Drumrum, Niedersachsen, Norddeutschland, Wandern
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Alleine wandern

Heidschnuckenweg Etappe 2. Dieses Mal als Solotour. Die Strecke von Buchholz nach Handeloh entspricht mit 15 km Länge exakt zwei Runden um die Alster.  (Die Hamburgerin weiß: Zwei Runden um die Alster sind gleichbedeutend mit 3 Stunden reiner Gehzeit. Oder auch (nach dem Programm von 2008) 6 Punkte bei Weight Watchers, was wiederum einer Portion Spaghetti Bolognese entspricht.) Solche Gedanken beschäftigen einen  ja auch nur, wenn man keinen Gesprächspartner hat. 

 

Allein auf dem Heidschnuckenweg – ein Vergnügen

 

Im Gegensatz zum Spazieren allein gefällt mir Wandern allein richtig gut. Der Unterschied besteht darin, dass man sich beim Wandern vorbereitet. Man guckt sich einen Weg aus, man schmiert sich morgens ein Brötchen, zieht seine Wanderschuhe an, packt für alle Fälle eine Regenjacke ein (und schert sich nicht drum, wie man aussieht). Jede Handlung sagt: Das mache ich jetzt für mich!

 

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Warum man sich beim Wandern allein nie allein fühlt (im Gegensatz zum Spazieren allein), liegt daran, dass man quasi in ständiger Kommunikation mit dem Weg ist. Er überrascht einen, erfreut einen, jagt einem hier und da einen Schauer über den Rücken und versichert in regelmäßigen Abständen, dass man auf der richtigen Spur ist. Suche das weiße H auf schwarzem Grund. Das ist beinahe wie Schnitzeljagd.

 

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Spannend ist beim „Wandern allein“ auch die Frage: Fürchte ich mich allein im Wald? Und wenn ja wovor? Ganz was Furchtbares kann kaum passieren. Auf den ersten 10 km treffe ich etwa alle 30 min auf vertrauenswürdige Spaziergänger mit Hund (stets mit Hund). Somit stellt die Etappe 2 nicht die ganz große Freiheit dar (so wie Etappe 3 oder 4). Das hier ist mehr Hamburger Speckgürtel. Kein Grund sich vorm bösen Wolf zu fürchten also.

 

Etappe 2 ist weniger verwunschen

 

Trotzdem zucke ich zwischendurch immer mal wieder zusammen, wenn ein Ast knackt oder ein Vogel seltsam ruft. Das ist ja total archaisch und irrational. Damit will ich nicht sagen, dass es nichts gäbe, was einem im Wald passieren könnte. Ich meine nur, es kann dort wenig Gefährliches geschehen, was nicht auch (oder sogar viel eher) auf St. Pauli geschehen könnte.

 

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Die zweite Etappe des Heidschnuckenweges führt im Wesentlichen durch Wälder. Einmal muss ich eine Straße überqueren. Ansonsten werden die Waldwege nur durch zwei größere freie Heideflächen durchbrochen.

Zum ersten Mal öffnet sich die Landschaft nach 5 km beim Brunsberg (großartiger Ausblick! großartiger Platz für ein Brötchen!) und dann noch mal nach 10 km im Büchsenbachtal (entzückend).

Ach, ja, die gute, alte Heide. Tamara hat auf unserer gemeinsamen Wanderung gesagt, die Heide würde sich regelrecht in der Netzhaut einbrennen. Und so ist das auch. Sie kommt mir wie eine seit ewigen Zeiten Bekannte vor. Ich freue mich, sie zu sehen.

 

Büchsenbachtal

Ich mag die Heide…

Pferdekopf Büchsenbachtal

Ich mag ihre sandigen Wege…

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Ich mag ihre Bescheidenheit. Nichts schreit nach Aufmerksamkeit. Wie ungewöhnlich. Wie angenehm.

Heide

Ich mag diese spezielle Heidehitze. Wirklich, es ist ein anderes Klima. Nicht nur wärmer sondern auch trockener. Beinahe wüstenartig.

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Was ich an der Heide total mag, sind die Birken. Sogar Koniferen lass ich mir im Kontext gefallen.

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Ich mag die Heide wegen der Stille und der Hummeln (die hier die größten Krachmacher darstellen).

 

Also echt, ich mag die Heide. Übrigens rüscht sie sich allmählich auf. Die ersten Heideblüten sind schon von Schmetterlingen bevölkert. Überhaupt wird lila in der Heide unheimlich groß geschrieben. Viel blüht ja nicht. Aber wenn was blüht, dann garantiert in lila oder pink oder flieder oder mauve oder magenta oder Prinzessin-Lillifee-farben.

 

 

Auf den letzten 5 km treffe ich niemanden mehr. Außer – kurz vor Handeloh und ich bin ganz schockiert – einen echten Wanderer. Zwar ist er noch klein, höchstens 30 , denke ich. Aber er hat einen Rucksack dabei und Wanderschuhe an!

Da sitzt er, als sei das nichts weiter Besonderes. Dabei ist er mein erster Wanderer nach nun insgesamt 65 km auf dem Heidschnuckenweg. Falls ich beim nächsten Trip auch noch eine Heidschnucke sehe, fange ich an zu glauben, dass der Weg seinen Namen zu Recht trägt.

 

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Heidschnuckenweg Etappe 2

 

Buchholz – Handeloh 15 km (ca. 3 – 4 Stunden)
Anreise nach Buchholz vom Hamburger Hbf in 24 Minuten.
Von Handeloh zurück mit dem Erixx-Express.

Weiterlesen:

Heidschnuckenweg Etappe 1
Heidschnuckenweg Etappe 3 – 4

Heidschnuckenweg Etappe 4 – 5

8 Kommentare

  1. Ich muss noch mal kommentieren, das geht gar nicht anders: diesen Beitrag könnte fast ich geschrieben haben, so ähnlich sind die Gedanken, die mir zum alleine wandern kommen, aber auch zur wunderschönen Heidelandschaft.
    Verrückt, irgendwie…. du scheinst sooo viel jünger zu sein als ich, aber dennoch sind die Gedanken so ähnlich.

    Und jetzt les ich mich STILL weiter durch deinen Blog, denn der spricht mich unsagbar an! 🙂

  2. Vielen Dank für das Kompliment! Darüber freue ich mich.

    Weißt Du, was ich immer denke? Man wird (wenn man´s geschickt anstellt) nicht einfach älter – sondern man wird eher „mehr“. Wie man als 10jährige, 20 jährige, 30jährige usw. usf. die Welt erlebt hat… das bleibt ja alles da. Das IST man irgendwie alles auch. Und so hat man ne Menge Ebenen, auf denen man sich „gleicht alt“ begegnet, auch wenn man nicht wirklich gleich alt ist. (Was ich viel weniger esoterisch meine, als es klingt :-)).

    Liebe Grüße
    Steffi

  3. Je mehr ich über deine Worte nachdenke, desto mehr erscheinen sie mir richtig.
    Alter sollte nicht wirklich eine Rolle spielen im zwischenmenschlichen Kontakt!

    Ich habs getan = ich bin die Etappe 2 am Freitag gewandert. Auch sehr einsam….hin und wieder ängstlich („warum tust du das eigentlich?“ „wenn jetzt….“), aber auch stolz und vor allem begeistert von der Schönheit dieser Natur, dieser Wälder.
    Es hat gut getan und ich werde es wieder tun. 🙂

    Hier mein Bericht dazu:http://deichrunnerskueche.de/2014/09/heidschnuckenweg-etappe-2.html

  4. Es sieht sehr schön aus im Hamburger Speckgürtel … Und dass man auf dem Heidschnuckenweg keine Heidschnucken trifft, find ich jetzt nicht sooo schlimm – auf dem König-Ludwig-Weg begegnet man ja auch nicht König Ludwig 😉

Du hast was zum Thema beizutragen? Darüber freue ich mich sehr.

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