Mitte der 80er Jahre ließ Klaus Voormann einen hundertjährigen Bauernhof in Habernis herrichten. Voormann ist einer dieser Allround-Künstler, die man nicht unbedingt dem Namen nach kennt, obwohl er tausend Dinge getan hat, die das eigene Leben bereichern. Unter anderem entwarf Voormann das Cover für das Beatles-Album Revolver, produzierte mit Trio Da Da Da, spielte mit Mando Diao das MTV-unplugged-Konzert und schuf eben dieses Idyll an der Geltinger Bucht; das Landhaus Börmoos.
Heute lebt Voormann längst woanders. Und Börmoos ist eine tolle Adresse, wenn man mal nichts als seine Seelenruhe will. Das Landhaus liegt uneinsehbar am Ende einer Birkenallee. Wie das mit vielen Künstlerrefugien so ist, schlägt das Herz gleich einen Takt verträumter, sobald man das riesige Grundstück betritt.
8 Ferienappartments befinden sich in Vermietung. Sie sind alle mit einer kleinen Küche ausgestattet und fast alle mit Alkovenbetten. Die große Diele mit Kaminraum darf genauso genutzt werden wie der romantische Garten mit vierlei Sitzmöglichkeiten und das wunderbare Lesezimmer voller Coffee-Table-„Literatur“ (also richtige Bücher selbst mitbringen).
Das perfekte Wochenende im Landhaus Börmoos
Auf Wunsch kann man im Haupthaus frühstücken und sich ein paar Tipps für den Tag geben lassen. „Zum Strand von Habernis geht es an der großen Kreuzung links“; sagt Heike Brandenburg, die das Landhaus Börmoos seit kurzem leitet. „Geradeaus kommen Sie zum Strand von Norgaarholz. Das ist ein paar Hundert Meter weiter, aber schöner. Nicht so viele Steine.“ Und dann muss sie selbst lachen. Denn nur die wenigstens Menschen würden die (einzige) Kreuzung von Habernis wohl als groß bezeichnen.
Die Strände kenne ich beide. Vorvergangenen Frühling haben wir eine wunderbare Woche gar nicht weit entfernt in einem Bauwagen verbracht. Damals legten wir uns fest: Angeln ist die schönste Region Schleswig-Holsteins. Und Habernis ist ein besonders schönes Stück von Angeln.
Strand von Norgardholz
Strand von Habernis
Was ich noch nachzuholen hatte, war ein Spaziergang am Fuße der Habernis Huk, einem bis zu zehn Meter hohen Kliff, das die Strände von Norgaardholz und Habernis trennt. Der Begriff Huk stammt aus dem Friesischen – Hoeck – und bedeutet Winkel oder Ecke, meint im Haberniser Fall soviel wie Vorsprung an der Küste.
An der großen Kreuzung geradeaus: Habernis Huk
„Oben rum“ ist die Huk komplett in Privatbesitz. Einige Anwohner vermieten Ferienwohnungen, so dass es durchaus Menschen gibt, die in den Genuss des großartigen Ausblicks kommen. Als normale Spaziergängerin kann man höchstens mal zwischen Wäscheleinen und Gartenmöbeln hindurchluschern. Also versuchte ich es am Strand.
Es ist ehrlich gesagt eine ziemlich blöde Idee, die Huk an der Wasserkante umwandern zu wollen. Ab einem bestimmten Punkt hab ich´s nur noch durchgezogen, weil das Umkehren schlimmer schien als das Weitergehen. Auf Geröll zu balancieren, geht einem ja nach einer Weile auch auf die Nerven.
Fazit: Falls man noch alle beisammen hat, lässt man´s lieber. Falls nicht, sind Gummistiefel Pflicht. Es gibt ein paar Stellen, an denen man durchs Wasser muss.
Viel leichtfüßiger ist man auf den Wanderwegen durch das Haberniser Moor unterwegs. 5 Routen unterschiedlicher Länge starten an der Schleuse, wo die Habernis Au in die Flensburger Förde fließt.
Wandern im Haberniser Moor
Die Routen wären eigentlich ganz gut ausgeschildert, hätten die Schilder-Verantwortlichen auf den gut platzierten Wegekarten den jeweiligen Standort markiert. Weil sie´s nicht gemacht haben, habe ich mich verlaufen (mein Orientierungssinn ist zugegeben nicht der beste).
Wäre ich richtig gelaufen, wäre ich direkt am Landhaus Börmoos angekommen. Stattdessen mäanderte ich von einer Route auf die andere, wusste irgendwann gar nicht mehr, wo ich war. Aber was soll´s. Erstens verlaufe ich mich ganz gern (wenn´s schön ist). Und zweitens führen ja doch alle Wege letztlich zur großen Kreuzung von Habernis.
Speisen & Getränke mit Blick aufs Meer
Angeln ist nicht gerade eine touristische Hochburg. Daher muss man meist auch ein bisschen fahren, wenn man (gut) essen möchte. Insofern ist das Südwesterhaus ein Glücksfall. Vom Landhaus Börmoos sind es nur ein paar Schritte zu dem kleinen Bistro am Strand von Habernis.
Das Südwesterhaus konzentriert sich auf deutsch-französische Weine und hält eine kleine Karte mit passenden, regionalen Spezialitäten bereit. Erstaunlich für Angeliter Verhältnisse ist die gute Auswahl an Aperitifen. Da mag man sich durchaus durchprobieren, denn im Südwesterhaus scheint einem die Abendsonne direkt ins Gesicht.
An der großen Kreuzung rechts: Wackerballig
Ein Glücksfall anderer Art ist Wackerballig. Von Habernis sind es etwa 13 km, die man am besten mit dem Rad fährt. Es geht auf weiten Teilen direkt am Wasser entlang. (Räder werden ins Landhaus Börmoos übrigens gern vom Verleih in Steinbergkirche geliefert.)
Was Wackerballig besonders macht: Es gibt gleich 2 gute Restaurants. Das ist nicht selbstverständlich in der Gegend und eine gute Sache, falls man in einem der beiden Restaurant keinen Tisch mehr bekommt. Das Wackerpulco liegt auf dem Ponton des Yachthafens, so dass man sich wie auf einem Schiff fühlt. Das Strandhuus befindet sich direkt vorn am Steg und kann ebenfalls mit großartigem Ausblick punkten. Es wäre ein Fehler von der Inneneinrichtung im Strandhuus aufs Essen zu schließen. Die Steaks sind ganz phantastisch; der Fisch frisch.
An der großen Kreuzung links: Unewatt
Ein kulinarisches Highlight ist das Landhaus Unewatt, etwa 10 km vom Landhaus Börmoos entfernt. Das Essen ist super, das Restaurant traumschön (ganz Unewatt ist traumschön; ein bewohntes Freilichtmuseum). Spezialität des Hauses sind Bröselfetzen – superduperleckere Wiener Schnitzel.
Abzüge in der B-Note gibt’s für eine 80er-Jahre-Zickigkeit im Service. Wie wir beobachteten, wurden Gäste um 20.30 Uhr abgewiesen, weil „die Küche um 21.00 Uhr schließt“. Ich vermute, es ging um´s Prinzip. Wir haben nämlich noch lange danach gegessen (wobei ich zugebe, dass wir ab 20.40 Uhr die letzten Gäste waren.)
Das ist sowieso so eine Sache in Angeln. Um 22.00 Uhr ist Schluss mit lustig. Überall. Aber irgendwas ist ja immer. Und außerdem bietet sich dadurch die Möglichkeit, ganz allein am Strand zu sitzen. Bis es stockdunkel ist und still und die Mücken einen letztlich vertreiben.
Hi Stefanie,
Vieles in deinem Beitrag spricht mir aus der Seele.
Im Sommer Orte suchen, wo man Seelenruhe findet, wie du es schön ausdrückst. Sich verlaufen und dabei was Schönes finden….Gut essen und genießen.
Spannend sind die kulturellen Unterschiede, in Spanien fängt man nicht vor 21.30 h an Abendessen zu essen. In Ur-Deutschland ist um 22h spätestens Schluss ?.
Viele Grüße Marianne
Darüber denke ich auch oft nach. Wie das wohl kommt, dass die Deutschen so früh essen, obwohl es viel später dunkel wird als im Süden (im Sommer jedenfalls).
Liebe Stefanie,
was für ein schönes – mir wieder gänzlich unbekanntes – Fleckchen Erde zeigst du da wieder?! So 1,2,3….Nächte im Alkovenbett, das hätte doch was. 🙂
Wird notiert.
Danke. 🙂
Liebe Grüße
Eva
Hallo Eva, es ist auf jeden Fall ganz in der Nähe von Maasholm. Sollte also nicht schwer sein, Deinen Mann zu überreden 🙂 Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen: 3 Nächte im Alkovenbett sind super. Grüße auch an Dich, Stefanie
Ja, ulkig, nicht?! Dabei ist es im Norden ja viel länger hell. Eigentlich müsste es also eher andersherum sein. Liebe Grüße zurück, Stefanie
Ist das Haus cool. 😉
Die anderen Ecken kenne ich natürlich und sie sind immer wieder ein Genuss.
Liebe Grüße,
Claudia
Danke für den schönen Beitrag, liebe Stefanie. Wackerballig merken wir uns schon mal, da kann man hinsegeln. ?? Bisher hat das irgendwie nie geklappt, aber jetzt hat Dein Bericht Lust auf mehr gemacht.
Liebe Grüße, Martina ⛵️☀️
Zumal Ihr ja oft quasi direkt gegenüber seid – kann man mal rübergleiten!
Ich finde auch,Angeln ist der schönste Teil Schleswig-Holsteins.Habernis und Wackerballig immer wieder einekleine Reise wert, ganz zu schweigen von Steinberghaff und Unewatt natürlich sowieso. Wie immer, ein wunderschöner Beitrag und Bilder, die sehnsüchtig machen. Ganz liebe Grüße Erika .Sehen wir uns am 16. August?
Siehste, wenn die Fachfrau das sagt. Komisch, dass da nicht mehr los ist, finde ich. Liebe Grüße (wegen des 16. hab ich Dir eine Mail geschickt.)
[…] Unewatt. Mich hat es ehrlich gesagt nie so irre interessiert – bis ich mal da war, um im Landhaus Unewatt über die Maßen lecker zu speisen. Seitdem gehört Unewatt zu meinen Lieblingsplätzen in Angeln. […]
[…] auch Gut Philipstal nichts mehr raus (zumal es ein Recycling-Hof ist). Erst als wir ins Moor von Habernis eintauchen, ist das Wandern auf dem Fördesteig wieder ein Vergnügen. (Ein sehr rasantes […]
[…] überall in der Geltinger Bucht, ist es auch in Habernis egal, welche Richtung man einschlägt. Es gibt hier im Grunde nichts Hässliches. Am Romantischsten […]
[…] so gut wie alle meine Lieblingsorte regelmäßig von Ostseehochwassern betroffen sein. Etwa Holnis, Habernis, die Geltinger Birk, Maasholm und natürlich […]
Liebe Stefanie, habe mir alle Berichte und interessanten Kommentare über Habernis und die angrenzenden Orte durchgelesen.
Leider habe ich erst im nächsten Jahr die Möglichkeit diese Idylle kennenzulernen.
Lange haben wir nach so einem Fleckchen Erde gesucht und nur rein zufällig auch eine passende Unterkunft gefunden.
Ich kann es kaum erwarten diese Gegend mit ihrer weit verbreiteten Natur, ihrer Ruhe und Schönheit zu erleben.
Wir freuen uns schon jetzt sehr auf das nächste Jahr.
Ähnliches gibt es in Mecklenburg in der Nähe von Röbeln.
Suckow, ein kleiner Ort direkt am Plauer See.
Sehr naturgelegen und wunderschön.