhagen. Dort lässt sich ein Tag am Meer ganz famos mit einem Spaziergang an der Steilküste entlang beginnen.
Einen Kaffee trinken kann man in Nienhagen morgens außerhalb der Saison aber nicht. Jedenfalls nicht in Strandnähe.
Auch in Heiligendamm ist das eher schwierig. Darum fahren wir ein Stück die Küste hinunter – nach Kühlungsborn, dem größten Seebad Mecklenburgs.
Kühlungsborn klingt nicht umsonst nach Lebensborn. 1938 legten die Nazis zwei Gemeinden und ein Gut zur Ostseestadt Kühlungsborn zusammen und posaunten: „Wahrlich es ist ein Jungborn, aus dem Kühlung, Erholung und Erfrischung sprießen.“
Schade, schade. Die originalen Namen der Seebäder – Brunshaupten und Arendsee – hätten viel lautmalerischer auf Sommerfrische, Seebrücken und Bäderarchitektur verwiesen als Kühlungsborn-Ost und Kühlungsborn-West, wie es heute heißt.
Hintenrum gibt´s einen Wald, der ehemals Brunshaupten und Arendsee voneinander trennt. Zum Meer hin allerdings zeigt sich Kühlungsborn als geschlossene Gemeinde. Die Ostseeallee mit ihren Villen der Bäderarchitektur zieht sich über 3,2 km, genauso wie der bewaldete Grünstreifen zwischen Allee und Strandpromenade. Ost und West erkennt man einzig daran, dass es manches doppelt gibt. Zum Beispiel den Konzertgarten Ost und den Konzertgarten West.
Der Strand ist in West wie Ost der absolute Knaller. Unter den Villen gibt im ehemaligen Brunshaupten genauso schöne Schätzchen wie im ehemaligen Arendsee.
Für die wirkliche Ost-West-Trennung gibt es (passenderweise in Kühlungsborgn-Ost) eine kleine Gedenkstätte. Hier steht noch einer der ehemals 26 DDR-Grenztürme.
Das ist nicht schlecht gemacht. Man erahnt noch einmal, was es bedeutet hat, als die Welt hier für DDR-Bürger zuende war. 15 km reichten die Finger der Scheinwerfer auf die Ostsee hinaus. Das war fast die halbe Strecke nach Westdeutschland (in Gestalt von Fehmarn).
Angebracht an einem Grenzzaun erzählen Texttafeln von Sehnsucht nach Freiheit, von Schnüffelei, geglückten Fluchten und solchen mit tragischem Ende.
So ein bisschen DDR findet man also noch. Wäre ja auch traurig, wenn nicht. Beim Anblick des Plattenbau-Hotelkomplexes am Ostende überkommt mich wieder das interessierte Gruseln meiner Kindheit, wenn wir die alte Transitstrecke nach Berlin fuhren. Noch schlimmer die neue Anlage im spanischen Stil gleich daneben. Aber das ist Geschmacksache. Der Spot schein sehr beliebt und belebt zu sein.
„Voll Teneriffa“, sagt Volko.
Voll furchtbar, finde ich. Und schaue lieber über die Bootsanleger aufs Meer.
Den Kontraktpunkt am Westende der Seepromenade bildet die Villa Baltic. Einst in jüdischem Besitz wurde das „Schloss am Meer“ von den Nazis eingesackt, von der DDR-Regierung nicht zurückgegeben und heute lässt man sie verfallen.
Aber vielleicht passiert auch irgendwann was. Ganz wie in Heiligendamm. Ich finde im Netz Berichte über mögliche Pläne und Investoren. Allerdings sagen die etwa alle zwei Jahre etwas anderes. Grad wird wieder was geplant. Man kann ja nur hoffen, dass der aktuelle Investor keine Fundus-Gruppen-Attitude an den Tag legt.
[…] Tage später, im Yachthafen von Kühlungsborn, brach auf einmal der Frühling über den Norden herein. Windstille. Die erste richtig warme […]
[…] Tage später, im Yachthafen von Kühlungsborn, brach auf einmal der Frühling über den Norden herein. Windstille. Die erste richtig warme […]
[…] Was mich an der östlichen Ostsee immer besonders kickt, ist die Bäderarchitektur und Wälder, die direkt bis an den Strand reichen. […]
[…] Tage später, im Yachthafen von Kühlungsborn, brach auf einmal der Frühling über den Norden herein. Windstille. Die erste richtig warme […]
[…] Der Bäderstil ist hier grundsätzlich weniger filigran gestaltet als in den Kaiserbädern von Mecklenburg-Vorpommern; die Formen sind massiger, die Proportionen großzügiger. Typisch Nordsee […]