Ein Trip nach Liepaja ist nur was für Menschen, die sich für Meer und Strand begeistern können. Wer glaubt: kennste einen, kennste alle, ist falsch in der Hafenstadt im Südwesten Lettlands. Denn ansonsten hat die raue Industriestadt nicht unendlich viel zu bieten. Strandgurus hingegen können hier von morgens bis abends ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Strände erkunden.
Unsere Unterkunft lag einige Kilometer nördlich der Stadtgrenze von Liepaja, nahe des Winzig-Dorfs Saraiki, wo es nicht einmal eine Einkaufsmöglichkeit gibt. Genau der richtige Kontrast für mich. Städte sind mir am liebsten, wenn ich eine Rückzugsmöglichkeit habe. So wie die vollkommene Abgeschiedenheit im Guest House Lenkas.
Mit 70 Euro pro Nacht ist das Lenkas für lettische Verhältnisse recht teuer. Aber immerhin bewohnten wir gleich zwei Zimmer mit Balkon und Meerblick. Im weitläufigen Garten warten jede Menge Abhäng-Möglichkeiten (Hängematten unter Pinien!), Grillplätze, ein Volleyballfeld, ein Basketballplatz, die Sauna und – am allerwichtigsten – der Strand.
Allein in der Stille aufzuwachen!
Endlose Strände: Der Duft von Meer und Pinien
Allein allein zu sein!
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Strand von Saraiki für den Südwesten nichts weiter Besonderes ist. Zwar ist er einsam und unendlich. Aber so ist er quasi überall. Auf einer Länge von 150 Küstenkilometern ist Liepaja die einzige nennenswerte Stadt am Meer.
Ein bleibt ein großes Rätsel, wieso Lettland keine Touristenhochburg ist. Aber eins, dass wir nicht unbedingt lösen mögen. Ist einfach herrlich, dass es so etwas in Europa noch gibt.
Am Strand von Saraiki nach Liepaja zu bummeln, dauert vermutlich auch nicht viel länger als mit dem Auto. Wie viele Dörfer liegt auch Saraikai abseits der asphaltierten Strassen. Auf den Schotterpisten bewegen sich Deutsche aus Steinschlagsgründen gaaaanz langsam (im Gegensatz zu Letten).
Strände mit Geschichte: Skede und Karosta
Zwischen Saraiki und Liepaja lohnt ein Abstecher zum Holocaust-Mahnmal bei Skede. Es gedenkt (auf sehr nachdrückliche Weise) der beinahe 7.000 Menschen, die von den Nazis in Liepaja ermordet wurden. Allein in den Dünen von Skede wurden 2.449 jüdische Männer, Frauen und Kinder innerhalb weniger Tage hingerichtet.
Nur einen Steinwurf weiter ragen die Überbleibsel der nördlichen Festung aus dem Meer. Über Liepajas Stadtteil Karosta haben wir schon ausführlicher berichtet. Karosta ist ein unglaublicher Ort, der auf keinem Lettland-Trip fehlen sollte.
Liepaja ist für eine kreative Atmosphäre bekannt und lockt jede Menge Künstler an, besonders Musiker. Daher wird die „Stadt des Windes“ auch oft mit Manchester verglichen. Genügend Ecken und Kanten hat sie, um dem Vergleich standzuhalten.
Der Strand von Liepaja
Die weiche Seite Liepajas findet sich im Strandpark und dem angrenzenden Villenviertel, das mit ordentlich Jugendstil und klassischer Holzbauweise verzaubert. An den Strandpark schmiegt sich der 8 km lange Badestrand der Stadt.
Der Strand von Liepaja gilt als der Schönste der gesamten Ostsee. Gemeint ist vor allem der Sand: Er ist so fein und weiß, dass man ihn im russichen Reich ohne weitere Verarbeitung in Sanduhren verwendete.
Liepaja wurde von schwedischen Königen, deutschen Baronen, russischen Zaren und finnischen Jägern geprägt. Während man zunächst noch denkt: ist ja wie in Skandinavien, Preussen, Russland hier …. wird einem irgendwann klar: genau diese Mischung ist Lettland. Darum lautet unser Fazit auch: Das ist die tollste Ecke, um Lettland kennenzulernen.
Reiseplanung Liepaja
Die Gegend um Liepaja bietet sich für einen längeren Urlaub genau so an wie für einen Kurztrip oder als Etappenziel im Rahmen des klassischen Baltikum-Roadtrips. Im Folgenden dazu ein paar allgemeine Tipps.
Anreise: Direkt geht´s nur mit dem Schiff. Die Fähre der Stena Line legt in Travemünde ab. Allerdings dauert die Fahrt einen ganzen Tag und eine ganze Nacht. Air Baltic fliegt schnäppchenweise richtig günstig. Der nächste Flughafen befindet sich 50 km entfernt im litauischen Palanga. Von Riga bis Liepaja sind es gute 200 km. (Die Flugroute ist übrigens richtig toll; aus den kleinen Propellermaschinen hat man einen Wahnsinnsblick auf Lübeck, Wismar, Fischland-Darß-Zingst, Rügen – dann gehts rüber nach Dänemark – ich glaube, ich habe endlich mein Traumziel (die Erbseninseln) gesehen und schließlich schwedische Schären).
Unterkunft: Liepaja war der einzige Ort Lettlands, in dem wir Schwierigkeiten hatten, spontan eine Übernachtung zu finden. Mag sein, es lag an der Festival-Hochsaison. Vorbuchen ist aber keine schlechte Idee. Obwohl in Liepaja nur 75.000 Menschen leben, ist es für lettische Verhältnisse großstädtisch und durchaus rough & tough & strong & mean. Die günstigen Hotels scheinen vielfach Absteigen zu sein. Unsere Entscheidung, vor den Stadttoren zu logieren, empfehlen wir ausdrücklich weiter.
Wenn man schon mal da ist: zwei Tagesausflüge der Extraklasse sollte man sich nicht entgehen lassen. Der erste führt 50 km die Küste hinauf zur Steilküste von Jurkalne sowie zum breitesten Wasserfall Europas in Kuldiga.
Der zweite Trip geht die Küste hinunter nach Litauen; in einer guten Stunde erreicht man Klaipeda, wo man sich meiner Meinung gar nicht lange aufhalten muss, sondern direkt auf die Kurische Nehrung übersetzt. Da finden sich meiner Meinung nach nämlich die besten Strände Litauens. Aktuelle Eindrücke findet Ihr bei Ines, von Viermal Fernweh: Klick.
Guten Morgen.
Der Urlaub hat Euch gepackt. Das ist zu fühlen. Irgendwann, da werden die Touristen genau solche Orte suchen, weil ihnen der westliche Ostseeraum zu voll, zu unpersönlich und zu teuer geworden ist. Und wenn ich Eure Beiträge über Lettland lese, erinnere ich mich immer wieder an die persönlichen Begegnungen: mit einer Hausmeisterfamilie, an das ein oder andere Mädel, den Offizier, der mich mit seiner Tochter verkuppeln wollte, an die Kollegen, mit denen man morgens schon zu Schnaps und Bier fette Bratkartoffeln und Fisch gegessen hat. Ich erinnere mich an die Gelassenheit, wenn wir morgens um acht unsere Arbeit aufnehmen wollten, wir aber dann erst mal zum Frühstück genötigt wurden, was bis gegen 11. 00 Uhr dauerte, dann an meine Versuche, mit kochendem Wasser zu duschen und die Toilette zu spülen, weil das kalte Wasser eingefroren war, an den Karussel-Betreiber, der oben auf den Gerät stand und dieses mit einer riesigen Kurbel bei Musik aus dem Gettobluster spielte…..Lettland ist so liebenswert, das sollte man besuchen und lieben, so wie es ist. Wenn unsere Kleine ein wenig größer ist, packen wir den Bulli und dann gehts los….
Lieber Kai, das Karussel ist ja ein tolles Bild! Danke für´s Teilen Deiner Erinnerungen. Dein Kleiner hat´s gut – lernt das Baltikum gleich mit nem erfahrenen Guide kennen. Was ich dort so irre finde: die Zeit scheint einerseits stehengeblieben – andererseits sind die Balten uns in einigen Dingen weit voraus (ich sach nur: WLAN). Grüße ins weite Land, Stefanie
Liebe Stefanie, das sind wunderschöne Aufnahmen und Dein Bericht macht ganz viel Lust auf Lettland. Nach den Erbseninseln werde ich gleich mal googeln, damit ich weiß, wo Du steckst, wenn es mal heißt: Insel-Auszeit. Liebe Grüße von der frostigen aber schneefreien Nordsee. Ulrike
Und – hast Du sie gefunden? (Sie sind ja sehr klein :-)) Unsere nächste Insel-Auszeit steht kurz bevor; ich hoffe, Ihr haltet die Nordsee schneefrei!!!! Liebe Grüße, Stefanie
Ach, das weckt Erinnerungen! Wir waren auch dieses Jahr in Liepaja, allerdings auf der Fahrraddurchreise Richtung Danzig. Schön zu sehen, was wir alles gesehen hätten, wenn wir uns länger aufgehalten hätten … Mein Bild von Liepaja ist geprägt von dem Dom in Karosta und von den Vorbereitungen aufs Johannisfest am nächsten Tag: überall in der Stadt Stände mit Würsten und Blumenkronen und Bier und allem, was man so an Mittsommer halt braucht. Spannend war das! Und ich gebe Dir recht: Lettland ist toll.
Ist ja interessant, Sabine – ich wusste gar nicht, dass Mittsommer (Johanni) im Baltikum gefeiert wird. Kann man was bei Dir sehen? Ich gehe gleich mal gucken…
Bei den tollen Bildern bedauere ich, dass wir so wenig Zeit für Lettland hatten. Aber ich muss mir ja etwas für das nächste Mal aufheben 😉 und ins Baltikum kehre ich auf jeden Fall zurück.
Vielen Dank fürs Verlinken und liebe Grüße. Ines
Geht mir genauso, Ines. Ich habe Estland unbedingt auf dem Schirm. Da würde ich sehr, sehr gerne mal hin.
Hej Stefanie, Deine schönen Berichte und die wunderbaren Fotos wecken in mir immer mehr die Lust auf Lettland. So toll! Vielleicht schaffen wir es ja, irgendwann mal hinzusegeln.
Die Erbseninseln sind auf jeden Fall ein ganz besonderes Ziel und werden Dir gefallen. Wir sind vor einigen Jahren mal von Gudhjem auf Bornholm bei Traumwetter mit einem Ausflugsschiff dagewesen. Ein unvergesslicher Tag.
Liebe Grüße, Martina
Hallo Martina, ja, das hätte ich mir denken können, dass Ihr schon auf den Erbseninseln gewesen seid. Schade, dass Du da noch nicht gebloggt hast 🙂 In Lettland hab ich wenige Segler gesehen… die meisten waren Schweden. Die Häfen schienen mir allerdings nicht so berauschend. Doch vermutlich kennst Du viele Kollegen, die es besser wissen. Ein schönes Gesprächsthema für Eure langen Abende in Dänemark. Ich bin selbst gespannt, was Du erfährst. Ganz liebe Grüße zurück, Stefanie
Das ist ein super Tipp, danke Stefanie! Ich habe die Kurische Nehrung schon länger auf dem Schirm, dann weiß ich jetzt, was sich in der Ecke noch lohnt. Liebe Grüße, Elke
Na, dass man Dir mal einen Tipp geben kann, freut einen ja auch 🙂 Die Kurische Nehrung ist super schön; in den Sommerferien allerdings auch ziemlich voll. Überhaupt sind die Strände in Litauen recht belebt. Mit Deiner Italien-Sozialisierung bin ich mal gespannt, wie Du den Damenstrand von Nida erlebst. Ich hatte den Eindruck, in einem Fellini-Traum (bzw Alptraum) geraten zu sein. Liebe Grüße an die Nordsee, Stefanie
Moin Stefanie, vielen Dank für Deine Tips! Das mit dem Flug hört sich ziemlich gut an. Ich bin ja absolutet Fan vom Darss, aber Litauen lädt doch irgendwie zum „Fremdgehen“ ein! 😉 Noch einen schönen Sonntag! LG Simone
Moin, Moin, Simone, den Darss finde ich auch so toll. Vielleicht der schönste Ostseestrand Deutschlands. Das Baltikum finde ich aber noch krasser, weil gewaltiger und viel, viel, viel leerer. Fremdgehen kann also durchaus lohnen. 🙂 Schönen Sonntag, Stefanie