Wo Sylt für Zugreisende beginnt (nämlich am Ende des Hindenburgdamms) ragt das Morsum-Kliff am Wattenmeer auf. Es ist weder so überwältigend wie das Rote Kliff von Kampen noch so hübsch anzusehen wie das Weiße Kliff in Braderup, erdgeschichtlich jedoch viel bedeutender.
Privatinitiativen ist es zu verdanken, dass die Steilküste noch existiert und heute Teil eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands ist. Eigentlich sollte das Kliff beim Bau des Hindenburgdamms in den 1920er Jahren nämlich abgetragen und als Baumaterial verwendet werden. Was äußerst betrüblich gewesen wäre. Denn das Morsum-Kliff ist geologisch gesehen einzigartig in Europa.
Ein Spaziergang am Morsum-Kliff ist prima für Leute, die nicht so gern spazieren gehen. Auf knappen 5 km geht es extrem vielfältig zu. Zum 43 Hektar großen Areal des Naturschutzgebietes gehört neben dem Kliff ein großer Teil der Dünen- und Heidelandschaft oberhalb der Abbruchkante. Sie ist natürlich am schönsten zur Blüte im August. Dafür hat man sie im Januar ganz für sich allein. Genau wie den kostenfreien Parkplatz vom Hotel und Restaurant Morsum-Kliff. Dort wird auf Tafeln ausführlich über das Kliff informiert.
Vom Parkplatz aus gesehen links führt ein Trampelpfad über die Heide nach „Klein Afrika“. Das Dünental mit ungewöhnlich feinem, roten Sand weist aufgrund bestimmter Windverwirbelungen besonders hohe Temperaturen auf. Bis zu 50 Grad kann es hier werden; daher der Name. Sand ist überhaupt die Hauptsache am Morsum-Kliff.
Das Morsum-Kliff gehört zu den 77 nationalen Geotopen. Geotope werden definiert als „Gebilde der unbelebten Natur, die Einblicke in die Erdgeschichte vermitteln“. In der Regel handelt es sich um Steine und Sand und so (aber auch das Wattenmeer ist dabei. Insofern gebühren dem Morsum-Kliff eigentlich zwei Listenplätze.).
Das Besondere am Morsum Kliff ist, dass die Gesteinsschichten nicht übereinander lagern, sondern nebeneinander. Gletscher haben das Land quasi gefaltet. Kaolinsand neben Glimmerfeinsand neben Limonitsandstein. (Auch wenn es sich um sehr hübsche Bezeichnungen handelt, interessiere ich mich ehrlich gesagt in wissenschaftlicher Hinsicht nicht sonderlich für Steine und Sand. Daher für Wissbegierige ein Profi-Link zum Morsum-Kliff oder auch „Bunten Kliff“.)
Wenn ich mich auch wissenschatlich nicht für Steine und Sand begeistern kann, so doch emotional. Vielmehr visuell: Das Morsum-Kliff ist eine zurückhaltende Schönheit. Auf irgendwie ungefällige, unangepasste, urzeitliche Art. Unten am Watt führt der Weg westwärts, bis das Kliff nach knapp zwei Kilometern allmählich niedriger wird. Dort könnte man einen kleinen Abstecher zum Hindenburgdamm machen. Er ist nur noch einige Schritte entfernt. Der offizielle Rundweg führt hinauf aufs Kliff.
An der Abbruchkante sollte man wirklich (wirklich, wirklich, wirklich) auf den ausgeschilderten Wegen bleiben. Der Sockel des Morsum-Kliffs ist viele Millionen Jahre alt. Seit Touristen drauf rumkraxeln, aber schon ganz schön errodiert. Nur falls es jemand nicht weiß: Sobald Dünengras weggetrampelt wurde, kommt der feine Dünensand in Nullkommanichts ins Rutschen. Und es kommt wirklich (wirklich, wirklich, wirklich) auf jeden Einzelnen an.
Von der Aussichtsplattform blickt man bis zur Wanderdüne von List. (Wie ich gerade mit einem Faden auf einer Google-Map gemessen haben, ist sie etwa 18 km Luftlinie entfernt). Dieser weite Blick; das ist so toll auf Inseln.
Warum die Wanderdüne nicht zu den nationalen Geotopen gehört, müsste mir mal einer erklären. Immerhin ist sie die letzte Wanderdüne Deutschlands. Aber das ist einen eigenen Bericht wert. (Offenbar interessiere ich mich mehr für Sand, als ich dachte).
Oh, das muss ich mir mal angucken. Danke für den Bericht und viele Grüße aus Møn!
Viele Grüße zurück. Ist bei Euch auch Puderzucker-Winter?
Whow, wirklich schön. In Lübeck ist seit heute mehr als Puderzuckerwinter, aber das ändert sich vermutlich auch schnell wieder …..
Allerdings. In HH regnets schon. Trotzdem: schönen Sonntag.
Bis heute wusste ich gar nicht,dass es das Morsumkliff gibt,. aber dein Bericht und die Bilder sind so schön, dass ich bestimmt hinfahren werde.Kannst du dich noch an einen Dänemarkurlaub zu Kinderzeiten erinnern, wo wir gesehen haben, wie mühselig es ist, das Dünengras anzupflanzen. Darum: Dein Appell ist goldrichtig . Ganz liebe Grüße und ein schönes winterliches Wochenende-hier herrscht Tauwetter.Erika
Dass ich noch mal was in Schleswig-Holstein blogge, das Du nicht kennst! An die Dünenbepflanzung kann ich mich nicht erinnern. Ich muss endlich mal Deine analogen Medien angucken 🙂 Schönen Sonntag, Stefanie
Oh, das Morsum-Kliff! Da waren wir im Oktober auch. Und es hat mich genauso beeindruckt wiee Dich. Nur Du beschreibst das viel schöner! 🙂
Danke dafür und herzliche Grüße,
Nicole
(die aufgrund ihres Vollzeit-Broterwerbs-Jobs leider gar keine Zeit mehr hat fürs Bloggen und Kommentieren)
Da freu ich mich aber ganz besonders, dass Du etwas von Deiner knappen Zeit bei uns verbringst. (Irgendwann kann man dann ja vielleicht mal von Deinem neuen Job lesen. Ich hoffe, er bringt Spaß.)
[…] Der zweite Tag gehörte ganz und gar unserer heimatlichen Wattküste. Es ging von Braderup nach Morsum gute 2 Stunden am Strand entlang zum Middageten. Informationen zum Morsumer Kliff findet ihr hier im Blog: Klick. […]
[…] der Liste vertreten. 3 davon sind echte Promis: die Wattenmeerküste, die Insel Helgoland und das Morsum Kliff auf Sylt. Ich kenne sie gut und schätze sie enorm. Von der Liether Kalkgrube hatte ich hingegen […]
[…] im Grunde nur aus Dünen besteht, geht es über das herrliche Rantumbecken in den Inselosten zum Morsumkliff. Der Rundweg lohnt sich; ist aber nur zu Fuß machbar. Keitum – das unter Sylturlaubern […]