Mit Schleswig-Holstein ist es ähnlich wie mit den eigenen Vorzügen. Die hält man ja auch häufig für nichts weiter Besonderes. Zwar ganz nett, aber kann doch jeder, denkt man über seine Talente. Bis man sich mal fragt: Wer genau kann das eigentlich nicht, was ich kann?! Dann fallen einem x Leute ein (u.a. Leute, die man schätzt oder die man sogar bewundert), die ganz und gar nicht hinkriegen, was man selber spielend drauf hat.
Und so hat auch Schleswig-Holstein Seiten, die man nirgendwo sonst findet. Nicht an der niedersächsischen Nordsee. Nicht an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. In anderen Bundesländern sowieso nicht. Beispielsweise:
1. Kein Land sehen. Nirgends.
Nichts als Horizont in jeder Richtung. Das gibt es nur auf Inseln. Und in Deutschland nur auf Helgoland; diesem kleinen, roten Klotz 40 km vor der Nordseeküste. Gerade mal einen Quadratkilometer groß ist Deutschlands einzige Hochseeinsel – kleiner als der Hamburger Stadtpark. Das Freiheitsgefühl aber ist maximal. Besonders in den Abendstunden, wenn die Tagestouristen wieder weg sind. Dann steht man staunend im Oberland, 60 Meter über dem Meer und blickt in die Unendlichkeit.
Um Helgolands Zauber zu erfassen, braucht man ein, zwei Nächte. Dann hat man Zeit für atemberaubende Sonnenauf- und untergänge. Dann kann man in Ruhe Basstölpel, Trottellummen und Robben, Robben, Robben beobachten. Zu jeder Tageszeit einmal den klassischen Rundweg im Oberland antreten. Zollfrei shoppen im Unterland. Auf die Düne übersetzen und (sonnen)baden. Knieper (Taschenkrebse) speisen und in der ältesten Discothek Deutschlands tanzen.
2. Von der Nordsee zur Ostsee schippern. Quer durchs Land.
Weltweit gibt es nur eine Möglichkeit, um mit dem Schiff von der Nordseeküste zur Ostseeküste zu gelangen. Und das ist der Nord-Ostsee-Kanal. 100 km führt er von Brunsbüttel nach Kiel. Die Adler-Schiffe starten in den Sommermonaten wöchentlich; außerhalb der Saison zu speziellen Terminen.
Noch toller ist eine Radtour auf den schnurgeraden Verkehrswegen links und rechts des Kanals. Keine Steigungen, keine Autos, alle paar Kilometer eine Fähre für den Seitenwechsel. Ein Gefühl wie große Ferien. Obwohl es kein Kanal auf der Welt verkehrsmäßig mit dem Nord-Ostsee-Kanal aufnehmen kann.
Da Brunsbüttel nicht an die Bahn angeschlossen ist, bietet es sich an, schon in Glückstadt einzusetzen. Da ist man schnell von Altona aus. Es erhöht die Tour um ein paar wunderbare Stunden auf dem Elberadweg und die gesamte Strecke auf knappe 150 km. Ein echtes Micro-Abenteuer, das in 3 Tage lässig zu erleben ist.
3. Die Grenze zu Dänemark übertreten
Die einzige Landgrenze hat Dänemark zu Schleswig-Holstein. Schon wieder eine Nord-Ostsee-Verbindung. 60 km lang von Flensburg bis zum Deutsch-Dänischen Deich bei Niebüll. Schön für eine Wanderung, eine Radtour oder einen Roadtrip.
Highlights auf der Strecke: Kilometer 0 am Strand von Wassersleben, Møgeltonder in Dänemark, Emil Noldes Haus in Seebüll und das Naturschutzgebiet Rickelsbüller Koog ganz im Westen.
4. So nördlich sein, wie´s geht
Schleswig-Holstein meerumschlungen. Der echte Norden. In Deutschland ganz oben. Es gibt viele Etiketten für das nördlichste Bundesland, aber nur einen Punkt, wo man es wirklich fühlt. Ein Klassiker. Die Wanderung um den Sylter Ellenbogen. Nördlich gehts nicht. Schöner für uns auch nicht. Einziger Nachteil: von hier aus kann man nur noch ins Wasser gehen – oder in den Süden.
5. Auf Landunter hoffen
Halligen gibt es nur in Schleswig-Holstein. Halligen erheben sich bloß wenige Meter über den Meeresspiegel, so dass sie regelmäßig fluten. Halligbewohner bauen ihre Häuser auf Warften, künstlichen Hügeln, damit die Nordsee nicht ständig zur Haustür reinrauscht. Steht sie bis zum Garten, reden Halligfotografen von einem „wunderbaren Landunter“.
Auf eine Hallig haben wir es noch nicht geschafft. Obwohl ja nun schon richtig viel in Schleswig-Holstein unterwegs sind. Das Land hat einfach zu viele Schönheiten und Skurilitäten im Gepäck. Ist schon was ganz Besonders. Der echte Norden eben.
Und ich schätze mal, wir haben sogar noch die ein oder andere Sache vergessen, die man nur in Schleswig-Holstein machen kann. Falls Dir was auffällt: wir freuen uns über jeden Hinweis.
Eine wunderbare Liebeserklärung an Schleswig-Holstein, dass ich glücklicherweise seit 2011 meine Heimat nennen darf 🙂
Ich glaube, ich weiß noch ein Alleinstellungsmerkmal von SH: Mit dem Semesterticket über die Ostsee fahren kann man auch nur in Kiel (genauer mit den SFK-Fähren über die Kieler Förde bis nach Laboe) 🙂 Also zumindest ist mir keine andere Stadt bekannt, wo das geht…
Beste Grüße,
Patrick
Eine klare Nischen-Einzigartigkeit. Ich liebe solche Informationen. Schönen Dank auch!
sich spontan entscheiden, ob man heute an dieses oder jenes Meer fahren möchte 🙂
Ja, isses nich großartig?! Das geht nur in Schleswig-Holstein und Dänemark (deswegen hab ich es nicht aufgenommen). Aber toll ist es!
Was für ein schöner Beitrag, liebe Stefanie. Schleswig-Holstein ist wirklich ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Und die Radtouren entlang des Nord-Ostsee-Kanals kann ich nur empfehlen. Schade nur, dass die Rendsburger Schwebefähre im Moment außer Betrieb ist, sie ist ein echtes Highlight – vielleicht sogar einzigartig?
Wäre doch schön, wenn es bei Euch demnächst mal mit einem Hallig-Besuch klappt.
Liebe Grüße von der elbkind-crew ⚓️
Martina & Thue
Hallig steht natürlich ziemlich weit oben auf der Liste. Ich überlege noch, welche es sein soll. Die Schwebefähre in Rendsburg mag ich auch total; inkl. der Schiffsbegrüßungsanlage. In Rendsburg und Bilbao schweben die einzigen Fähren im „nicht musealen Betrieb“. Also, nicht ganz einzigartig – aber fast 🙂 Liebe Grüße, Stefanie
Danke für diesen wunderbaren Beitrag und die herrlichen Fotos!
Alles Liebe in den Norden …
Gaby
Vielen Dank, Gaby. Und zurück.
Großartige Fotos. Jetzt habe ich richtig Lust auf den Norden bekommen. Danke
Freut mich, freut mich.
Liebe Stefanie,
du hast es einfach drauf! Wenn jetzt nicht scharenweise die Touristen in „den wahren Norden“ kommen, weiß ich auch nicht weiter 😉
Radtour am NOK aber möglichst nicht mitten im Sommer und an einem unbewölkten Tag, schließlich gibt es keinerlei Schatten….außer man legt sich fix und alle unter eine der Hochbrücken 😉 (ich spreche aus Erfahrung!! 🙂 )
Liebe Grüße
Eva
Guter Tipp, Eva. Wir hatten zu Beginn auch einen superheißen, wolkenlos Tag erwischt. Man mochte gar nicht anhalten, so hat die Sonne geknallt. Das war aber Anfang Juni – und auf der südlichen Seite gabs schon noch Schatten.
Hallo Stefanie,
immer wieder auf der Suche nach schönen Impressionen im Norden und beim stöbern gerade auf Deine Seite gefunden. Der Norden, das Meer und diese wunderbare Luft lässt mich nie los. Als gebürtiger Kieler habe ich versucht im Süden Fuß zu fassen, aber ich habe das Meer so vermisst, das ich wieder zurück bin. Urlaub in Bayern ist toll, aber nur für Urlaub. Die Sonnenaufgänge und Untergänge sind traumhaft an der Küste. Dazu das Rauschen der Wellen und diese klare, kühle Luft mit Wind in den Haaren…. wundervoll! Ich freue mich, das wir hier oben Dinge machen können, die viele nicht können und weiß es zu schätzen.
Liebe Grüße aus Lübeck
André
Hallo Andre, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich kenne auch ein paar Leute, die in der Ferne Heimweh haben. Das Meer in der Nähe ist schon wichtig, wenn man es mal gewohnt war. Und in Lübeck wohnst Du ja strategisch günstig! Und dann noch: Willkommen auf unserem Blog. Vielleicht schaust Du ja ab und zu wieder vorbei. Bis dahin, liebe Grüße, Stefanie
Hallo Sabine, das stimmt. Lübeck ist schon schön 🙂 Habe euren BLOG abboniert und schaue bestimmt öfters mal rein. Schöne Pfingsten euch. LG André
Hallo Stefanie! Ich bin mir nicht ganz sicher, aber sind unsere Knicks nicht auch einzigartig? Zumindest die Bezeichnung habe ich sonst nirgends gefunden. Frohe Pfingsten und LG aus Costa da Caparica, nicht mehr Ostsee, sondern Atlantik, die Kieler Sprotte Wilfried
Liebe Wilfried, das kann gut sein…. muss ich unbedingt rausfinden. Danke Dir für den Tipp. Und liebe Grüße in den Süden, Stefanie